Vor Totopokal-Spiel gegen TSV Dorfen: TSV 1860 München einsam an der Spitze

München - Es war eine komfortable Ausgangslage für die Sechzger vor dem siebten Spieltag. Sie machen den Auftakt und schauen sich an, ob die Konkurrenz in der Regionalliga Bayern nachzieht. Die Konkurrenten, das sind nach einhelliger Meinung vor allem der 1. FC Schweinfurt 05 und der FC Bayern II.
Doch beide vermeintlichen Widersacher der Löwen patzten am Wochenende. Schweinfurt verlor das fränkische Derby bei der SpVgg Bayreuth (1:3), die zweite Mannschaft der Bayern unterlag Aufsteiger FC Pipinsried mit 0:1. Und 1860 steht einsam an der Tabellenspitze – auf Meisterschaftskurs. "Eine Top-Mannschaft schafft es, hier zu gewinnen", kritisierte Schweinfurts Trainer Gerd Klaus sein Team harsch.
"Total die Partykanone"
War es das etwa schon mit der Meisterschaft? Gefühlt alles lief an diesem Spieltag zumindest für die Löwen. Das Resultat: Sechzig (18 Punkte) ist plötzlich um fünf Punkte enteilt, Bayreuth (13) liegt als Zweiter vor Schweinfurt (4./12) und den Bayern (5./11). Was sich erstmal gut liest, macht die Herausforderung für Löwen-Coach Daniel Bierofka noch größer. "Ich bin total die Partykanone", hatte der 38-Jährige nach dem 5:0 gegen den FV Illertissen mit einem Schmunzeln gemeint. "Ich bin jetzt die ganze Zeit unterwegs."
Wer ihn bei seiner Arbeit beobachtet, weiß, dass er keineswegs herunterfährt, sondern längst an den nächsten Aufgaben tüftelt. Am Dienstag geht es im Toto-Pokal zum Bezirksligisten TSV Dorfen, und am Samstag steht die Auswärtspartie beim Tabellenletzten SV Seligenporten an. Gerade weil sie angeschlagen sind, dürften die Oberpfälzer ein umso gefährlicherer Gegner sein.
Das Manko ist die Chancenverwertung
Bierofka bremste umgehend die Euphorie in Giesing. "Ich werde die Sachen aufzeigen, die nicht so gut waren. Wir werden unsere Lehren aus dem Spiel ziehen", meinte der Sechzig-Coach zur anstehenden Trainingswoche. Was ihm gegen Illertissen nicht gefiel? Es dürfte vor allem auch um die Chancenverwertung gehen. Zwar war das 5:0 ein fulminantes Ergebnis, doch zwei oder drei Tore mehr wären durchaus möglich gewesen.
Zudem spielten die Löwen ab Mitte der zweiten Hälfte viele Angriffe nicht zu Ende, weil sie zu überhastet anrannten. Timo Gebhart schickte die Kollegen reihenweise ins Abseits, nicht, weil er das Timing verpasste, sondern weil seine Nebenleute regelrecht drauflosstürmten. "Ich hatte nach Ingolstadt Angst, dass sie müde sind", meinte Bierofka zudem mit Blick auf die hohe Belastung der vergangenen Wochen inklusive des DFB-Pokals.
Dominanz ohne Selbstsicherheit
Am Sonntag ließ er deshalb regenerativ trainieren, beorderte einzelne Spieler nach der Einheit in den Kraftraum. Die Stimmung an der Grünwalder Straße: ruhig, geradezu gelassen. Eine trügerische Ruhe? Bierofka vermeidet es konsequent, das Wort Meisterschaft auch nur auszusprechen. "Wird nun gesagt, man müsse Meister werden, wird unnötig Druck aufgebaut", meinte auch Kult-Trainer Karsten Wettberg im Gespräch mit der AZ.
Er weiß, dass enthemmte Euphorie Enttäuschung nach sich ziehen kann. In dieser Gemengelage tüftelt Bierofka daran, dass seine Mannschaft ihre Dominanz beibehält, ohne in Selbstsicherheit zu verfallen. Bisher gelingt ihm das hervorragend. Dennoch ist seit diesem Wochenende endgültig klar: Wer Meister werden will, muss Sechzig mehr Gegenwehr bieten.