Daniel Wein ist gereift - und will mehr Verantwortung tragen

Windischgarsten - Ein guter Wein muss reifen. Diese Faustregel kennen natürlich Genießer eines guten Gläschens des Rebensaftes. Bei Sechzig gilt sie in einer etwas abgewandelten Form auch – und in der neuen Saison soll sich dies auf dem grünen Rasen zeigen.
Daniel Wein, Defensivspieler des TSV 1860 mit dem passenden Spitznamen "Vino", gilt nicht gerade als Konsument des gleichnamigen Getränks. Vielmehr genießt er den guten Ruf eines zuverlässigen Abräumers und Dauer(b)renners bei den Löwen. "Ich habe eigentlich, seit ich bei 1860 bin, fast jedes Spiel von Anfang an gespielt, wenn ich fit war. Da hat man natürlich Selbstvertrauen, das gibt einem schon ein gutes Gefühl", sagt der 26-jährige Abwehrmann im österreichischen Trainingslager in Windischgarsten.
Dort präsentiert er sich auch als Führungsspieler – und das nicht ohne Grund. Weins Ansage an sich selbst lautet: "Ich gehöre jetzt eigentlich zu den älteren Spielern und will mehr Verantwortung übernehmen – auf dem Platz, neben dem Platz. Ich will mit Leistung vorangehen." Vino, der gereifte Wein.
Wein, der Garant für solide Abwehrarbeit
Der einstige Junglöwe mit einem Abstecher zum FC Bayern war nach der grauenvollen Abstiegssaison 2016/17 von Daniel "Biero" Bierofka aus Wehen an die Grünwalder Straße zurückgeholt worden. Seitdem hat er fleißig mitgeholfen bei Sechzigs Reinkarnation. "Für mich hat sich da eine super Möglichkeit ergeben, dass ich zu Sechzig kommen konnte", erzählt der gebürtige Münchner: "Es ist schon alles so gelaufen, wie ich's mir erhofft habe: Dass ich bei 1860 bleiben kann, dass sie aufsteigen, in die Dritte Liga erstmal – und dass ich Stammspieler werde. Das ist eigentlich alles eingetreten." Und zwar mit Wein als Garant für solide Abwehrarbeit, ob auf der Sechs oder als Innenverteidiger.
Neue Saison, neues (Aufstiegs-)Glück? Eher nicht. Wein sieht für die Spielzeit 2020/21 "ein schwieriges Jahr" voraus: "Es ist eine neue Saison, keiner weiß in der Vorbereitung, wo er steht. Wir haben viele Spieler verloren, auch gute Spieler. Jetzt müssen wir erstmal schauen, wie wir in die Saison reinkommen. Wir müssen versuchen, gleich am Anfang Punkte zu holen, damit es eine sorgenfreie Saison wird." Klingt nicht gerade nach großen Ambitionen, wie sie allerdings so mancher Funktionär, Spieler oder Fan der Sechzger traditionell verspürt.
Wein vermisst ehemalige Mitspieler
Ein Grund für Bodenständigkeit und Tristesse: Der schmerzhafte Abgang von Löwen-Leistungsträgern – und Wein-Freunden. "Ich persönlich hab ein paar Jungs verloren, mit denen ich sehr gut ausgekommen bin: Effe, Heppi und Timo – die Gangstertruppe", sagt Wein lachend, wobei ihm bei seinen Gedanken an die Abgänge von Spielmacher Efkan Bekiroglu, Rechtsverteidiger Herbert Paul und Ex-Bundesligastar Timo Gebhart eher bescheiden zumute sein dürfte.
Wein ehrlich: "Auf der einen Seite ist es schade, aber das ist der Fußball: Du verlierst jedes Jahr Freunde." Für die beiden letztgenannten Herren, die sich noch auf Vereinssuche befinden, werde es aufgrund der Corona-Krise nicht einfach, einen passenden Arbeitgeber zu finden: "Aktuell weiß ich nicht, wo sie landen. Es gibt schon Angebote, aber es muss natürlich auch passen. In der Coronaphase können sich alle Spieler, die einen Vertrag haben, glücklich schätzen. Es war noch nie so schwer für Spieler, die keinen Vertrag haben. Ich glaube schon, dass sie es leider aktuell richtig schwer haben."
Die Stimmung bei 1860 sei dennoch gut, die Youngster würden sich gut machen. Im Gegensatz zu Wein, der in seiner neuen Rolle als gestandener Führungsspieler noch lauter werden wolle, müssen sie noch reifen – angeführt unter anderem von "Vino", der inzwischen schon viel Löwen-Luft geatmet hat.
Derweil ist Weins Team am Sonntag einer Blamage nur knapp entgangen. Nach den Siegen gegen SpVgg Bayreuth (2:0) und Jahn Regensburg (4:1) wollten die Löwen eigentlich ihren Testspiel-Hattrick. Aber zum Abschluss des Trainingslagers in Windischgarsten schoss Dennis Dressel gegen die Oberösterreich Juniors nach einer blutleeren ersten Hälfte sichtlich entkräfteter Löwen erst nach dem Seitenwechsel den 1:1-Endstand heraus (60.).
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