Warnung vor dem nächsten Arroganz-Anfall
München - Als die Spieler des TSV 1860 am Donnerstagmorgen aufs Trainingsgelände kommen, machen sie große Augen: Einige Stellen auf dem Rasen sind weiß, andere leicht gefroren, wieder andere mit großen Pfützen unspielbar gemacht.
„Walking in the cold November rain.“ Guns N’ Roses weiß Bescheid: Wenn der November kommt, kommt der Regen. Die Kälte. Die Zeit, der es nicht immer Spaß macht, draußen zu sein. Schon gar nicht, wenn Hütchen aufgebaut sind und Sprintübungen auf dem Programm stehen.
Markus von Ahlen macht seinen Spielern in den Trainingseinheiten Beine. Und die Löwen-Profis folgen. Sie lachen sogar. Sie haben Spaß.
„Die drei Punkte gegen Bochum haben gut getan“, bestätigt von Ahlen. „Die Mannschaft ist sehr konzentriert. Und mit Freude dabei.“ Wie ein einziges Erfolgserlebnis die Sicht der Dinge doch drehen kann.
Doch Achtung, Löwen! Schon einmal unter von Ahlen hatte man in dieser Saison das Gefühl, es werde besser. Nach dem 2:0 gegen Fürth. Was folgte, war ein Arroganz-Anfall und das 0:2 in Aalen. Schon war die aufkeimende Hoffnung wieder zunichtegemacht.
Das soll dieses Mal nicht passieren. „Wir müssen auf dem Boden bleiben“, warnt Gerhard Poschner. Im Gespräch mit der AZ mahnt er: „Es gibt keinen Grund zur Euphorie. Wir haben noch einen sehr langen und schweren Weg vor uns.“
Fortuna Düsseldorf am Montagabend wird der nächste Gradmesser für die Löwen sein. Dann wird Sechzig stärker gefordert sein als gegen schwache Bochumer. Dann wird von Ahlen zeigen müssen, dass er sein Team taktisch wirklich vorangebracht hat. Dann werden die Spieler beweisen müssen, dass sie wirklich über die mentale Stärke verfügen, die ihr Trainer nach dem Sieg beim VfL so gelobt hatte.
Nur, wer nachlegt, kommt wirklich voran. Nur, wer sich nicht mit einem einzelnen Sieg zufrieden gibt, beweist Zielstrebigkeit. Nur, wer sich auch im kalten November-Regen quält, ist bereit, Vollgas zu geben.
Das letzte Mal zwei Siege in Folge feierte 1860 Anfang Mai. Vor einem halben Jahr. Seitdem gab es zwar noch vier Siege – gegen Kiel, gegen Pauli, gegen Fürth, gegen Bochum. Doch dazwischen? Tristesse.
Diese Tristesse an der Grünwalder Straße soll sich nun verziehen. Das Wetter kann bleiben. Vor allem, wenn es den Spielern Beine macht. Solange Wind und Regen die sportlichen Sorgen hinfort spülen. Solange Kälte und Nässe den Spielern ihren nächsten Arroganz-Anfall schon im Vorfeld austreiben. Denn: „Wir hinken noch immer hinterher“, weiß Poschner. „Wir stehen auf dem 14. Tabellenplatz. Wir haben noch Nachholbedarf.“
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Nachholbedarf in Sachen Ergebnissen, der gegen Düsseldorf behoben werden soll. Und am besten auch noch in den folgenden Spielen. Wie letzte Saison, als die Löwen die ungemütliche Jahreszeit zu einer Serie von vier Siegen in Folge nutzten.
Auch deswegen greift Poschner dieses Jahr zu einer Plattitüde der Marke Phrasenschwein. „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, sagt der Sportchef, wohl wissend, dass eine vergleichbare Siegesserie viele Sorgen bei den Löwen vertreiben könnte.
Bei Guns N’ Roses heißt es: Nothing lasts forever – even cold November rain. Bei Sechzig heißt es: Keine Negativserie dauert ewig – vor allem nicht, wenn die kalte November-Zeit kommt.
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