Alina Levshin ist die neue "Tatort"-Praktikantin
Alina wer? Das fragt schon lange kein Filmfreund mehr, und spätestens seit der "Tatort"-Ausstrahlung kennt man ihr hübsches Gesicht auch als stinknormaler Sonntagabend-Krimi-Konsument. Was sie von ihrem blutjungen "Tatort"-Team, "Stoffwechselbeschleunigern" und der Ukraine hält, das hat Alina Levshin spot on news verraten.
Berlin - Für ihre "atemberaubende Wandelbarkeit im Gesicht, in der Sprache und in der Körperlichkeit" ist Alina Levshin 2011 mit dem Förderpreis Deutscher Film ausgezeichnet worden. Und genau diese Schauspielkunst hat die 29-Jährige auch im "Tatort - Kalter Engel" wieder gezeigt. Gelernt ist eben gelernt, denn die gebürtige Ukrainerin studierte nach dem Abitur von 2006 bis 2010 Schauspiel an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam. Ein Herzensprojekt war ihr das TV-Drama "Kriegerin", für das sie ebenfalls viele Preise bekam. "Ich hoffe, dass die Aufklärungsarbeit über den Rechtsextremismus mit 'Kriegerin' unterstützt werden kann", erklärte Levshin nach einer ihrer Auszeichnungen. Die Künstlerin, die Deutsch und Russisch als Muttersprachen spricht und reiten, fechten und tanzen kann, lebt mit ihrem Ehemann und ihrer knapp zweijährigen Tochter in Berlin.
Für ihre Rolle im Drama "Kriegerin" bekam Alina Levshin viele Preise - hier die DVD bestellen
Was sie von ihrem blutjungen "Tatort"-Team und der sogenannten "Pflichterfüllergeneration" hält und ob sie auf "Stoffwechselbeschleuniger" oder die Ukraine steht, das hat Alina Levshin der Nachrichtenagentur spot on news verraten.
Frau Levshin, die Sonntagskrimis sind Kult. Welches war - vor Erfurt - Ihr Lieblingsteam?
Alina Levshin: Ich habe kein Lieblingsteam, mir gefallen viele Teams und das ist auch gut so, denn gerade diese Vielfalt macht die Krimis sehenswert.
Was reizt Sie an Ihrer Rolle und worin ähnelt die Jura-Praktikantin Johanna Grewel der Schauspielerin Alina Levshin?
Levshin: Es reizt mich, jemanden zu spielen, der sehr analytisch veranlagt ist und sehr viel theoretisches Wissen hat. Johanna Grewel ist sehr ambitioniert und nimmt ihren Job ernst. Sie muss aber auch einsehen, dass sie nicht die praktischen Erfahrungen der beiden Kommissare hat. Sie muss noch viel lernen. Ich lerne auch sehr gerne, bin zielstrebig und konzentriert, wenn ich mich einer Sache widme.
Versteckt sich Johanna Grewel hinter ihrem enormen Wissen?
Levshin: Ich würde nicht sagen, dass sich Johanna hinter ihrem Wissen versteckt. Sie ist nicht menschenscheu, hat eher eine sehr direkte Art. Sie ist aber auch jemand, der erst mal beobachtet, was ich sehr gut verstehen kann. Deshalb nimmt sie sich manchmal zurück. Sie ist intelligent, nimmt ihre Intuition ernst, es kann aber auch passieren, dass sie sich in eine Sache so sehr verbeißt, dass die soziale Aufmerksamkeit zu kurz kommt.
Das neue Tatort-Team ist generell sehr jung. Womit gleichen die Kommissare und ihre Praktikanten die mangelnde Erfahrung aus?
Levshin: Obwohl wir in der Tat jünger sind als der Durchschnitt der Kommissare, machen wir unsere eigenen Erfahrungen und ich denke das dürfen wir auch. Jeder sollte diese Möglichkeit bekommen, denn alle waren mal jung. Die Fälle werden sicherlich auch etwas an uns und unseren Horizont angepasst.
Stehen Sie im echten Leben auf "Stoffwechselbeschleuniger"?
Levshin: Im echten Leben stehe ich auch nicht auf "Stoffwechselbeschleuniger". Ich bin eher der natürliche Typ und bevorzuge grünen Tee.
Braucht die "Pflichterfüllergeneration" tatsächlich Aufputschmittel?
Levshin: Ich würde sagen, dass es sicherlich eine Tendenz dazu gibt in unserer heutigen Zeit, die die Studenten und Berufsanfänger dazu zwingt schneller und besser sein zu müssen, um eine Chance auf dem Markt zu haben. In meiner Branche herrscht auch Überfluss und der Beruf des Schauspielers ist nicht einmal geschützt. Es kann sich im Prinzip jeder so nennen. Ich persönlich kenne keinen in meinem Freundeskreis, der Drogen nimmt, um dem Berufsdruck standhalten zu können. Ich halte es aber für realistisch. Es wird eben viel abverlangt in kurzer Zeit und als Anfänger hat man es nicht leicht, wenn man trotzdem herausstechen will.
"Mach was draus!" - Hat das schon mal jemand zu Ihnen gesagt und was kam dabei heraus?
Levshin: "Mach was draus!" verbinde ich immer mit Schauspiel-Prüfungen. Ich mag keine Prüfungen, weil ich schnell in Stress gerate und sich das schlecht auf mein Spiel auswirkt. Aber ich musste schon durch viele Prüfungen durch. Dann versuche ich einfach kurz in mich zu gehen und den Druck raus zulassen. Mit Druck erreicht man auf Dauer gar nichts. Man sollte eher dazu stehen, wie man ist.
Sie sind in Odessa geboren, besuchen Sie die Ukraine manchmal?
Levshin: Ich bin oft in der Ukraine, habe dort einen Teil meiner Verwandtschaft und genieße es sehr diesen zweiten Pol zu haben.
Spätestens seit dem Roman "Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch" weiß man, dass die Farben auf der Flagge für die gelbe Weizenfelder und den blauen Himmel stehen. Wie schön ist es dort wirklich?
Levshin: Es ist ein vielseitiges Land und eine vielseitige Kultur, aber alles hat zwei Seiten. Für mich ist es eine Art Erholung, natürlich auch deshalb, weil ich dort kein Geld verdienen muss, sondern nur Gast bin.
Sie haben eine eigene kleine Familie und sind sehr erfolgreich im Job. Was ist Ihnen wichtig, um das Gleichgewicht zwischen Privatleben und Beruf nicht zu verlieren?
Levshin: Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, muss man sich erholen können. Auch sollte man Beruf und Privatleben nicht miteinander vermengen. Das ist mir sehr wichtig. Gerade weil dieser Beruf sehr stressig sein kann, habe gerne Familie, Freunde und Bekannte um mich herum, die mich erden und ganz oft auch überhaupt nichts mit meinem Beruf zu tun haben.
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