TSV 1860 zu verkaufen! - Investor Ismaik angefressen

1860-Investor Ismaik rechnet mit den Löwen ab. Es geht um Misstrauen im Verein, den Verkauf seiner Anteile und einen möglichen Ausstieg.
Matthias Eicher |
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38 300 000 Euro: So viel Geld hat Hasan Ismaik nach eigener Auskunft bislang in die Löwen investiert.
az 38 300 000 Euro: So viel Geld hat Hasan Ismaik nach eigener Auskunft bislang in die Löwen investiert.

London/München - Sonntagnachmittag, Stadtzentrum London. Während der TSV 1860 beim SC Freiburg das Ringen um überlebenswichtige Punkte im Abstiegskampf einmal mehr verliert, lädt Hasan Ismaik ausgewählte Medienvertreter ins Corinthia-Hotel. „Ich bin sehr beschäftigt, aber ich habe es mitbekommen: Sie verlieren“, klagt der 39-Jährige zur Begrüßung im „Royal Penthouse“, dem Herzstück des Nobelhotels mit Blick auf die Themse. Kurz zuvor haben die Löwen im Breisgau das 0:3 kassiert.

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Während Ismaiks Zweitliga-Klub mehr denn je um den Klassenerhalt fürchten muss, nimmt sich der schwerreiche Investor drei Stunden Zeit, um über die Gründe und Hintergründe der Erfolglosigkeit zu sprechen: „Seit dem Gewinn der Meisterschaft 1966 leidet 1860 unter totaler Misswirtschaft. Oder ist es Korruption?“, sagt er.

Die AZ ist dabei und fasst hier die wichtigsten Punkte zusammen:

 

Ismaiks Einstieg bei 1860

 

Am 29. September 2011 überweist der Jordanier (siehe Ismaiks Darlehen an 1860 unten) 18,4 Millionen Euro, um 60 Prozent der Anteile (davon 49 Prozent stimmberechtigt) des Klubs zu erhalten – und rettet diesen damit vor der Insolvenz.

Ismaik sagt nun: „Ich bin auf Vermittlung von Hamada Iraki nach München gekommen. Ich wollte eigentlich einen Verein in England aufkaufen. Iraki wusste um meine Liebe zu Fußball und den Städten München und London. Er hat mir während eines Spiels des FC Bayern von 1860 erzählt und mich dazu überredet, einzusteigen.“ Ismaiks Vorwurf an seinen Ex-Statthalter Iraki: „Die Tragweite der 50+1-Regel hat er mir nicht deutlich gemacht. Der Klub in England ist jetzt in der Ersten Liga, 1860 fast in der Dritten. Was ist das für ein Verein, in den ich 40 Millionen Euro gesteckt habe und nun ist kein Cent mehr da? Wo ist mein Geld?“

 

Verstärkungen

 

Trainer Benno Möhlmann und Sportchef Oliver Kreuzer lechzen nach Neuzugängen. Wird Ismaik dafür den Geldbeutel aufmachen? Er sagt Ja: „Noor Basha hat mich vor ein paar Tagen auf Wunsch von Möhlmann und Kreuzer um 600 000 Euro gebeten, um zwei oder drei Spieler zu verpflichten. Ich habe gesagt: Nimm nicht 600 000, machen wir eine Million. Das ist genehmigt.“ Ismaik weiß: Ein Abstieg würde den Wert seines Investments stark mindern.

 

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38 300 000 Euro: So viel Geld hat Hasan Ismaik nach eigener Auskunft bislang in die Löwen investiert. (Für Großansicht auf das Bild klicken)

 

Umwandlung seiner Darlehen in Genuss-Scheine

 

Wenn Ismaik in Spielerbeine investiert, stopft er auch die neuerlichen Löcher? Nein! „Ich kann in meiner Firma in diesem Jahr keine Verluste mehr in die Bücher eintragen. Und es ist eine pädagogische Maßnahme: Die dafür Verantwortlichen (gemeint sind Karl-Christian Bay, Sigi Schneider, Ulrich Bez, d. Red.) sollen für den Misserfolg selbst zahlen. Wären sie erfolgreich, könnte ich ihnen denselben Betrag als Bonus auszahlen.“

Das heißt für Sechzig: Es droht eine Geldstrafe im mittleren sechsstelligen Bereich. Oder Ismaik lässt sich bis Jahresende umstimmen.

Möhlmann: "Unsere Fans mussten viel mitmachen!"

 

Geheimes Investoren-Konsortium

 

Im Zuge der versuchten Installation von Meistertrainer Felix Magath wurde im Sommer öfter von nebulösen Investoren gesprochen, die an einer Übernahme interessiert seien. Ismaik sagt dazu: „Im Sommer haben die Investoren einen Anwalt nach Abu Dhabi geschickt. Das Angebot? Zwei Millionen Euro für die Anteile. Plus fünf Millionen im Aufstiegsfall und fünf extra, sollte der Klub in die Champions League einziehen. Am 25. Oktober schrieb ein 1860-Beirat eine Mail mit dem Vorschlag eines Deals, der in 14 Tagen abgewickelt werden könnte. Dieselbe Investorenfamilie bot diesmal 18 Millionen Euro für die Anteile.“ Das erste Angebot habe er als Beleidigung aufgefasst, zum zweiten „habe ich gesagt: Die Löwen sind nicht zu verkaufen. Und schon gar nicht zu diesem Preis.“ Übrigens: Magath habe nie ein Angebot abgegeben, „und ich verkaufe auch keine Anteile an jemanden, der die ganze Macht will“.

 

Das Zerwürfnis mit Bez

 

Vergangenen Donnerstag schied 1860-Aufsichtsrat und Beirat Ulrich Bez, der als Ismaik-Vertrauter galt, aus seinen Ämtern aus. Ismaik: „Mit der Zeit habe ich herausgefunden, dass dieser Beirat einzig und allein deshalb zum Klub gekommen ist, um Einblick in die Finanzen zu erhalten. Und um mich zum Verkauf meiner Anteile zu drängen.“ Heißt: Bez sei ein trojanisches Pferd der Investoren. Den Namen will Ismaik nicht verraten. „Ich sage nur, dass sie einen großen Namen hat, in München wohnt und eine Autofabrik hat. Aber ich will eine klare Botschaft senden: Es braucht nicht die ganzen Machenschaften hintenrum, um mir ein Angebot zu unterbreiten. Das ist beschämend.“

 

Verkauf seiner Anteile

 

„Manchmal bin ich sehr deprimiert, wenn ich überlege, wie viel Geld ich schon investiert habe“, erzählt Ismaik. „Aber dann schaue ich mir die DVDs mit den Spielen an, und dann möchte ich auf keinen Fall verkaufen.“ Daraufhin nennt er dann doch zwei Punkte, unter denen er dazu bereit wäre: „Zwei Bedingungen müssen erfüllt sein, damit ich verkaufe. Die Fans müssen mehrheitlich sagen, dass ich gehen soll. Und ich muss die vollständige Summe, die ich investiert habe, wieder zurück erhalten.“

Der Verkauf wäre also möglich. Er hängt somit an dreierlei: den Fans, rund 40 Millionen und an Ismaiks Laune, sollten die Löwen weiter erfolglos bleiben oder gar absteigen.

 

Vorwürfe an Sigi Schneider

 

Ismaik äußert massive Vorwürfe gegen Ex-Verwaltungsrat Sigi Schneider. „Im Verein gibt es eine Person mit der Agenda, nicht aufzusteigen. Ich habe mich schon gefragt: Ist der rasante sportliche Abstieg ein Druckmittel, damit ich verkaufe? Dieser Mann ist noch immer aktiv im Hintergrund und kontrolliert alles.“

 

Ismaiks Wunschvorstellung

 

Wie müssten sich die Verhältnisse bei den Löwen nach Ismaiks Gusto darstellen? Zuerst einmal will er mehr Einfluss: „Die DFL sollte die 50+1-Regel aufheben.“ Dann könnte Ismaik „seine“ Köpfe in der Führungsetage installieren: „Ich habe bis heute nicht die Chance erhalten, die verantwortlichen Leute selbst auszusuchen. Ich will Leute, die wirklich helfen.“

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In der Stadionfrage versicherte er, an einer Lösung interessiert zu sein, denn „wenn ich in die Allianz Arena gehe, fühle ich mich heimatlos und obdachlos“. Über allem steht sein großer Wunschtraum: „Ich liebe den Verein so, wie ich mich selbst liebe. Daher fordere ich mich selbst heraus: Ich will mit 1860 München in der Ersten Liga gegen den FC Bayern spielen und ihn besiegen. Das ist mein Lebenstraum.“

 

Misstrauen in Protagonisten

 

Vor allem Ex-Präsident Gerhard Mayrhofer und Ex-Sportchef Gerhard Poschner hätten Ismaik Grund zum Misstrauen gegeben: „Mir wurde zugesichert, dass wir eine Lösung mit der DFL finden. Mir wurde eine grundlegende Kursänderung versprochen.“ Auf beides wartet er vergebens. Zuletzt hat Ismaik im Mai 2014 neun Millionen Euro an 1860 überwiesen – doch er zweifelt daran, dass das Geld tatsächlich dafür verwendet wurde, um Löcher zu stopfen. Sein Vorwurf: Jemand habe sich bereichert. Namen nennt er nicht.

 

Abstieg

 

Derzeit könnten die Löwen von Ismaiks Träumen gar nicht weiter entfernt sein. Was der Investor zum drohenden Niedergang sagt? „Der Abstieg wäre nicht das Ende der Welt.“

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