Verhandlungen mit Ismaik: Das ist der 1860-Wunschzettel

Nach dem Pokal-Aus gegen Bochum bleibt den Löwen nur der Überlebenskampf in der Liga. Investor Ismaik, mögliche Neuzgänge und die Rückkehrer: Auf sie kommt es jetzt besonders an
von  Matthias Eicher
Blaue Enttäuschung: Adlung mag nicht hinsehen (l.), Sertan Yegenoglu (M.) diskutiert mit Michael Liendl nach dem Aus im Pokal.
Blaue Enttäuschung: Adlung mag nicht hinsehen (l.), Sertan Yegenoglu (M.) diskutiert mit Michael Liendl nach dem Aus im Pokal. © Rauchensteiner/Augenklick

München - Kein Viertelfinale, kein Löwen-Jubel, keine Million Euro: Beim TSV 1860 ist nach dem Pokalaus im Achtelfinale gegen den VfL Bochum (0:2) auch das letzte positive Fünkchen der Ernüchterung gewichen.

Während auf sportlicher Ebene somit nur der triste Liga-Alltag bleibt, in dem die Löwen als Vorletzter ums Überleben in Liga Zwei kämpfen, wird abseits des Platzes verhandelt, mit welchen Mitteln sich die Blauen überhaupt gegen den drohenden Abstieg stemmen können: Gesellschafter Hasan Ismaik weilte dazu erneut in der Stadt, im Gegensatz zu seinem letzten Besuch kam er jedoch diesmal recht griesgrämig daher. Er erreichte die Arena zu spät zum Pokalspiel und verließ sie entnervt vor Spielschluss.

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Präsident Peter Cassalette, der Ismaik schon getroffen habe, aber „ohne, dass was Konretes dabei herausgekommen“ sei, konnte dessen Stimmungstief nachvollziehen: „Ich kann verstehen, dass seine Laune im Keller ist. Jetzt haben wir dreimal in Folge verloren. Das nackte Ergebnis ist frustrierend“, sagte der Oberlöwe, wohlwissend, wie wichtig die anstehenden Verhandlungen werden: „Jetzt muss man sehen, wie Ismaik reagiert: Ob er frustriert ist und nichts macht, oder ob er frustriert ist und einsieht, dass er was machen muss.“ Ismaik ist doppelt wichtig für die Löwen – die AZ zeigt die blauen Winterpläne und erklärt, was im Falle einer Weigerung des Geldgebers passiert.

 

Finanzen

 

Alle Jahre wieder steht bei den Löwen um die Weihnachtszeit die Umwandlung ismaik’scher Darlehen in Genuss-Scheine an. Weil die Löwen auch in dem abgelaufenen Geschäftsjahr wieder rote Zahlen schrieben, muss die Eigenkapitalquote des Klubs durch die besagte Umwandlung um fünf Prozent erhöht werden. „Es ist alles in Gesprächen“, versicherte Cassalette, und sagte damit mehr als Geschäftsführer Markus Rejek, der mit dem Handy am Ohr an den Medienvertretern vorbeiging. Was, wenn Ismaik unverrichteter Dinge wieder abreist? „Wir haben auch dafür einen Plan, aber den kann ich natürlich nicht verraten. Es gibt einen Plan B und sogar einen Plan C. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden, wie es weitergeht. Wie die sein wird, kann ich noch nicht sagen“, sagte Cassalette – und verriet damit nur, dass es noch keine Einigung gibt.

 

Verstärkungen

 

Die enttäuschende Bochum-Pleite hat die Sehnsucht bei Trainer Benno Möhlmann und Sportchef Oliver Kreuzer nach Winter-Neuzugängen nur noch verstärkt. „Wir müssen zwei, drei Leute haben, die eine bessere Qualität und mehr Erfahrung haben – bei denen man sicher ist, dass sie in der Zweiten Liga zurechtkommen und helfen“, sagte der Coach am Donnerstag, Kreuzer ergänzte: „Ich wünsche mir, dass das alle im Verein so sehen.“ Er traf sich nach AZ-Informationen mit Ismaik, um diese Wünsche auch in die Tat umsetzen zu können. Denn der ist nach den verpassten Mehr-Einnahmen (Kreuzer: „Das Geld fehlt definitiv“) die einzige Hoffnung. Möhlmann dazu: „Bei einem Weiterkommen hätten zusätzliche Mittel für Transfers gehabt. Jetzt müssen wir schauen, was wir machen können.“ Der Trainer weiter: „Es müssen auch die richtigen Spieler Ja sagen.“ Augsburgs Sturmkante Sascha Mölders zum Beispiel. Wie der „Kicker“ berichtet, wolle der 30-Jährige den Bundesligisten verlassen. Die Chance für Sechzig? Wohl nur mit Ismaiks Hilfe.

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Die Mannschaft

 

Sollten weder durch einen spendablen Ismaik noch mit anderen Mitteln Transfers zu stemmen sein, bleibt nur eine Sache übrig: ranklotzen in der Vorbereitung und im Trainingslager in Estepona (Spanien, 18. bis 26. Januar). „Das zweite Mittel, sollten wir uns nicht verstärken können: fünf Wochen Vorbereitungszeit. Es sind ja nicht nur spielerisch, sondern auch körperlich bessere Mannschaften in der Liga. Da ist bei uns noch was herauszuholen.“ Dazu hofft der bekennende Pragmatiker Möhlmann, worauf er sich bisher nicht verlassen wollte: „Aus dem Reha-Bereich kommen Aussagen, dass einige Spieler bald wieder fit sind. Kai Bülow beispielsweise wird ins Trainingslager mitfahren.“ Wer in einem Rudel desillusionierter Löwen aber schon am Sonntag beim Liga-Zweiten in Freiburg für ein bisschen Hoffnung sorgen soll? Dürfte selbst für Möhlmann schwer werden, eine Antwort zu finden.    

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