Interview

"Die Grenzgänger" im BR: Bayerische Charakterstudien

Sebastian Bezzel und Simon Schwarz sind in Bayern wieder als "Grenzgänger" unterwegs.
Philipp Seidel
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Auf dem Schrottplatz von Nicole Schindelar zerlegen Simon (rechts) und Sebastian nicht nur Autos - von der Zertrümmerung mit Vorschlaghämmern über die Bedienung eines Krans mit Greifarm bis zur Schrottpresse ist alles dabei.
Auf dem Schrottplatz von Nicole Schindelar zerlegen Simon (rechts) und Sebastian nicht nur Autos - von der Zertrümmerung mit Vorschlaghämmern über die Bedienung eines Krans mit Greifarm bis zur Schrottpresse ist alles dabei. © Benjamin Frank

Im Kino sind sie gerade gemeinsam im Eberhofer-Krimi "Kaiserschmarrndrama" zu sehen. Im BR machen sie sich ab heute als "Grenzgänger" zum dritten Mal auf den Weg durch Bayern. Es gibt vier neue Folgen – und diesmal nur ein gemeinsames Gefährt.

AZ: Herr Bezzel, Herr Schwarz, in der letzten Staffel hatte jeder von Ihnen ein eigenes Wohnmobil, in der aktuellen sind Sie gemeinsam in einem unterwegs – hatten Sie Angst vor einem Öko-Shitstorm, oder gab es Budgetkürzungen?
Schwarz: Ganz simpel: Wir hatten getrennte Wohnmobile aus Coronagründen.
Bezzel: Als wir letztes Jahr im April gedreht haben, gab es noch kaum Coronatests. Dieses Jahr wurden wir quasi täglich getestet, also ging es in einem Wohnmobil. Angst vor einem Fäkalorkan habe ich sowieso nicht, weil ich in keinem Sozialen Netzwerk bin.
Schwarz: Gemeinsam fahren ist für uns auch viel schöner, weil wir uns länger unterhalten können. Und nachhaltiger ist es sowieso.

Schwarz und Bezzel sind dreieinhalb Wochen unterwegs

Das ist ja unter anderem Thema der dritten Staffel. Worin äußert sich der Umwelt-Gedanke?
Schwarz: Nicht darin, dass wir mit einem Wohnmobil unterwegs sind. Dann hätten wir mit dem Zug fahren müssen. Eigentlich geht es mehr darum, was für Leute wir besuchen. Es geht uns nicht nur um Nachhaltigkeit, auch um Diversität und Inklusion im weitesten Sinne.
Bezzel: Und die Diversität in Bayern war auch ein wichtiges Thema für uns. Wir besuchen Leute, die für etwas stehen oder die etwas machen, das ungewöhnlich ist. Da sind Leute mit unglaublich konsequenten Denkansätzen dabei, Leute, die ihre Biografie aus verschiedenen Gründen total geändert haben und in eine andere Richtung gegangen sind. Und es ist natürlich eine Unterhaltungssendung.

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Unter anderem dürfen Sie auf einem Schrottplatz in München herumturnen und kurz danach einen Meditationslehrer besuchen, im Bayerischen Wald haben Sie eine Seifensiederfamilie besucht. Wo konnte denn wer von Ihnen seinen Charakter am besten ausleben?
Schwarz: Das ist schwierig zu sagen, weil ein Charakter ja nicht so eindimensional ist. Wir suchen Protagonisten, die wir interessant finden wegen dem, was sie tun und wofür sie stehen. Insofern ist es überall, wo wir hinkommen, für uns neu und interessant.
Bezzel: An einem Tag hockt man in einer Höhle und macht eine schamanische Reise mit, danach zupft man Kräuter und isst sie, am nächsten Tag ist man im Bayerischen Wald beim Seifensieder. Diesmal hatten wir auch zwei Stadt-Termine: auf dem Schrottplatz in München, dann in Regensburg im Theater.

Machen Sie wirklich eine große Reise? Oder entstehen die einzelnen Folgen getrennt und werden dann zusammengesetzt?
Schwarz: Wir sind dreieinhalb Wochen unterwegs, und in denen machen wir alles. Wir fahren die Orte nicht in der Reihenfolge der Ausstrahlung ab, wir fahren sie so ab, wie es als Route ideal ist.
Bezzel: Die Reise ging in Ingolstadt los, dann über Augsburg, runter ins Allgäu, rüber nach München, dann waren wir in der Gegend von Bad Tölz, Bad Reichenhall, danach gab es einen größeren Sprung nach Passau rauf, dann sind wir drei Tage im Bayerischen Wald unterwegs gewesen, Regensburg, Nürnberg, Fichtelgebirge. Es war eine richtig schöne Schleife durch den Freistaat.

Beide treffen 16 Menschen pro Staffel

Wenn Sie nun gemeinsam in einem Wohnmobil unterwegs waren: Hat die Freundschaft auch gelitten? Wer schnarcht denn lauter?
Bezzel: Ich schnarche lauter, glaube ich. Aber das weiß ich natürlich nur vom Hörensagen.
Schwarz: Ich weiß nicht ... Er sagt immer, dass er so laut schnarcht, das wird ihm offensichtlich immer vorgehalten …
Bezzel: Vielleicht bin ich 50 Jahre lang verarscht worden.

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Wird man als Wohnmobilfahrer sehr häufig angekumpelt von anderen Wohnmobilfahrern?
Schwarz: Von Wohnmobilfahrern weniger. Aber man wird immer sehr freundlich empfangen.

Als Prominenter oder als Wohnmobilfahrer?
Schwarz: Als Wohnmobilfahrer.
Bezzel: Als prominenter Wohnmobilfahrer!

Das gibt es ja auch nicht so oft.
Bezzel: Es passiert oft, dass die Leute einen reinwinken oder zeigen: Jetzt könntest du überholen.

Wie viele Grenzgänge gibt Bayern noch her - was noch nicht von Franz Xaver Gernstl oder den Woidboyz abgegrast wurde?
Bezzel: 16 Menschen treffen wir pro Staffel. In Bayern leben aktuell, soweit ich weiß, 13 Millionen. Da gibt es also noch einiges. Protagonisten sind ja ein nachwachsender Rohstoff. Heute meint noch einer, er führt ein langweiliges Leben. Dann passiert was in der Biografie, und zwei Jahre später ist es die spannendste Persönlichkeit der Welt, die man unbedingt besuchen muss.

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