TSV 1860: Wende oder Ende? Das wegweisende S-Bahn-Derby
München - Dranbleiben im Aufstiegskampf. Ein überlebensnotwendiger Dreier im Tabellenkeller. Spannend waren die Derbys schon immer. Schon immer ging es um Punkte wie Prestige. Diesmal ist es, für Sechzig wie für Haching, wohl das wichtigste Duell seit langer, langer Zeit.
Am Freitag empfängt der TSV 1860 den Lokalrivalen von der SpVgg Unterhaching. 19 Uhr, Grünwalder Stadion, Endspiel-Stimmung (live bei Magenta Sport und im AZ-Liveticker). "Das wird eine ganz heiße Kiste. Wir treffen auf einen Gegner, der die Saison mit einem Derbysieg wieder in die richtige Richtung drehen kann. Wenn sie gewinnen, können sie in einen Flow kommen", meint Sechzig-Trainer Michael Köllner über das Hachinger Unterfangen, dem drohenden Absturz in den Amateurfußball noch zu entgehen.
Wende oder Ende - für 1860 wie für Haching!
SpVgg-Chefcoach Arie van Lent sieht es ähnlich: "Ein letzter Stoß ist es noch nicht. Aber es ist schon richtig: Die Spiele werden immer weniger, die Konkurrenz wird auch nicht immer verlieren. Von daher wollen wir den Negativtrend unbedingt stoppen."
Auch für Hachings Abwehrspieler und Ex-Löwe Christoph Greger ist "ordentlich Druck auf dem Kessel", denn der Siegeszwang gelte genauso für die Giesinger, wenn im Aufstiegsrennen noch etwas gehen soll: "Beide Teams brauchen die Punkte. Die Löwen, um den Anschluss nach oben nicht zu verlieren. Wir brauchen dringend drei Punkte im Abstiegskampf." Wende oder Ende - für 1860 wie für Haching!

Köllner: "Die Tabelle interessiert momentan keinen Menschen"
Auf der Hatz nach dem Aufstieg in die Zweite Liga liegt Sechzig mit 38 Punkten auf Rang sechs. Mit einem Derby-Dreier könnte man wieder aussichtsreicher Vierter werden - mit einer Pleite auf Platz acht zurückfallen. "Die Tabelle interessiert momentan keinen Menschen", behauptet Köllner zwar, schiebt aber hinterher: "In der aktuellen Saisonphase ist wichtig, in welche Verfassung du dich für den Schlussspurt bringst." Ein gelungener Sechzger-Spurt nach ganz oben lässt sich freilich nur vollbringen, wenn der Kontakt nicht schon vorher abgerissen ist.
Haching, mit 24 Zählern 18., will sich ebenfalls nicht kleinkriegen lassen, wenngleich elf sieglose Spiele in Folge und eine schwarze Serie gegen Sechzig (zuletzt vier Pleiten und nur ein Remis) deutlicher gegen die Vorstädter kaum sprechen könnten. Van Lent dazu: "Dieser gewisse Trend, die Tabelle - es spricht alles gegen uns. Wir sind sicher nicht der Favorit, aber wir haben genug Spieler, die schon mal bei 1860 gespielt haben. Alle brennen darauf, das Ding endlich umzubiegen."
TSV-Trainer Köllner, nach nur einem Sieg aus fünf Spielen und der jüngsten 1:2-Pleite gegen Saarbrücken "angepisst", muss das gesperrte Abwehr-Duo Marius Willsch und Stephan Salger zu ersetzen - wohl mit Leon Klassen rechts und Dennis Erdmann innen. Zudem sagt der Oberpfälzer über seinen neuen Hoffnungsträger: "Einen Startelfeinsatz von Keanu Staude kann ich ausschließen. Der Junge hat lange nicht gespielt. Man hat gesehen, dass er kicken kann." Für 90 Minuten reiche es aber noch nicht.
Van Lent reagiert auf Offenen Brief der Fans
Kollege van Lent hat neben der Gelbsperre von Moritz Heinrich und der langzeitverletzten Dominik Stahl und Stephan Hain (alle drei Ex-Löwen) ganz andere Probleme: Über den Offenen Brief der Fans, die vehement seinen Rücktritt forderten, sagt der Niederländer: "Lustig ist das nicht. Ich kann es aber schon verstehen. Als Fan siehst du in der Coronazeit nur die Ergebnisse."
Selbst Köllner pflichtet bei: "Die Fans sind in großer Sorge, dass in Haching nächstes Jahr kein Profifußball gespielt wird." Dabei hoffe selbst der Oberpfälzer, "dass sie in der Liga bleiben - aber am Freitag müssen wir das ausblenden."
Am Freitag kann es nur eines geben: siegen, siegen, siegen! Sonst wird es - am oberen wie unteren Tabellenende - sehr eng mit dem A-Wort.