TSV-1860-Trainer Vitor Pereira vor Spiel gegen Erzgebirge Aue: Löwen-Wut, Löwen-Mut

Der TSV 1860 reist zum Abstiegsduell nach Aue, zum Team der Stunde. "Wir sind noch nicht gerettet“, sagt Pereira. Bleibt er diesmal ruhig?
von  Matthias Eicher
So wollen die Löwen auch am Sonntag in Aue jubeln: Romuald Lacazette, der Torschütze beim 1:1 gegen den VfB Stuttgart.
So wollen die Löwen auch am Sonntag in Aue jubeln: Romuald Lacazette, der Torschütze beim 1:1 gegen den VfB Stuttgart. © Augenklick

Er war so heiß wie ein Vulkan. Ein portugiesischer Vulkan. Ein falsches Wort, und womöglich hätte man sich daran verbrannt.

So bekamen eine Wasserkiste und eine Werbebande den Wutausbruch zu spüren. Das Gemüt von Vitor Pereira, Trainer-Heißsporn des TSV 1860, war nach dem unglücklichen Nachspielzeit-Ausgleich gegen den VfB Stuttgart (1:1) derart erhitzt, dass der 48-Jährige einige Minuten benötigte, ehe er sich beruhigen konnte. Doch nun, so Pereira, dürfe man sich nicht mehr damit aufhalten, denn: Das Erzgebirge ruft.

"Frust gehört dazu, aber das dürfen wir uns nur einen Tag erlauben. Man kann jetzt nichts mehr ändern, wir spielen nicht mehr gegen Stuttgart“, führte Pereira am Freitag auf der Spieltags-Pressekonferenz aus, in wiedererlangter Ruhe und Gelassenheit. Um dann mit voller Überzeugung hinzuzufügen: "Wir müssen unsere Energie auf den nächsten Gegner fokussieren.“

Hitziges Temperament

Der da wäre? Aue. Am 28. Spieltag müssen die Sechzger am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) beim Tabellen-15. antreten. Ein Konkurrent im Abstiegskampf – und doch wie vergangenen Mittwoch beim 1:1 gegen den (vormaligen) Tabellenführer ein Spitzen-Gegner. "Aue ist eine sehr starke, vom Trainer sehr gut organisierte Mannschaft. Sie pressen viel, sind gut zu Hause und es wird nicht einfacher als gegen den VfB“, so Pereira über das Team von Domenico Tedesco. Ein bisschen Löwenwut aufgrund der verlorenen beiden Punkte gesteht er seiner Elf womöglich doch noch zu, hauptsächlich wird im restlos ausverkauften Sparkassen-Erzgebirge-Stadion vor über 1000 Sechzger-Anhängern etwas anderes vonnöten sein: Löwen-Mut! "Aue hat jetzt Selbstvertrauen, es wird sehr schwierig für uns.“

Und tatsächlich: Die Erzgebirgler, vor wenigen Wochen noch Schlusslicht, haben einen Lauf. Drei Siege und zwei Remis aus den letzten fünf Partien, darunter die beiden 1:0-Siege gegen Abstiegsrivale St. Pauli und sogar bei Aufstiegsaspirant Union Berlin. Ergibt mit 16 Punkten aus zehn Spielen Platz acht in der Rückrundentabelle – ebenso viele wie 1860 als Siebter.

Pereira kämpft für seine Löwen

"Man sieht eine Mannschaft, die mit der Hinrunde nichts mehr zu tun hat. Da hatten wir ein sehr gutes Ergebnis gegen Aue“, erinnert Pereira, obwohl den 6:2-Kantersieg, der den Spielverlauf nicht widerspiegelte, noch sein Vorgänger Kosta Runjaic ercoacht hatte. Pereira weiß, dass der Abstiegskampf für seine Elf noch nicht vorbei ist: "Wir sind längst nicht gerettet. Es wird sicherlich ein sehr harter Kampf bis zum Schluss. Die Mannschaften unten sind ständig am punkten.“

Daher gelte für Pereiras Truppe, die ohne die gelbgesperrten Amilton ("Er ist ein wichtiger Spieler, aber wir können ihn ersetzen“) und Kai Bülow auskommen muss, die schon vor dem Duell mit Stuttgart geäußerte Vorgabe: "Ich gehe nie mit einem Unentschieden im Gedächtnis in ein Spiel.“ Die drei Punkte seien "wichtig, weil wir nicht nur mit Aue im direkten Kampf sind, sondern auch noch mit anderen Teams.“

Wichtig wären sie auch für das emotionale Gleichgewicht eines zuletzt sehr explosiven Chefcoaches.

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