TSV 1860: Zoff ums Grünwalder Stadion - Stadt München gerät unter Druck

München - Endlich wieder Löwen-Heimat, doch Ärgernis für die Anwohner: Das Grünwalder Stadion sorgt nach der Rückkehr des TSV 1860 Mitte 2017 in die alte Heimspielstätte, gleichbedeutend mit der Rückkehr zu den eigenen Wurzeln, für höchst unterschiedliche Gefühlslagen.
Beschwerden rund ums Grünwalder Stadion
Jetzt klagen die Anwohner über untragbare Zustände rund um "eines der am meist bespielten Stadien Deutschlands" (auch Heimspielort der Frauen und U23 des FC Bayern) und machen gegen die Spiele der Sechzger und eine weitere Kapazitätserhöhung mobil.
Sie beschweren sich seit einigen Tagen mit Flugblättern in Giesing unter anderem über "ohrenbetäubende Durchsagen und Musik, stundenlanges Trommeln, Sachbeschädigung, Verkehrschaos, Wildpinkler in Grünanlagen und Hauseinfahrten, Müll, Glasscherben."

Die Kritik der Anwohner, kürzlich auch Thema in der Sendung "quer" im Bayerischen Rundfunk, werde allerdings nicht ernst genommen und „scheint Politik, den Behörden und den Vereinen völlig egal zu sein.“ Sie würden mit Sätzen wie „So ist das halt in der Stadt“ oder "Dann zieh doch aufs Land" abgespeist, sogar angefeindet.
Daher sollen nun per anonymer E-Mail-Adresse Beschwerden gesammelt und den Behörden vorgetragen werden: "Jetzt wird es Zeit, sich zusammen zu tun und sich zu wehren", steht auf den Zetteln geschrieben.
Löwen und FC Bayern an einem Tisch?
Clemens Baumgärtner (CSU) kann die Wut der Anwohner nachvollziehen. Der Bezirksausschuss-Chef von Untergiesing will diese nun rund um den Jahreswechsel mit allen Entscheidungsträgern zusammenbringen. "Die Anwohner müssen angehört werden. Wir wollen einen runden Tisch mit den Löwen, dem FC Bayern, mit der Stadt als Vermieter und Betreiber sowie der Polizei und dem MVV – mit allen Beteiligten", sagt Baumgärtner der AZ.

Während er die Sechzger für deren bisherige Dialogbereitschaft lobt, erwarte er sich von der Stadt ein Konzept: "Das ist längst überfällig. Ohne Plan und Regelungen funktioniert auch eine Erweiterung nicht", so Baumgärtner über den geplanten Ausbau auf 18 600 Zuschauer. Bisher waren im Rahmen der Erweiterung von 12 500 auf 15 000 Zuschauer im Sommer laut Baumgärtner lediglich "leichte Lärmschutzmaßnahmen" ergriffen worden.
Michael Scharold ist gesprächsbereit
Auch 1860-Geschäftsführer Michael Scharold zeigt sich auf AZ-Nachfrage gesprächsbereit. "Als Veranstalter ist uns sehr daran gelegen, dass unsere Heimspiele für alle Anwohner und damit das ganze Viertel so positiv wie möglich ablaufen", sagt der KGaA-Boss und zählt die bereits getroffenen und umgesetzten Maßnahmen auf: ein MVV-Kombinationsticket für eine öffentliche Anreise, Reinigungsarbeiten der Firma von Vizepräsident Hans Sitzberger sowie die freiwillige Selbstverpflichtung der Fans, sich zu benehmen und Müll im Stadionumfeld gesammelt zu hinterlassen.
Die Fangruppierung "Münchner Löwen" hatte im Sommer 2017 im Rahmen besagter Verpflichtung geschrieben: "Wir nehmen Rücksicht auf die Anwohner, deren Lebenssituationen und Eigentum. Dies gilt es zu respektieren." Zuletzt scheint das nicht immer der Fall gewesen zu sein, weshalb nun zu reden sein wird auf Giesings Höhen.
Lesen Sie hier: Hollywood-Star? Mauersberger scherzt nach OP
Im Video: Das Toto-Pokal-Viertelfinale der Löwen in voller Länge