"Überfällig": Antrag bei 1860 München könnte Folgen für den deutschen Fußball haben
München – Im Löwen-Kosmos richtet sich der Blick aktuell voll auf die anstehende Mitgliederversammlung im Zenith. Der kommende Sonntag wird einer der wichtigsten Tage der jüngeren Vereinsgeschichte des TSV 1860, da sind sich die Beteiligten einig.
Das Hauptaugenmerk liegt auf der Wahl des neuen Verwaltungsrats: Wird der aktuelle Kurs der e.V-nahen Amtsträger durch Wiederwahl bestätigt - oder wird das Gremium künftig mehrheitlich mit investorennahen Personen besetzt sein?
Die Wahl des neuen Verwaltungsrats ist jedoch nicht der einzige wichtige Punkt auf der Agenda. Wie jedes Jahr wurden auch dieses Mal durch die Mitglieder wieder zahlreiche Anträge eingereicht, über die am Sonntag abgestimmt wird. Einer davon hätte das Potenzial, den Fußball weit über Giesing hinaus zu beeinflussen.
Antragssteller wollen Investoren-Tüv im deutschen Fußball
Dieser sieht vor, das Präsidium beziehungsweise die Geschäftsführung damit zu beauftragen, beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) "die schnellstmögliche Einrichtung einer Clearingstelle für Investoren/Kapitalanleger zu fordern". Was zunächst kryptisch klingt, wäre im Grunde nichts anderes als eine Art Investoren-Tüv.
Eingereicht wurde der Antrag von Christian Waggershauser, der selbst zehn Jahre im Verwaltungsrat saß und die Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit Hasan Ismaik bestens kennt, sowie Ulla Hoppen, Hans Vonavka und Ralph Drechsel aus dem Spektrum der investorenkritischen Organisation Pro1860.

Grund für den Antrag? "Das sind die schlechten Erfahrungen mit Investoren in den letzten Jahren, die den Vereinen nur Chaos, sportlichen Abstieg oder gar die Insolvenz gebracht haben: Uerdingen, Türkgücü oder Hertha BSC sprechen da eine klare Sprache!", sagte Waggershauser im Gespräch mit der AZ: "Jede Currywurst-Bude in Deutschland bekommt mehr Auflagen als ein Investor, der in den deutschen Fußball einsteigen will. Ein Reglement dafür ist überfällig."
Der Investoren-Tüv soll bei DFB und DFL angesiedelt werden und deren Fachleute die Voraussetzung für den Einstieg eines Kapitalgebers prüfen. Erst wenn dieses Gremium grünes Licht gibt, soll ein Investor bei einem Klub aktiv werden dürfen, so die Vorstellung.
Darum würden auch Kapitalgeber von einem Investoren-Tüv profitieren
Damit dem Antrag bei der 1860-Mitgliederversammlung stattgegeben wird, ist eine einfache Mehrheit nötig. Bei den Antragsstellern gibt man sich optimistisch, dass diese erreicht wird. "Nachdem die Kurve schon Zustimmung signalisiert hat, bin ich auch sehr zuversichtlich", sagt der ehemalige 1860-Verwaltungsrat: "Das Signal an DFL/DFB wäre aber stärker, wenn der Antrag eine sehr breite Mehrheit bekäme - auch vom Bündnis Zukunft, denn es kann in niemandes Interesse sein, wenn es weiterhin unseriöse Investoren im deutschen Fußball gibt, die den Vereinen brutal schaden und einen Scherbenhaufen hinterlassen."
Von einer Clearingstelle würden auch Investoren profitieren, betont Waggershauser. "Letztendlich ist der Antrag ein Appell an DFL/DFB und die Profivereine, sich des Themas anzunehmen. Es geht auch darum, seriöse Investoren vor unlauterer Konkurrenz zu schützen."
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