Wie Löwen-Investor Hasan Ismaik sich beim TSV 1860 ein riesiges Problem geschaffen hat: "Wir wollen keine Leute wie dich"

München - Kriegsmetaphorik, Worte mit durchschlagender Kraft, haben eine unglaubliche Wirkung auf den Menschen, weshalb sie im (Sport-)Journalismus gerade in Kriegszeiten, aber auch ganz grundsätzlich minimiert werden sollten. Derzeit sehen sich die Löwen-Lager mit dem Vokabular gewaltsamer Auseinandersetzungen konfrontiert – und selbst der weiß-blaue Machtkampf fördert zunehmend schmutzigere Mittel zutage.
Hasan Ismaik, Hauptgesellschafter des TSV 1860, will seine Gegner wie die Organisation "Pro1860" und die Ultras "zerstören". So war es in mehreren Medien und Fanblogs zu lesen. Ismaik selbst hat dieser Bedeutung im AZ-Interview vehement widersprochen. Auch in den Sozialen Medien hat der Jordanier nochmals geäußert und kritisiert, dass gerade die e.V.-nahen Blogs "die Wahrheit verdrehen" würden. Nun hat der Jordanier jedoch zwei Probleme.
Hasan Ismaik: Übersetzer bestätigt "Zerstören"-Aussage – Angriffe auf TSV-1860-Fans im Internet
Erstens: Eine beglaubigte Übersetzung eines vereidigten Gerichtsübersetzers bestätigt, Ismaik habe das Wort "zerstören" in den Mund genommen. Wenngleich er beteuert, es anders gemeint zu haben, hat er sich auf diese Art angreifbar gemacht.
Zweitens: Trotz all seiner Bekundungen, auch seine Gegner einzuladen, zeigte Ismaik via Internet ein anderes Gesicht. Exemplarisch dafür bepöbelte er einen Fan mit den Worten: "Das ist mein Club, nicht dein Club. Verlasse ihn und suche dir einen anderen Club. Wir wollen dich nicht und wir wollen keine Leute wie dich."
Die Opposition des TSV 1860, die Ismaik offen gegenübersteht, distanziert sich von ihm
Diese Aussagen wiederum haben das "BündnisZukunft1860" bewogen, sich vom Geldgeber zu distanzieren und seine Aussagen zu kritisieren: "Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe innerhalb der KGaA kann es nur geben, wenn Hasan Ismaik den Verein, seine Gremien und alle Mitglieder und Fans respektiert." Zudem müsse Ismaik "unbedingt akzeptieren", dass "ihm zwar die Mehrheitsanteile der KGaA gehören, der Verein aber seinen Mitgliedern."
Zudem stellten die Oppositionsvertreter klar: "Wir lehnen jede Form von diskreditierenden, beleidigenden oder diffamierenden Äußerungen ab, egal von wem sie kommen. Wir appellieren an alle Anhänger des TSV 1860, verbal abzurüsten und respektvoll miteinander umzugehen." Eine richtige und wichtige Botschaft des Bündnis, deren Notwendigkeit zeigt, wie dreckig es angesichts der verhärteten Fronten zweier Lager zugeht.
TSV-1860-Verwaltungsrat lehnt Bündnis-Einladung wortstark ab
Allerdings müssen sich dabei auch der amtierende Verwaltungsrat sowie Bündnis-Kandidat Klaus Lutz an die eigene Nase fassen. Das aktuelle Kontrollgremium der Sechzger hatte eine kürzliche Einladung des Bündnisses zu einem Rededuell nicht etwa höflich-professionell, sondern mit mehreren Anklagepunkten abgelehnt: Allein die "Konzeption der Veranstaltung", die Durchführung und die Organisation "entsprechen nicht unserem Verständnis von Demokratie und Debattenkultur".
Eine befremdliche Interpretation, schließlich hatte man bei einer "Pro1860"-Veranstaltung teilgenommen und Verwaltungsrat Nicolai Walch hatte die Gelegenheit genutzt, um das Bündnis verbal anzugreifen. Zudem wird dem Bündnis in der Stellungnahme, unter der die Namen aller Verwaltungsräte stehen, "Ignoranz und Respektlosigkeit" vorgeworfen.
Bündnis-Kandidat Klaus Lutz hängt "Idioten und Abschaum"-Aussage über TSV-1860-Fans nach
IHK-Präsident Lutz sieht sich dagegen nach seiner Entgleisung beim Derby in Unterhaching (0:2), die Löwen-Ultras seien "Idioten und Abschaum", mit der Empörung vieler Sechzig-Anhänger konfrontiert, die sich angesprochen fühlen, wenngleich sie gar nicht gemeint waren. Womit wir wieder bei Ismaik wären: Im aufgeheizten Löwen-Kosmos, wo jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird und im eigenen Lager womöglich verharmlost würde, ist der Ärger der Gegenseite umso größer.
Deshalb zieht das Bündnis in seiner Stellungnahme das Fazit: "Beide Verhaltensweisen und die Art der Kommunikation zeigen die Probleme des TSV 1860 und die zunehmend zerrütteten Verhältnisse, die den Weg zu einem konstruktiven Dialog versperren." Also, Löwen aller Lager, Strömungen, Nationalitäten und Weltanschauungen: Wie wär's mit abrüsten?