Zimmermann: "Lieber keine A-Wörter heuer"

Der Löwen-Torhüter zieht im AZ-Interview ein Fazit nach den ersten Partien, spricht über Saisonziele und die Königsklassen-Pläne von Investor Hasan Ismaik: "Es ist eine Riesenchance für uns alle".
von  Interview: Matthias Eicher
Bislang ein starker Rückhalt für die Löwen: Stammtorhüter Jan Zimmermann.
Bislang ein starker Rückhalt für die Löwen: Stammtorhüter Jan Zimmermann. © sampics/Augenklick

AZ-interview mit Jan Zimmermann. Der Torhüter (31) wechselte zu Saisonbeginn aus Heidenheim zum TSV 1860.

AZ: Herr Zimmermann, am Dienstag gab es für Sie als Neulöwen den ersten Auftritt auf dem Oktoberfest. Ihr Wiesn-Fazit?
JAN ZIMMERMANN: Top. Alleine das Outfit: eine Hirschlederne mit Löwen drauf. Ich habe mir zwei Maß erlaubt. Das gehört dazu, päpstlicher als der Papst muss man auch nicht sein. Es war ein gutes Miteinander und hat nach dem 0:2 gegen Hannover ein bisschen dazu beigetragen, den Wochenend-Frust abzuhaken.

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Nächstes Fazit nach dem ersten Saisonviertel: Sie haben acht Punkte auf dem Konto, sind Elfter – Sie dürften kaum zufrieden sein.
Natürlich nicht. Gegen 96 waren wir einfach unterlegen. Punkt. Klammert man Hannover aus, kann man rein von der Entwicklung her teilweise zufrieden sein. Was mich mehr ärgert: Viele Spiele waren besser als die Ergebnisse. Dementsprechend hätten wir auch ein paar Punkt mehr holen müssen.

Zu Ihrem ganz persönlichen Job: Sie wurden auf Anhieb zur Nummer 1 und waren nicht nur einmal, sondern regelmäßig bester Löwe. Stolz?
Ich bin froh, der Mannschaft helfen zu können, aber ich nehme mich nicht so wichtig. Was mich freut: Die harte Arbeit mit Andi Menger (Torwarttrainer, d. Red.), der uns Torhüter wirklich fordert, zahlt sich aus. Aber ich bin extrem ehrgeizig und selbstkritisch. Ich seziere alle Gegentore ganz genau, frage mich, was ich hätte besser machen können. Auch, wenn man nicht alle verhindern kann und ich vernünftig gehalten habe, sitze ich bei einer Pleite nicht glücklich daheim…
Meisterlöwe Peter Grosser fürchtet erneute Abstiegsängste, Kapitän Stefan Aigner hofft zur Winterpause auf fünf, sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz und scheint ein bisschen nach oben zu schielen.

Was sagen Sie zu den Saisonzielen und dem Dauer-Thema Aufstieg?
Wir sollten nach den letzten beiden Jahren demütig bleiben. Trainerteam und Mannschaft sind neu. Nach dem Umbruch sind wir gut beraten, so schnell wie möglich Distanz zwischen uns und den Abstiegsrängen zu schaffen. Lieber mal keine A-Wörter heuer.

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Zumal fest eingeplante Neuzugänge wie Aigner und Filip Stojkovic länger fehlen und nun auch Ivica Olic mit Knieproblemen auszufallen droht.
Klar fehlt uns Aiges, der Spiele alleine entscheiden kann. Ivica ist wichtig und auch Filip hat gezeigt, was er kann. Es ist aber nicht mein Naturell, nach Ausreden zu suchen. Es heißt für die fitten Spieler, das Ding zu übernehmen.

Mit welchen Gedanken liest man in der jetzigen Phase von Hasan Ismaik, der Träume von der Champions League hegt?
Das liest du natürlich – auch, dass er 200 Millionen investieren will, wenn die 50+1-Regel fällt. Ich kenne aber keine genauen Pläne. Daher erlaube ich mir kein Urteil. Ich konzentriere mich auf meinen Kernjob. Aber: Es ist eine Riesenchance für uns alle, dass der Verein überhaupt solche Ambitionen haben kann. Und Herausforderung zugleich. Pläne müssen mit Leben gefüllt werden. Wir, die Spieler, sind diejenigen, die Siege und Punkte holen müssen.

Und Ismaik holt die Funktionäre: Mit Ian Ayre soll ein neuer Geschäftsführer vom FC Liverpool kommen.
Wenn sich der Verein professioneller aufstellen will, kann man das nur gut finden. Am Wichtigsten ist für uns, dass wir in Ruhe arbeiten können. Ich weiß noch: Am ersten Trainingstag waren die Wände beschmiert, es herrschte Chaos. Mittlerweile ist es absolut top. Wir sprechen alle eine Sprache und können uns auf den Fußball konzentrieren. Für uns zählt zum Beispiel viel mehr, dass auf unserem Trainingsplatz ein neuer Rasen verlegt wurde.

Jetzt am Sonntag geht es zu den Würzburger Kickers. Sportchef Thomas Eichin hat erklärt, dass man vom Gegner automatisch in eine Favoritenrolle gedrängt werde.
Ich kann mit der Unterteilung in Favorit oder Underdog eigentlich wenig anfangen. In der Zweiten Liga zeigt sich ständig, dass es keine großen Unterschiede gibt. So etwas wie Bayern gegen Darmstadt in der Ersten Liga mit 80 Prozent Ballbesitz gibt es bei dieser engen Leistungsdichte nicht.

Sie waren mit dem 1. FC Heidenheim in einer ähnlichen Situation. Wie schätzen Sie Würzburg als Zweitliga-Neuling ein?
Die haben auch ein kleines, enges Stadion, dort herrscht immer noch große Euphorie. Ich habe es mit Heidenheim erlebt: Im ersten Jahr nach dem Aufstieg sind wir – wie jetzt Würzburg – weiter auf der Welle gesurft. Sie haben einen Trainer, der alles aus den Spielern herauskitzelt. Es klingt abgedroschen, aber: Das wird ein harter Kampf – den müssen wir annehmen.

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