"Vielleicht die letzte Chance" - Darum geht's in Abu Dhabi

Löwen-Präsident Peter Cassalette weilt ab Dienstag bei Investor Hasan Ismaik in Abu Dhabi, um über die verfahrene Situation zwischen dem TSV 1860 und dem wütenden Jordanier zu sprechen. Um was es dabei für die Löwen geht - auch um die Existenz.
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Treffen sich in Abu Dhabi: 1860-Investor Hasan Ismaik und Präsident Peter Cassalette.
sampics/Augenklick Treffen sich in Abu Dhabi: 1860-Investor Hasan Ismaik und Präsident Peter Cassalette.

München - "Der Einzige, der noch gut mit Ismaik kann, bin ich, weil ich noch unverbraucht bin und noch keine Vergangenheit mit ihm habe", hatte Löwen-Präsident Peter Cassalette der AZ gesagt. Der beim zuletzt verärgerten Gesellschafter noch unbelastete Oberlöwe fliegt nun am Dienstag zu dessen Geschäftssitz nach Abu Dhabi in die Vereinigten Arabischen Emirate, um dort Verhandlungen zu führen, deren Ausgang das Schicksal der Löwen entscheidend beeinflussen könnten. Die AZ zeigt, worum es geht und was Cassalette bei Ismaik erreichen könnte.

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Die Existenz

 

Zuletzt hatte Ismaik einen Zahlungsstopp verhängt: Der 39-Jährige will keine weiteren Kredite mehr leisten. Die unmittelbare Folge war nun eine Strafe der DFL über 750.000 Euro, weil 1860 im abgelaufenen Geschäftsjahr einmal mehr rote Zahlen geschrieben hatte und seine Eigenkapitalquote nicht verbessern konnte. Eine folgende, weitaus drastischere Folge bahnt sich im März an: Dann müssen die Löwen fünf Millionen Euro für die Lizenzierung der Saison 2016/17 nachweisen. Ansonsten droht die Insolvenz. Cassalette wird im Gespräch mit einem temperamentvollen und derzeit verstimmten Investor somit erstmal beschwichtigend einwirken müssen, aber gleichzeitig verdeutlichen, wie wichtig ein Konsens wäre, damit es für die Löwen überhaupt weitergehen kann. "Für 1860 ist es vielleicht die letzte Chance", sagte Cassalette zuletzt im AZ-Interview - er muss sie nun nutzen. Die sportliche Lage als Tabellen-Vorletzter ist schon existenzbedrohend genug. Für den Fall, dass Ismaik tatsächlich die Lust an seinem Investment verloren hat, könnte die Löwen nur ein Anteilsverkauf des Jordaniers vor dem bitteren Gang in den Amateurfußball retten. Cassalette habe allerdings nach eigener Aussage noch kein Angebot vernommen, sondern lediglich Gerüchte. Bleibt also weiter unklar, wie konkret die Pläne möglicher Interessenten sind.

 

"Spürbare Veränderungen"

 

Der Jordanier hatte in seinem Londoner Rundumschlag gegen die Löwen-Bosse davon gesprochen, dass bei den Löwen endlich professioneller gearbeitet werden müsse und weitere Zahlungen an die Bedingung geknüpft, dass 1860 "spürbare Veränderungen" vorzunehmen habe. Cassalette muss erstmal ergründen, worum es Ismaik konkret geht: "Ich will von ihm wissen: Welche Veränderungen will er? Zu welchen Konditionen?" Der Jordanier hatte kein Blatt vor den Mund genommen, dass er manch Verantwortlichen lieber ersetzen würde. Cassalette hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass auch vom Verein grundsätzlich seine Verhandlungsbereitschaft zu signalisieren: "Ohne untertänig zu sein, muss man Ismaik das Gefühl geben, dass 1860 bereit ist, in den sauren Apfel zu beißen und imstande ist, Veränderungen vorzunehmen."

 

Eine Million Euro für Spielertransfers

 

Zugesichert hatte er sie bereits Mitte Dezember, eingetroffen ist sie nach AZ-Informationen immer noch nicht: 600.000 Euro wollte Sportchef Oliver Kreuzer für neue Spieler vom Jordanier, der sich sogar dazu bereit erklärt hatte, eine Million zu investieren - auf dem Löwen-Konto ist sie allerdings noch nicht gelandet. Mittlerweile haben die Löwen Stürmer Sascha Mölders vom FC Augsburg verpflichtet, aber nur per Leihe bis Saisonende und daher ohne hohe Ablösesumme. Weitere Verstärkungen sind an die Einhaltung von Ismaiks Zusage gebunden - kein Geld, keine neuen Spieler. Cassalette, der bei anderen potenziellen Neuzugängen durch den Mölders-Transfer auf eine Signalwirkung hofft, soll nun auch die finanziellen Grundlagen für weitere Transferaktivitäten schaffen.

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Die DFL-Strafe

 

Weil Ismaik bis zum Jahreswechsel keine Darlehen (rund 3,5 Millionen Euro)  in Genuss-Scheine transformieren ließ, muss Sechzig besagte 750.000 Euro Geldstrafe blechen. Erst appellierte Ismaik an jene Löwen-Bosse, die es verpassten, erfolgreicher zu wirtschaften, die Strafe aus eigener Tasche bezahlen zu müssen. Weil sich darauf selbstredend keiner einlassen wird, muss die Summe anderweitig beglichen werden. Das könnten die Löwen zwar mit den Mehr-Einnahmen aus dem DFB-Pokal, hätten somit aber weniger Mittel für weitere Spieler zur Verfügung. Zuletzt kursierten Gerüchte, dass Ismaik die Strafe womöglich selbst übernehmen werde - Cassalette wird's herausfinden.

 

Respekt

 

Ein weiterer Punkt ist nicht zu unterschätzen: Respekt. Fakt ist, dass Ismaik, ein millionenschwerer Geschäftsmann aus einer anderen Kultur, die Löwen vor der Insolvenz bewahrte und dennoch aus diversen Gründen einen äußerst zweifelhaften Ruf genießt. Immer wieder betonte er, dass er nicht den Respekt bekäme, den er verdiene. In London ließ er sich zu einer emotionalen Reaktion hinreißen, ohne den Verein von dem Treffen zu informieren, was den Löwen nicht gefallen haben kann. Cassalette kann Ismaiks Frustration nachvollziehen und begegenet Ismaik trotz allen Differenzen mit einer gewissen Hochachtung. "Ich verstehe den Mann. Wenn er uns 2011 nicht gerettet hätte, würde 1860 jetzt irgendwo in der vierten Liga kicken. Ich habe ihm auch meinen höchsten Respekt ausgesprochen für das, was er für Sechzig schon geleistet hat." Auch ein Grund, warum Ismaik und Cassalette miteinander könnten. Bleibt abzuwarten, ob der Oberlöwe den Jordanier noch einmal umstimmen kann - für die Löwen und Ismaik, wie Cassalette sagt, ist es wohl die letzte Chance. 

 

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