Interview

Weltumsegler Boris Herrmann: "Die Einsamkeit war eine große Herausforderung"

Weltumsegler Boris Herrmann spricht in der AZ über seinen plötzlich gestiegenen Bekanntheitsgrad, die Probleme eines Einzelkämpfers auf hoher See - und Kaffee-Gespräche mit Klimaaktivistin Greta Thunberg.
Thomas Becker |
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Der mittelalte Mann und das Meer: Bei der Vendée Globe war Boris Herrmann (40) auf sich alleine gestellt.
Der mittelalte Mann und das Meer: Bei der Vendée Globe war Boris Herrmann (40) auf sich alleine gestellt. © picture alliance/dpa/Team-Malizia.com

München - AZ-Interview mit Boris Herrmann: Der Hamburger (40) belegte letztes Jahr beim Weltumsegelungsrennen Vendée Globe den fünften Platz.

AZ: Herr Herrmann, seit Ihrem spektakulären fünften Platz bei der Vendée Globe, dem wahrscheinlich härtesten Segelrennen der Welt, sind Sie auch weit über die Szene hinaus bekannt. Können Sie nach dem Rummel des vergangenen Jahres noch unerkannt einkaufen gehen?
BORIS HERRMANN: Es kommt darauf an, manchmal ja, aber ich werde von mehr Leuten erkannt, vor allem, wenn ich in meiner Heimatstadt Hamburg in meinem Viertel in der Hafencity unterwegs bin.

Herrmann: "Die Müdigkeit nach einem solchen Rennen hielt lange an" 

Wie haben Sie die Zeit danach erlebt? Wie schläft man, wenn man zuvor drei Monate kaum ein Auge zugemacht hat? Wie ist der Einzelkämpfer auf dem Meer, mit der Nicht-mehr-Einsamkeit umgegangen?
Es dauerte nicht lange, bis ich mich wieder an die richtige Schlafroutine gewöhnt hatte, und nach ein paar Tagen schlief ich wieder normal, aber die Müdigkeit nach einem solchen Rennen hielt lange an. Auch wenn ich ein Offshore-Solosegler bin, genieße ich es eigentlich mehr, unter Menschen zu sein als allein, und so war ich sehr froh, wieder an Land bei meiner Familie und meinen Freunden zu sein.

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Wie präsent ist das Rennen noch? Gibt es Erlebnisse, die immer wieder hochkommen?
In den letzten Monaten habe ich damit begonnen, die Gesamterfahrung zu analysieren und über das Rennen nachzudenken, um daraus zu lernen, was gut gelaufen ist und was ich noch verbessern muss. In Bezug auf die Leistung, aber auch in Bezug auf den Umgang mit der Einsamkeit auf See. Das war eine große Herausforderung für mich und ich möchte mit Meditation und anderen Techniken arbeiten, um bei der nächsten Vendée Globe besser damit umgehen zu können.

"Greta Thunberg ist eine gute Freundin des Teams"

Für Sie ist nach dem Rennen ja schon wieder vor dem Rennen. Konnten Sie die Segelei mal komplett ausblenden?
Nach der Vendée Globe wusste ich, dass für eine weitere Regatta eine Menge Arbeit anstand, also schaltete ich meinen Geist für viele Monate vom Segeln ab und konzentrierte mich darauf, neue Partner zu finden und mit meinem Team ein neues Boot zu bauen. Jetzt, wo wir sieben Partner haben und die neue IMOCA fast fertig ist, kann ich mich wieder auf das Training und das Segeln konzentrieren.

Wie groß ist Ihr Team im Vergleich zum letzten Rennen?
Wir sind in den letzten sechs bis acht Monaten von sechs Vollzeitmitarbeitern auf 25 angewachsen. Dazu gehören das kaufmännische Team und das Team für Bootsbau und Technologie. Wir sind jetzt eine vielfältige Mischung von Menschen, die eine großartige Arbeitsatmosphäre schafft.

Haben Sie noch Kontakt zu Greta Thunberg, die sie 2019 auf einer Jacht über den Atlantik zum UN-Klimagipfel nach New York gesegelt haben?
Ja, wir sind in Kontakt. Sie ist eine gute Freundin des Teams, und wann immer wir in der gleichen Stadt sind, versuchen wir, uns auf einen Kaffee zu treffen und uns auszutauschen.


An diesem Sonntag gastiert die International Ocean Film Tour in der BMW Welt. Gezeigt wird dort bei den beiden Vorstellungen um 15 Uhr und 19 Uhr unter anderem auch die Herrmann-Doku "Storm Ride".

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