AZ-Kurzkritik zu Folge 3: Irgendwann endet jede Wache

Ein verloren geglaubter Sohn taucht wieder auf, ein Sinn kehrt zurück und mit viel Fantasie wissen wir jetzt mehr über Jon Snow. Die Nachtkritik zur dritten Folge der neuen, sechsten Staffel.
Anja Perkuhn |
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Die AZ-Kurzkritik zur dritten Folge Game of Thrones der sechsten Staffel.
HBO Die AZ-Kurzkritik zur dritten Folge Game of Thrones der sechsten Staffel.

Vorsicht, Spoiler: Dieser Text enthält kaum bis gar nicht verschleierte Hinweise auf den Inhalt der aktuellen Folge von "Game of Thrones". Wenn Sie "Schwurbrecher" noch nicht gesehen haben und nichts verraten bekommen möchten, sollten Sie den Artikel später lesen.

Die sechste GoT-Staffel wird parallel zur US-Ausstrahlung immer in der Nacht auf Montag in Deutschland auf Sky On Demand, Sky Go und Sky Online veröffentlicht. Wahlweise stehen das englische Original und die deutsche Synchronisation zur Verfügung. Im Fernsehen laufen die Folge der neuen Staffel immer montags um 21 Uhr auf Sky Atlantic.

 

Was ist passiert?

Auch diesmal gibt es viele Häppchen und keine große, sich entfaltende Geschichte – die Zeiten, in denen die „Game of Thrones“-Macher einem 20 Minuten gegeben haben, um Charakteren wie dem ungleichen Paar aus Jaime Lannister und Brienne of Tarth zu folgen sind wohl endgültig vorbei. Stattdessen geht es jetzt an die Auflösung des großen Plots, und da bekommt selbst der gerade wieder ins Leben zurückgehustete Jon Snow (Kit Harington) nur gerade so viel Raum, wie er unbedingt braucht.

Nach der am meisten von Fans herbeigewünschten Wiederauferstehung seit Tupac Shakur (oder, wenn man in der Fantasiewelt bleiben möchte: Harry Potters Patenonkel Sirius Black) ist nun die Frage, wie der verratene und erdolchte Anführer der Knight’s Watch mit seinem Schicksal umgeht. Nach dem ersten Blick zu urteilen: mäßig. Auf der anderen Seite hat er nichts gesehen, keinen Himmel, keine Hölle, keinen Lord of Light, der ihm den großen Plan verrät. Und das, verrät Harington, ändert die Figur Jon Snow radikal: Er hat jetzt Angst vor dem Tod.

Hier geht’s zur Kritik der zweiten Folge

Tiefere Einblicke gibt es dazu noch nicht, dafür haben die Zuschauer jetzt zumindest eine winzige Idee, was die tatsächliche Familie von Jon Snow betrifft. Fantheorien dichten ihm eine nobelblütigere Herkunft an, als er offiziell hat: Er soll nicht Ned Starks Bastard sein, sondern vielmehr der Sohn von Neds Schwester Lyanna und Prinz Rhaegar Targaryen, der sie vor ihrer Hochzeit mit Robert Baratheon entführt hat. Dass Bran Stark (Isaac Hempstead Wright) jetzt in einer seiner visionären Wanderungen in die Vergangenheit ausgerechnet am Tower of Joy landet, in dem Ned Stark seine sterbende Schwester vorfand, ist zumindest ein starkes Indiz – für nette Nebengeschichten, die die Handlung nicht zwingend vorantreiben, nimmt sich diese Serie traditionell keine Zeit. Das ließe den Schluss zu, dass Lyanna mit dem kleinen Jon, Sohn von ihr und Rhaegar, im Turm versteckt ist und den Säugling ihrem Bruder anvertrauen wird, mit dem Versprechen, dessen wahre Herkunft nie zu verraten.

Leider spielt Brans Mentor, die Dreiäugige Krähe (Max von Sydow), wieder den Spielverderber und lässt ihn nur bei einem Schwertkampf seines Vaters zuschauen und ihn Richtung Turm eilen, wo ein Frauenschrei erklingt, dann war’s das schon wieder mit der Spurensuche.

Während Jon Snow also nichts gesehen hat, Bran Stark (und mit ihm die Zuschauer) zu wenig, um zufrieden zu sein, geht’s aber immerhin für Arya Stark (Maisie Williams) voran: Sie bekommt die Auch-als-Blinde-kannst-du-kämpfen-Ausbildung im House of Black and White. Tapfer macht sie wieder das Spielchen „Wer bist du?“ – „Niemand“ mit, lässt sich öfter mit einem Stock verhauen, als jemand anderen zu treffen – bis sie schließlich einen Schlag blockt. „Ein Mädchen bekommt sein Augenlicht zurück, wenn es seinen Namen sagt“, lockt Ausbilder Jaqen H'ghar sie wieder einmal. „Ein Mädchen hat keinen Namen“, erwidert sie. Und ihre milchigen Augen werden wieder klar.

Außerdem taucht der letzte Stark-Sprössling auf, von dem man seit mehr als einer Staffel nichts gehört hatte: das jüngste Kind, Rickon. Angenehm wird es für ihn in naher Zukunft aber nicht werden, denn er ist ein Geschenk an Ramsay Bolton – genau, den irren Sadisten, der in der vorigen Folge eine junge Mutter und ihr Neugeborenes den Hunden zum Fraß vorgeworfen hat, damit niemand seine Herrschaft anzweifelt.

 

Wer ist in dieser Folge gestorben?


Die vier Verräter, die den Tod von Jon Snow geplant und umgesetzt haben: Alliser Thorne, Bowen Marsh und Othell Yarwyck, außerdem der Farmjunge Olly, den Jon unter seine Krähen-Fittiche genommen hatte. Sie werden gehängt, der neue, alte Lord Commander durchtrennt selbst mit seinem Schwert den Strick, der die Falltür unter ihren Füßen auslöst. Danach übergibt er den Mantel des Night’s Watch-Anführers an seinen Freund Edd Tollett. „Trag’ ihn. Verbrenn’ ihn. Was immer du willst. Du führst Castle Black. Meine Wache ist zu Ende.“


Wem hätten wir eher den Tod gewünscht?


Nach inzwischen 53 „GoT“-Folgen, in denen oft die Unschuldigen niedergemäht wurden oder zumindest die Figuren, vor denen noch ein langer Handlungsstrang zu liegen schien, muss man auch einmal anerkennen: Wenn es so etwas wie einen verdienten Tod gibt, dann kam er zu den Richtigen.


Unterm Strich: Mehr Haut oder mehr Blut?


Mehr Blut, vor allem aus der Vergangenheit. Ein aufwendiger, schön orchestrierter Schwerkampf ist es da, den sich Ned Stark und seine Mannen mit den Rittern der King’s Guard am Tower of Joy liefern. Und ernüchternd ist das Ende: Wie der heimliche Zuschauer Bran Stark bemerkt, ist sein Vater dem Mann mit den zwei Schwertern, Ser Arthur Dayne, deutlich unterlegen, und kann mit fairen Mitteln eigentlich nicht gewinnen. Tut er dann auch nicht.

 

Die Poesie der Folge?


Man war schon davon ausgegangen, dass Jon Snows Gefährte Sam Tarly (John Bardley) sich mit seiner Reise nach Oldtown, um dort ein gebildeter Maester zu werden, aus der Handlung verabschiedet hat. Aber da ist er wieder, würgend und kotzend an Bord eines schwankenden Schiffs, zusammen mit seiner Liebsten Gilly (Hannah Murray) und deren kleinem Sohn – die er beide vor ihrem Vater gerettet hat, der seine eigenen Töchter schwängerte und neugeborene Jungen den White Walkers opferte.

Hier gibt's die Kritik zu ersten Folge

Sie diskutieren wieder einmal, wo sie unterkommen wird und ob Sam sein Versprechen brechen wird, sie nie zu verlassen. Ob sie ihm nun eins mit einer Pfanne überziehen würde, weil er sie bei seinen Eltern unterbringen will, fragt Sam sie. Gilly verneint mit Blick auf ihr (überproportional schnell gealtertes) Kind. „Das würde ich dem Vater meines Sohnes nie antun.“


Der beste Dialog?


Ein klein bisschen Leichtigkeit beim Wiedersehen von Jon Snow und Edd Tollett:

„Bist das da drin noch du?“

„Ich denke schon. Wartet also noch kurz damit ab, den Körper zu verbrennen.“

„Das war witzig. Bist du sicher, dass das da drin wirklich du bist?“


Wer ist dem Iron Throne aktuell am nächsten?

 

Die religiösen Fanatiker um den High Sparrow sind immer noch diejenigen, die King’s Landing kontrollieren, und der junge, etwas bräsige König Tommen (Dean-Charles Chapman) hat sich tatsächlich gerade – pünktlich zum 8. Mai – vom High Sparrow zum Thema Mutterliebe belehren lassen, als er sich eigentlich darüber aufregen wollte, dass seine Mutter Cersei (Lena Headey) auch nach ihrem „Weg der Scham“, dem Nacktlauf durch die Stadt, immer noch nicht freigesprochen ist. Aber immerhin: Die Großmutter der noch inhaftierten Königin Margaery ist wieder in der Stadt und der Kleine Rat aus ihr und diversen Amtsträgern ist zusammengekommen – wohl, um zu besprechen, wie man da endlich mal wieder aufräumen und die gestandenen intriganten Familien wieder in machtvolle Positionen bringen kann.

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