Big Brother liest die Post der Kandidaten

Das Leben als TV-"Pionier" ist kein Zuckerschlecken: Die "Newtopia"-Kandidaten müssen laut ihrer geheimen Verträge nicht nur ihre Post von der Produktionsfirma lesen lassen - sondern auch mit einer Pfandzahlung in Vorleistung gehen. Wenn sie vorzeitig aussteigen, ist das Geld weg.
Berlin - Die Zeiten, als der Kandidaten-Vertrag Verschlusssache war - sie sind passé. Nach den Kontrakten der "Bachelor"-Buhlschaften sind nun auch die Verträge der Newtopia-Teilnehmer geleakt. Die "Bild"-Zeitung hat online am Montag Auszüge aus den Dokumenten zur Sat.1-Show veröffentlicht. Und natürlich beweisen die in allen kuriosen Einzelheiten nur, was ohnehin schon zu vermuten war: Das Leben als "Newtopia-Pionier" ist alles andere als ein Zuckerschlecken.
Die Kandidaten mussten vorab zahlen
Ins Auge fällt unter anderem eine finanzielle Klausel. Die Kandidaten müssen dem Bericht zufolge vorab eine "Sicherheitsleistung" einzahlen - als Zeichen des Einverständnisses, dass sie "ihre Teilnahme an der Produktion auch sehr ernst nehmen und nicht gegen den Vertrag verstoßen" werden. Das heißt laut "Bild" im Klartext: Wer gegen wesentliche Verbote verstößt oder ohne ärztliches Attest vorzeitig aussteigt, der ist sein Geld los.
Und an Ver- und Geboten mangelt es im Regelwerk für die Kandidaten nicht. Sie reichen von der Anweisung, sich "gut um die Tiere" zu kümmern und der Regel, nur auf ausgewiesenen Raucherinseln zu rauchen bis weit in die Privatsphäre der Kandidaten. So wird das Mikrofon vertraglich geregelt zwangsweise zum ständigen Begleiter der "Pioniere" - tagsüber immer am Körper, nachts am Kopfende des Bettes, beim Duschen in "unmittelbarer Nähe" der Dusche.
Die Produktionsfirma liest die Post
Und dann ist da noch jene Klausel, die die Grenze zwischen den Sendeformaten zu verwischen scheint - bei Newtopia liest gewissermaßen Big Brother mit: Die Teilnehmer verpflichten sich, ihre Post von einem Vertreter der Produktionsfirma lesen zu lassen. Ihre Ärzte müssen die Kandidaten angeblich vor einer Behandlung von der Schweigepflicht entbinden. Telefon- und Skype-Gespräche sowie E-Mails der "Pioniere" werden mitgeloggt und ausgewertet.
Immerhin: Allzu Vertrauliches wird darin auch gar nicht geredet und geschrieben werden. Denn die Kandidaten verpflichten sich in dem geheimen Vertrag ohnehin, "keinen Kontakt zu Familie/Ehepartnern, Freunden und Bekannten" aufzunehmen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und müssen vorab in jedem Einzelfall genehmigt werden.