AZ-Kritik: ARD-Tatort "Schwindelfrei" mit Ulrich Tukur

Der Zirkus als Gleichnis für die Welt - das ist nur selten gelungen (Chaplins Klassiker „Circus“ ist allerdings unsterbliche Filmkunst). Aber für einen „Tatort“ ist das wohl ein Übergewicht an Philosophie. Und so fühlt es sich am Ende wie ein arg zäher Kaugummi an, wenn sich der Schauspieler-Virtuose Ulrich Tukur den Wiesbadener „Tatort: Schwindelfrei“ (Buch & Regie: Justus von Dohnanyi, ARD/HR) als seiltänzerische Bravournummer für sein Grübelclownsballett unter den Nagel reißt. Da schwimmt einem der Kriminalfall – eine Frau verschwindet während einer Zirkusvorstellung – schnell in Richtung einer Kosovo-Rachegeschichte davon.
So war der Stuttgarter Tatort "Happy Birthday, Sarah"
Tukur als Undercover-Kommissar Murot schnüffelt sich als singender Clown und Orchestermusikant durch die Messerwerfer-Manege. Das ist aber dann mehr eine Ansammlung komödiantischer Etüden in „Tatort“-Verkleidung, also eine Art Wandervogelkunst in fremden Revieren, mit Nostalgie-Schmachtfetzen wie „Oh mein Papa“ als Zugabe.
Solistenkunst als „Tatort“-Frust – ein Sonderfall.