TSV 1860: Wann kommt das Dach fürs Grünwalder Stadion?

München - Wird das Sechzgerstadion umfassend modernisiert? Die Stadtpolitik hat sich parteiübergreifend dazu bekannt. Und in zwei Wochen soll im Sportausschuss nach langen Verzögerungen endlich beschlossen werden, wie es weitergeht. Was Sportreferent Florian Kraus (Grüne) dort vorlegen wird: Die AZ gibt einen Überblick.
Kosten fürs Grünwalder Stadion
Es war viel geraunt worden in den letzten Monaten. Nun legt Kraus die Fakten auf den Tisch. Nach AZ-Informationen geht er aktuell von Kosten von 77 Millionen Euro (inklusive Planungsrisiken) aus für die große Lösung.
Diese sieht eine Komplettüberdachung vor, zwei Ebenen mit VIP-Bereichen über der Stehhalle, eine längere Haupttribüne, einen Oberrang im Osten – und zusätzlich geschlossene Stadionecken für besseren Lärmschutz. Die Variante gilt als die wahrscheinlichste, Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl hat immer wieder betont, dass es beim Umbau insbesondere auch um besseren Schutz für die Anwohner geht.
Mehr als die angepeilten 18.100 (statt 15.000) Zuschauer sollen an dem Standort nicht genehmigungsfähig sein, da schwört man im Rathaus seit Jahren Stein und Bein. Die Deutsche Fußball-Liga DFL soll signalisiert haben, dass man hier so eines Tages zweite Liga spielen dürfe – erste aber nicht.

Finanzierung: Vor allem der TSV 1860 in der Pflicht
Für Modernisierung und Erweiterung soll natürlich nicht alleine der Münchner Steuerzahler aufkommen, sondern ganz wesentlich auch die nutzenden Vereine, vor allem der TSV 1860. Komplett amortisieren werden die Nutzer die Kosten wohl nicht können, davon geht man in der Verwaltung aus. Stattdessen wird eine niedrigere, sogenannte marktübliche Miete berechnet, die dem Vernehmen nach nur etwa die Hälfte der Kosten bedeuten würde – aber dem Verein möglicherweise immer noch zu hoch ist.
Dietl sagte am Donnerstag, sie setze sich dafür ein, dass ein "für die Vereine gutes Berechnungsmodell zur Anwendung kommt". Sie hatte vor Wochen im AZ-Interview auch die Idee ins Spiel gebracht, dass Sechzig das städtische Stadion in Erbpacht übernehmen könnte.
Auch diese Variante lässt Kraus inzwischen in seiner Verwaltung prüfen – mögliche Laufzeit: 50 Jahre. Sollte es tatsächlich zu einem Erbpacht-Deal kommen, könnte es auch um die Gründung einer Betreibergesellschaft wie in anderen Großstädten gehen, die das Stadion dann an die Vereine übergibt. Allerdings hat Sechzig zumindest öffentlich nicht positiv auf Dietls kürzlichen Vorstoß reagiert. Für den CSU-Vorschlag, auch über eine Vermarktung des Stadionnamens nachzudenken, ist man in der Verwaltung dem Vernehmen nach offen.

Zeitplan Politik: Stadt soll Miete noch 2022 festlegen
Verena Dietl bestätigt auf Nachfrage, dass das Kommunalreferat bis Ende des Jahres die Höhe der Miete benennen soll. Ein endgültiger Stadtratsbeschluss, bei dem die Mittel freigegeben werden und der Start zu detaillierten Planungen gegeben wird, ist dann im ersten Quartal 2023 vorgesehen.
Bis dahin sei ihr wichtig, dass auch der Gedanke eines Erbpachtvertrags weiterverfolgt werde, betonte Verena Dietl am Donnerstag.

Zeitplan Bau: Neues 1860-Stadion entsteht erst ab 2026
Weil das Olympiastadion zuerst saniert werden soll und während der Bauarbeiten als Ausweichstandort dienen dürfte, kann mit dem Bau voraussichtlich erst 2026 begonnen werden. Einen Umbau im Betrieb hält man im Sportamt nicht für realistisch, es wird davon ausgegangen, dass in der Bauzeit nicht gekickt werden kann.

Die charakteristischen Flutlichtmasten übrigens, die Fußball-Nostalgikern und Münchnern schon von weitem zeigen, dass der Ball rollt auf Giesings Höhen, könnten ganz verschwinden.
Es wird, um die Lichtbelastung für Anwohner und Umwelt zu schonen, davon ausgegangen, dass sie entweder niedriger werden – oder aber wie in modernen Arenen üblich in dem neuen Dach versenkt werden.

Der Hauptstreitpunkt ist die Miete für den TSV 1860
Entscheidende Fragen sind offenbar noch nicht geklärt. Die Stadt und der TSV 1860 haben wohl bei der Miete immer noch deutlich unterschiedliche Vorstellungen.
Außerdem pocht die Stadt dem Vernehmen nach auf ein Bekenntnis, dass Sechzig für mindestens zehn Jahre nach dem Umbau fest mit dem Stadion plant. Sonst könne man eine solche Investition nicht tätigen, heißt es. Bis Anfang 2023 müsse eine klare Zusage zum Spielort vorliegen, sonst könne man nicht weiterplanen.
Sie hoffe auf ein "langfristiges Bekenntnis", sagte auch Dietl am Donnerstag. Die Sport-Bürgermeisterin klang auf jeden Fall durchaus optimistisch. "Ich freue mich, dass das Projekt Stadionsanierung jetzt ein gutes Stück vorankommt", sagte sie.