TSV 1860 zu Gast in Franken: Werden es "Bayreuther Festspiele"?
München - Grüne Hügel, Festspielhaus, die Heimat des berühmten Komponisten Richard Wagner – dazu die typisch-fränkischen Bierkeller: In der Kultur- und Universitätsstadt Bayreuth kommt der Besucher voll auf seine Kosten. Die Löwen wird es allerdings zuallererst ins Hans-Walter-Wild-Stadion verschlagen: Die SpVgg Bayreuth ist heiß darauf, dass die Sechzger in der "Altstadt" einen Albtraum erleben.
"Bayreuth wird alles geben"
"Für Bayreuth ist es ein absolutes Highlightspiel, wenn Sechzig kommt. Bayreuth braucht die Punkte, die werden alle 105 Prozent geben, um etwas zu holen", sagte Michael Köllner am Donnerstag über das ungleiche Duell des Tabellen-Zweiten mit Aufstiegsambitionen beim mager bestückten Drittliga-Aufsteiger, der mit neun Punkten das Schlusslicht ist. Köllners Forderung: "Darauf müssen wir vorbereitet sein."
Für den Aufsteiger ist es nicht nur ein bayerisch-fränkisches Derby: Mit Sechzigs einstigem Kapitän Felix Weber, Nicolas Andermatt, Moritz Heinrich, Markus Ziereis und Jann George sind gleich fünf Spieler ehemalige Sechzger. Bayreuth, die weiß-blaue Filiale. "Es sind nicht viele Spieler im Kader, die ich noch nicht trainiert habe. Felix Weber beispielsweise, der bei Sechzig München hier mein Kapitän war", meinte Köllner, der auch noch als Auswahltrainer einige Spieler betreut hatte, über das Wiedersehen. Es werde "schön, sich mit dem ein oder anderen zu unterhalten."
Trainer Köllner: "Wir können in Bayreuth drei Punkte holen"
Ob es auch auf dem grünen Rasen schön wird für 1860 gegen ein Team, das alles auf den Rasen wirft, um gegen den Giesinger Goliath einen Überraschungs-Dreier zu landen? Köllner warnte vorsorglich, wie vor jedem Gegner: "Sie haben immer einen guten defensiven Plan. Das ist sicherlich keine Mannschaft, die in Trümmern liegt." Man wisse aber auch, "dass wir eine stärkere Mannschaft haben und in Bayreuth drei Punkte holen können." Köllner freue sich jedenfalls "auf eine tolle Kulisse.”
Ist man der schönen Stadt zugeneigt, kennt man selbstverständlich die Bayreuther Festspiele, jenes Musikfestival, das den letzten zehn Opern Wagners gewidmet ist. Nach dem Aufstieg der Fußballer, mit den ganzen Ex-Sechzgern in ihren Reihen, steigt am Samstag an der Spielstätte der SpVgg ein Bayreuther Festspiel der ganz anderen Sorte.
Auch für Chefcoach Köllner selbst wird es ein besonderes Spiel, bei dem der Chefcoach seine goldene Regel bricht und Karten für einige Fuchsmühler besorgen muss: "Es ist ja nicht weit weg. Auch meine Familie wird kommen", meinte der Oberpfälzer. Grundsätzlich gebe es dort auch "viele Löwenfans", wie Köllner aus eigener Erfahrung wisse: "So hat mir der Kulmbacher-Löwenfanclub angeboten, dass wir dort beim VfB trainieren könnten."
Löwen werden Unterstützung der Fans brauchen
Offiziell gab es 2.800 Karten für den TSV 1860, die schnell ausverkauft waren. Die Stadt hat jüngst einer Kapazitätserhöhung auf 12.000 Zuschauer zugestimmt. Köllner: "Ich denke aber, dass über den Gästeblock hinaus viele Sechzger-Farben tragen und uns unterstützen werden." Diesen Support "brauchen wir auch", so der Trainer, schließlich gilt es, einen bis in die Haarspitzen motivierten Underdog niederzuringen.
Die Löwen können dabei wieder aus dem Vollen schöpfen: Während nur Fabian Greilinger und Junglöwe Milos Cocic verletzt fehlen, könnte sogar Torjäger Marcel Bär sein Comeback feiern. "Grundsätzlich ist unsere personelle Situation entspannter. Es ist ein Hauen und Stechen um die Kaderplätze", sagte Köllner.
1860 will seiner Favoritenrolle gerecht werden
Die Marschroute des Gegners schätzt der 52-Jährige wie folgt ein: "Bayreuth wird alles reinhauen, defensiv eng im Block stehen und über das Umschaltspiel gehen." Nach zuletzt zwei Siegen gegen Aufstiegsaspiranten gilt es nun für 1860, eines zu verhindern: Dass aus einem Aufeinandertreffen, in dem die Favoritenrolle mehr als klar verteilt ist, am Ende doch ein Bayreuther Festspiel wird.