"Wie blanker Hohn": "Löwenfans gegen Rechts" reagieren auf geplante Stadionverordnung

Die Faninitiative "Löwenfans gegen Rechts" hat in einer Stellungnahme gegen die von der Stadt geplante Verschärfung der Stadionverordnung protestiert.
von  AZ
Bilder wie diese vom Lokalderby im Jahr 2018 soll es künftig nicht mehr in Giesing geben.
Bilder wie diese vom Lokalderby im Jahr 2018 soll es künftig nicht mehr in Giesing geben. © imago/Fotostand

München - Rund ums Grünwalder Stadion wird demnächst wohl eine Bannmeile errichtet werden. Eine geplante Änderung der Stadionverordnung, die auch die Spielstätte der Löwen betrifft, soll der Polizei künftig das Eingreifen erleichtern.

Der umstrittene Begriff "Risikospiel" taucht in der Vorlage nicht mehr auf, künftig sollen sämtliche Spiele im Grünwalder gleich (streng) behandelt werden. Dies sorgt in der Fanszene des TSV 1860 für Empörung. "Dass das Wort 'Risikospiele' nicht mehr enthalten ist, ist allenfalls eine kosmetische Korrektur", schreiben die "Löwenfans gegen Rechts" in einer Stellungnahme.

Unklare Formulierungen ermöglichen willkürliche Bußgelder

Demnach fallen beliebte Fantreffpunkte wie "die Tegernseer Landstraße, der Grünspitz und der Candidplatz vier Stunden vor und zwei Stunden nach den Spielen unter die Verordnung, die bislang bei Nicht-Risikospielen nur innerhalb des Stadions galt". Somit seien laut der Faninitiative auch diejenigen Personengruppen von der Regel betroffen, die die Spiele gar nicht besuchen. Auch bei Partien von Türkgücü und dem FC Bayern II, bei denen deutlich weniger Zuschauer im Stadion sind, würde diese Verordnung greifen. Den "Löwenfans gegen Rechts" zufolge seien hier ebenfalls die Anwohner "die Leidtragenden". 

Einen weiteren Kritikpunkt an der Verordnung sehen sie in den unklaren Formulierungen, die der Initiative zufolge willkürliche Bußgelder ermöglichen. Hier wird als Beispiel der Begriff "Fanmarsch" oder "Gegenstände oder Kleidung in einer Art und Weise zu nutzen, die geeignet und den Umständen nach darauf gerichtet ist, die Feststellung der Identität zu verhindern", aufgeführt– beides nach der neuen Verordnung verboten.

Es wird "mit Kanonen auf Spatzen geschossen"

"Dies führt dazu, dass Bußgelder verhängt werden können, sobald die Polizei der Ansicht ist, dass eine kleine Gruppe Fans auf dem Weg ins Stadion einen Fanmarsch bilden und einer davon vielleicht den Schal etwas zu weit über das Kinn gezogen hat", so die Fans.

Kleinere Fanmärsche seien bei den Spielen des TSV 1860 vor Corona aber stets der Fall gewesen. "Dass 'jede polizeiliche Maßnahme stets dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entsprechen muss', klingt in den Ohren von Fußballfans angesichts der Erfahrungen mit der Polizei wie blanker Hohn", heißt es in der Stellungnahme. Es werde "mit Kanonen auf Spatzen geschossen", da die Polizei auch ohne einer kommunalen Verordnung ausreichend Befugnisse besitze.

Die Faninitiative bittet die Stadtratsmitglieder sich nach der Corona-Pandemie selbst ein Bild vor Ort zu machen und zu entscheiden, "ob bei Fußballspielen halb Giesing ein 'Risikogebiet' ist, wie es die Vorlage suggeriert".

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