"Wurmt alle": Giannikis beschwört vor dem Rückrundenstart die Wagenburg TSV 1860
München - Wenn man sich den TSV 1860 anno 2025 als eine Gruppe heimatsuchender Siedler vorstellt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, im Wilden Westen, sprich Giesing, ihre Zelte aufzuschlagen und sesshaft zu werden, dann müsste diese Gemeinschaft auf jeden Fall noch eine ganze Menge an ihrer Wehrhaftigkeit arbeiten.
Gezielten Angriffen stehen die Sechzger oft schutzlos gegenüber, weil sich an der Spitze des Trecks, sprich in der Klubführung, immer wieder gegenseitig Stöcke ins Wagenrad gehalten werden. Das führt zu Schäden, mal größere, mal kleinere. Sie hindern daran, selbst mal zum konzentrierten Angriff überzugehen.
Giannikis über Leistung des TSV 1860 München: "Wir haben viel investiert"
Trainer Argirios Giannikis und Sportchef Christian Werner versuchen nun mindestens dort, wo sie ihren Einfluss geltend machen können, die Abwehrkräfte zu stärken. Rund um die Mannschaft und in der Geschäftsstelle bauen sie an einer blauen Wagenburg, wie sie die filmischen Siedler im großen weiten Land errichteten, um sich etwa Banditen zu erwehren.

An der Grünwalder Straße 114 geht es eher darum, sich die Atmosphäre nicht verderben zu lassen. "Wir haben viel investiert", schildert der unter Erfolgsdruck stehende Coach, "dass die Mannschaft zusammenwächst, dass alle hier zusammenwachsen und eine Einheit bilden." Die Planwagen in Formation, bitte!
TSV 1860 hat bisher nur zwei Heimsieg zu verzeichnen
Es ist aus dem Verein immer wieder zu hören, dass Giannikis menschlich ankommt – vom Löwenstüberl bis in die dritte Etage der Geschäftsstelle. Nur, dass er die Wagenkolonne tatsächlich so positionieren kann, dass sie keine Lücke mehr lässt, daran gibt es durchaus Zweifel. Was nicht zuletzt an der verheerenden Heimbilanz mit bisher nur zwei Siegen liegt.
"Es wurmt alle, dass wir zu Hause zu wenig Punkte geholt haben", sagt der 44-Jährige mit Blick auf die am Samstag beim 1. FC Saarbrücken (14 Uhr/Magentasport) beginnende Rückrunde, die Giannikis' Siedler mit Abstiegssorgen aufnehmen.

Sechziger "lassen sich von Stimmungslagen nicht beeinflussen"
Dem Murren ob der schwankenden bis mäßigen oder gar miesen sportlichen Leistungen, den Störgeräuschen im Umfeld setzt er ein intaktes Teamgefüge entgegen. Seiner Auffassung nach passt die Wagenformation durchaus.
"Die Mannschaft versteht sich untereinander sehr gut, wir lassen uns von Stimmungslagen nicht beeinflussen." Um noch enger zusammenzurücken, um noch geschlossener zu werden, seien keine besonderen Maßnahmen nötig. "Die Struktur ist gefestigt", urteilt Giannikis.
Jacobsen und Hiller stehen wohl gegen Saarbrücken wieder im Kader
Allerdings müssen daraus die richtigen Ergebnisse hervorgehen, sonst verlieren die Bemerkungen an Wirkkraft, wird die Siedlergruppe womöglich vertrieben, wenn doch zu schädliche Stimmungströme eindringen. "Wir versuchen alles soweit wegzuhalten, dass wir uns auf unser Spiel fokussieren können, auf unsere Entwicklung, auf den Gegner", sagt der Coach.
Der kommende ist Tabellendritter, hat nur dreimal verloren und dürfte die Geschlossenheit der blauen Wagenburg auf die Probe stellen. Wenn alles gut geht, hat Giannikis die zuletzt erkrankten, aber erfahrenen Kutscher Thore Jacobsen und Marco Hiller mit dabei. Die machen gewiss ein paar offene Stellen dicht.