"Deutschland 83": Darum wird die RTL-Serie ein Erfolg
München - Wer zuletzt bei „Blochin“ den Serien-Suchtfaktor verspürt haben will, muss Masochist gewesen sein. Wie es richtig geht, zeigt den öffentlich-rechtlichen Sendern jetzt ausgerechnet RTL!
Dort vertraut man auf die politische Sprengkraft der jüngere Vergangenheit. „Deutschland 83“ erweckt die Spätphase des Kalten Krieges wieder zum Leben. Schon der Vorspann überzeugt, auch wenn er ein bisschen von „Homeland“ entlehnt ist: Zur Musik von New Order sehen wir Projektionen von Ronald Reagan, Atombomben, Cruise Missiles auf dem nackten Oberkörper von Jonas Nay, dem überzeugenden Hauptdarsteller.
Darum geht's in Deutschland 83
Nay spielt den jungen NVA-Offizier Martin Rauch, der gegen seinen Willen im Westen einen heiklen Auftrag erfüllen muss: Platziert als Ordonnanzoffizier bei Bundeswehr-General Edel (den Ulrich Noethen überragend spielt), soll Rauch alle möglichen Informationen zur Stationierung von Pershing II-Raketen im Westen sammeln. Dafür könnte Rauchs nierenkranke Mutter ein Spenderorgan erhalten, wie ausgerechnet deren Schwester, Ostagentin Lenora Rauch (Maria Schrader), mit kaltem Gewissen vorrechnet. In einer Kaserne in der Eifel, geführt von einem Bonner Uniprofessor, Ost-Agent und Friedensaktivist, beginnt für den jungen Rauch ein neues höchst gefährliches Leben, das auch (so viel Spionagefilm muss sein) erotische Abenteuer mit sich bringt. Zum Glück erfährt seine ahnungslos in der DDR zurückgelassene Freundin zunächst nichts.
Es sind die vielen Ausstattungsdetails, die liebevolle Musikauswahl und die hervorragenden Schauspieler, die das Exposé der achtteiligen Serie am Anfang tragen. Dann zieht auch die Spannung rapide an. Die von Jörg und Anna Winger geschriebene Serie hat wie die großen US-Vorbilder durchaus den Mut, im Zweifelsfall die Drehbuch-Logik auf dem Altar der Spannung zu Opfern. Aber sie beeindruckt nicht nur Tom Hanks: Der Weltstar, der schon in qualvollen „Wetten, dass“-Sofa-Stunden die Untiefen des deutschen Fernsehens durchlitten, findet „Deutschland 83“ schlicht „großartig“.