Viktoria, bitte melden! Sechzig braucht gegen Köln eine Reaktion
München - Hand auf den Rasen, Kreuzzeichen, die Arme nach oben gen Himmel: Viele Fußballer sind religiös, manche auch abergläubisch.
Höhere Mächte können gerade nicht schaden
Michael Köllner ist beides, wie seine Botschaften, aber auch sein Vollbart und sein "Glücksgürtel" vergangene Saison eindrucksvoll belegten. Nach dem bitterbösen 0:3-Debakel beim 1. FC Kaiserslautern ist so ein Moment, in dem den Sechzgern höhere Mächte ganz gewiss nicht schaden könnten.
Köllners Glücksgürtel hat ausgedient
"Mein Glücksgürtel hat schon ausgedient, ich bin auf der Suche nach neuem Equipment", erklärte der Trainer des TSV 1860 mit einem etwas gequälten Lächeln: "Der Glücksbringer von Kaiserslautern wird jedenfalls keine Fortführung mehr finden." Was könnte also besser sein, als im Grünwalder Stadion die Viktoria zu empfangen?
In erster Linie ist natürlich Gegner Viktoria Köln gemeint, der heute Abend um 19 Uhr gegen den TSV 1860 antreten muss. Wer sich aber auch nur ein bisserl auskennt, weiß: Die Kölner tragen mit dem Begriff Viktoria die römische Siegesgöttin in ihrem Namen.
Duell der Verunsicherten
Im Kräftemessen der Löwen (fünf Punkte, 13. Platz) gegen Köln (ein Punkt, 19.) kommt es nun zum Duell der Verunsicherten: Die Sechzger hoffen allerdings darauf, nachdem man zuletzt am Lauterer Betzenberg zum Aufbaugegner mutiert ist, nun selbst einen solchen vorgesetzt zu bekommen. Und wenn es schon nicht (nur) mit den eigenen Mitteln klappt, dann gerne mit jeglicher Hilfe von oben, die Sechzig kriegen kann.
Viktoria, bitte melden!
Viktoria-Gefühle sollen natürlich Köllners Kicker verschaffen, von denen der Chefcoach und Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel besonders die Führungsspieler in die Pflicht nehmen. "Wir haben 673 Bundesligaspiele an Erfahrung in unseren Reihen", rechnete Gorenzel den Leadern die Einsätze in den höchsten beiden Spielklassen vor und verriet, dass es nach dem "Schuss vor den Bug" am Betzenberg eine klare - und deutliche - Ansprache in der Kabine gegeben hat.
"Ich erwarte von diesen Spielern, dass sie jetzt vorangehen", sagte er. Vor allem anhand der Erfahrung der Herren Sascha Mölders (185 Erst- und Zweitliga-Spiele), Stephan Salger (137), Stefan Lex (77), Richard Neudecker (66) und Quirin Moll (48) lässt sich diese Rechnung aufdröseln.

Die Leistung ließ in allen Altersklassen zu Wünschen übrig
Doch auch die restlichen Sechzger dürfen sich getrost angesprochen fühlen, ließ zuletzt schließlich die Leistung in allen Altersklassen und Mannschaftsteilen zu wünschen übrig. "Fußball ist für mich eines der komplexesten Sportarten. Die große Herausforderung besteht darin, in diese Komplexität eine Balance hinein zu bringen", stellte der 49-jährige Gorenzel klar.
Besagte Balance lasse sich nur herstellen, "wenn der Fokus im Hier und Jetzt ist". Deshalb müsse trotz aller Enttäuschung über den verpassten Aufstieg der Vorsaison jeder Gedanke daran abgehakt sein.
"Welcher Dreck? Wir haben nur ein Spiel verloren!"
Köllner wollte sich zwar (noch) nicht auf die Formulierung einlassen, dass man den Karren aus dem Dreck ziehen müsse (Zitat: "Welcher Dreck? Wir haben nur ein Spiel verloren!"), der 51-Jährige erkannte aber ebenfalls: Wir dürfen nichts schönreden." Dennoch dürfe man "jetzt nicht alles mit der Planierraupe zuschieben an der Grünwalder Straße".
Deichmann darf wieder spielen
Ein zwar nicht höherklassig erfahrener, aber kampfstarker Spieler darf mithelfen, eventuell sogar im Mittelfeld: Neuzugang Yannick Deichmann ist nach seiner Sperre wieder spielberechtigt.
Nominell besser aufgestellt, ohne Gedanken an die Vorsaison, mit geschärftem Fokus - so soll die Trendwende her. Und mit sämtlichen höheren Mächten, die Köllner künftig wieder mit anderen Mitteln herbeirufen wird...