TSV 1860: Wann kommt das Dach fürs Grünwalder Stadion?

Die Sanierung des Grünwalder Stadions wird konkreter. Die AZ erklärt, von welchen Kosten die Stadt jetzt ausgeht, warum die Flutlichtmasten wohl verschwinden – und wie das Rathaus noch mehr Druck auf den TSV 1860 macht.
Felix Müller
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Die Westkurve des Grünwalder Stadions soll überdacht bleiben. Die altehrwürdige Anzeigentafel aber wird es weiter geben.
Die Westkurve des Grünwalder Stadions soll überdacht bleiben. Die altehrwürdige Anzeigentafel aber wird es weiter geben. © imago images/MIS

München - Wird das Sechzgerstadion umfassend modernisiert? Die Stadtpolitik hat sich parteiübergreifend dazu bekannt. Und in zwei Wochen soll im Sportausschuss nach langen Verzögerungen endlich beschlossen werden, wie es weitergeht. Was Sportreferent Florian Kraus (Grüne) dort vorlegen wird: Die AZ gibt einen Überblick.

Kosten fürs Grünwalder Stadion

Es war viel geraunt worden in den letzten Monaten. Nun legt Kraus die Fakten auf den Tisch. Nach AZ-Informationen geht er aktuell von Kosten von 77 Millionen Euro (inklusive Planungsrisiken) aus für die große Lösung.

Diese sieht eine Komplettüberdachung vor, zwei Ebenen mit VIP-Bereichen über der Stehhalle, eine längere Haupttribüne, einen Oberrang im Osten – und zusätzlich geschlossene Stadionecken für besseren Lärmschutz. Die Variante gilt als die wahrscheinlichste, Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl hat immer wieder betont, dass es beim Umbau insbesondere auch um besseren Schutz für die Anwohner geht.

Mehr als die angepeilten 18.100 (statt 15.000) Zuschauer sollen an dem Standort nicht genehmigungsfähig sein, da schwört man im Rathaus seit Jahren Stein und Bein. Die Deutsche Fußball-Liga DFL soll signalisiert haben, dass man hier so eines Tages zweite Liga spielen dürfe – erste aber nicht.

Eher lieblos: die erst zehn Jahre alte Osttribüne. Sie würde im Fall einer Sanierung einen zweiten Rang und ein Dach bekommen.
Eher lieblos: die erst zehn Jahre alte Osttribüne. Sie würde im Fall einer Sanierung einen zweiten Rang und ein Dach bekommen. © imago/MIS

Finanzierung: Vor allem der TSV 1860 in der Pflicht

Für Modernisierung und Erweiterung soll natürlich nicht alleine der Münchner Steuerzahler aufkommen, sondern ganz wesentlich auch die nutzenden Vereine, vor allem der TSV 1860. Komplett amortisieren werden die Nutzer die Kosten wohl nicht können, davon geht man in der Verwaltung aus. Stattdessen wird eine niedrigere, sogenannte marktübliche Miete berechnet, die dem Vernehmen nach nur etwa die Hälfte der Kosten bedeuten würde – aber dem Verein möglicherweise immer noch zu hoch ist.

Dietl sagte am Donnerstag, sie setze sich dafür ein, dass ein "für die Vereine gutes Berechnungsmodell zur Anwendung kommt". Sie hatte vor Wochen im AZ-Interview auch die Idee ins Spiel gebracht, dass Sechzig das städtische Stadion in Erbpacht übernehmen könnte.

Auch diese Variante lässt Kraus inzwischen in seiner Verwaltung prüfen – mögliche Laufzeit: 50 Jahre. Sollte es tatsächlich zu einem Erbpacht-Deal kommen, könnte es auch um die Gründung einer Betreibergesellschaft wie in anderen Großstädten gehen, die das Stadion dann an die Vereine übergibt. Allerdings hat Sechzig zumindest öffentlich nicht positiv auf Dietls kürzlichen Vorstoß reagiert. Für den CSU-Vorschlag, auch über eine Vermarktung des Stadionnamens nachzudenken, ist man in der Verwaltung dem Vernehmen nach offen.

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Zeitplan Politik: Stadt soll Miete noch 2022 festlegen

Verena Dietl bestätigt auf Nachfrage, dass das Kommunalreferat bis Ende des Jahres die Höhe der Miete benennen soll. Ein endgültiger Stadtratsbeschluss, bei dem die Mittel freigegeben werden und der Start zu detaillierten Planungen gegeben wird, ist dann im ersten Quartal 2023 vorgesehen.

Bis dahin sei ihr wichtig, dass auch der Gedanke eines Erbpachtvertrags weiterverfolgt werde, betonte Verena Dietl am Donnerstag.

Sport-Bürgermeisterin: Verena Dietl von der SPD.
Sport-Bürgermeisterin: Verena Dietl von der SPD. © Daniel von Loeper

Zeitplan Bau: Neues 1860-Stadion entsteht erst ab 2026

Weil das Olympiastadion zuerst saniert werden soll und während der Bauarbeiten als Ausweichstandort dienen dürfte, kann mit dem Bau voraussichtlich erst 2026 begonnen werden. Einen Umbau im Betrieb hält man im Sportamt nicht für realistisch, es wird davon ausgegangen, dass in der Bauzeit nicht gekickt werden kann.

Ein Ort Münchner Fußballgeschichte: Sepp Maier fängt beim Derby mit den Sechzigern am 28. Oktober 1967 einen Ball vom Löwen Wilfried Kohlars. Das Spiel endet 2:2 - vor 44 000 (!) Zuschauern.
Ein Ort Münchner Fußballgeschichte: Sepp Maier fängt beim Derby mit den Sechzigern am 28. Oktober 1967 einen Ball vom Löwen Wilfried Kohlars. Das Spiel endet 2:2 - vor 44 000 (!) Zuschauern. © imago images/WEREK

Die charakteristischen Flutlichtmasten übrigens, die Fußball-Nostalgikern und Münchnern schon von weitem zeigen, dass der Ball rollt auf Giesings Höhen, könnten ganz verschwinden.

Es wird, um die Lichtbelastung für Anwohner und Umwelt zu schonen, davon ausgegangen, dass sie entweder niedriger werden – oder aber wie in modernen Arenen üblich in dem neuen Dach versenkt werden.

Die historische, kleine Haupttribüne: Sie soll an beiden Seiten deutlich verbreitert werden.
Die historische, kleine Haupttribüne: Sie soll an beiden Seiten deutlich verbreitert werden. © imago images/MIS

Der Hauptstreitpunkt ist die Miete für den TSV 1860

Entscheidende Fragen sind offenbar noch nicht geklärt. Die Stadt und der TSV 1860 haben wohl bei der Miete immer noch deutlich unterschiedliche Vorstellungen.

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Außerdem pocht die Stadt dem Vernehmen nach auf ein Bekenntnis, dass Sechzig für mindestens zehn Jahre nach dem Umbau fest mit dem Stadion plant. Sonst könne man eine solche Investition nicht tätigen, heißt es. Bis Anfang 2023 müsse eine klare Zusage zum Spielort vorliegen, sonst könne man nicht weiterplanen.

Sie hoffe auf ein "langfristiges Bekenntnis", sagte auch Dietl am Donnerstag. Die Sport-Bürgermeisterin klang auf jeden Fall durchaus optimistisch. "Ich freue mich, dass das Projekt Stadionsanierung jetzt ein gutes Stück vorankommt", sagte sie.

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19 Kommentare
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  • Schwellenfuzzi am 18.03.2022 21:00 Uhr / Bewertung:

    Ich hoffe, dass dieser Wahnsinn vom Stadtrat nicht genehmigt wird.
    Die Stadt München schiebt einen riesigen Schuldenberg vor sich her, mit welcher Verantwortungslosigkeit will man dann ca. 70 Millionen Euro Steuergelder in ein
    marodes Stadion investieren. Das Geld wäre sicherlich für die Renovierung von
    Krankenhäusern, Kindergärten usw. weitaus sinnvoller angelegt. Wenn der TSV
    1860 ein größeres Stadion haben will , muss er sich selber darum kümmern, es
    bauen und finanzieren. Alternativ steht auch das Qlympiastadion zur Verfügung,
    hier gibt es sicherlich keine Probleme mit der Zuschauerkapazität und Infrastruktur.
    Hoffentlich verschwinden diese Umbaupläne für das GW Stadion auf ewige Zeiten
    in der Schublade.

  • Exilloewe am 18.03.2022 15:17 Uhr / Bewertung:

    Ich verstehe das nicht----wie kann der Verein garantieren, für eine geraume Zeit (10-30 Jahre) zweite oder dritte Liga zu spielen? Wo spielen sie in der 1. (oder 4.) Liga? Das kann man doch nicht per se ausschließen! Und 18100 Zuschauer (wie wurde das festgelegt?) sind einfach zu wenig, tut mir leid. Das Ganze ist ein Rohrkrepierer und enthält eine Knebelung des Vereins.

  • Kein1860Fan am 18.03.2022 15:09 Uhr / Bewertung:

    SirQuickley: "bedarf es eines Stadions für 40.000 Zuschauer."

    Für was benötigt 1860 ein Stadion für 40.000 Zuschauer. In den letzten Jahren vor 2017 hat 1860 in der 2. Bundesliga im Durchschnitt um die 22.000 Zuschauer in die Allianz Arena gelockt. Rechnet man die wenigen Topspiele heraus, lag der Zuschauerzuspruch um die 18.000 Zuschauer.

    Wie sagte es sinngemäß Präsident Reisinger: Weil einmal im Jahr die popelige Verwandtschaft zu besuch kommt, bau ich doch kein Hotel

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