1860 München nach den verlorenen zwei Punkten gegen Stuttgart

Nach dem Last-Minute-Gegentor schieben die Löwen Frust: Boenisch ist nicht zu beruhigen, Trainer Pereira lässt eine Werbebande seinen Zorn spüren. Ismaik: "Wie ein Tiefschlag in die Magengrube".
Patrick Mayer |
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Keine Gnade mit der Sponsoren-Bande: Löwen-Trainer Vitor Pereira lässt nach dem 1:1 seinen Zorn raus.
sampics/Augenklick Keine Gnade mit der Sponsoren-Bande: Löwen-Trainer Vitor Pereira lässt nach dem 1:1 seinen Zorn raus.

München - Wild fuchtelnd standen beide voreinander, der Trainer fragend, der Verteidiger völlig bedient. Vitor Pereira und Sebastian Boenisch hatten nach dem 1:1 gegen den VfB Stuttgart Redebedarf. Boenisch, der bis zur Nachspielzeit ein gutes Spiel gemacht hatte, verschuldete wenige Minuten davor den Ausgleich der Schwaben mit einem Stockfehler. Und, weil der 30-Jährige versäumt hatte, den Ball vor dem einschussbereiten Marcin Kaminski auf den Mittelrang der Haupttribüne zu dreschen. Kaminski war gedankenschneller, schob zum Ausgleich ein.

Der Frust der Löwen entlud sich ungebremst. Pereira kickte erst einen Wasserkasten weg, dann eine aufblasbare Mini-Werbebande, die der Portugiese schließlich in die Luft hob, um sie wutentbrannt in Richtung Kabinentrakt zu schleudern.

Keine Gnade mit der Sponsoren-Bande: Löwen-Trainer Vitor Pereira lässt nach dem 1:1 seinen Zorn raus.
Keine Gnade mit der Sponsoren-Bande: Löwen-Trainer Vitor Pereira lässt nach dem 1:1 seinen Zorn raus. © sampics/Augenklick

Flucht in die Kabine

Bei Boenisch war es noch drastischer. Der Abwehrspieler war unmittelbar nach Schlusspfiff auch von Vereinsmitarbeitern nicht zu halten und verschaffte sich rabiat Platz in Richtung Katakomben. Ihn, der sichtlich mit seinem Fehler haderte, in diesen Sekunden besänftigen zu wollen, hatte keinen Wert.

"Manchmal machst du nicht die Fehler, sondern der Gegner macht das Tor gut. Wir waren gut positioniert, wussten aber, dass der Ball in die Tiefe kommen kann", meinte Pereira hinterher auf Nachfrage der AZ diplomatisch zum Gegentor. "Wir hätten die Mitte besser besetzen müssen. Es ist aber nicht die Verantwortung der Spieler, es ist meine Verantwortung."

Pfiffe gegen Boenisch

Der Löwen-Trainer stellte sich schützend vor seinen Abwehrhünen, manche Fans dagegen quittierten dessen Abgang mit Pfiffen. "Ein langer Ball, Stuttgart kommt mit allen rein. Es ist klar, dass man nicht jedes Kopfballduell gewinnen kann. Stuttgart hatte lange Jungs auf dem Platz stehen", schilderte Keeper Stefan Ortega moderat. "Der Ball fällt irgendwie runter, Basti (Boenisch, d. Red.) schießt den Ball dem Stürmer gegen das Bein und so passiert es."

Kaminski ist indes gar kein Stürmer, sondern Innenverteidiger. Doch VfB-Coach Hannes Wolf hatte ihn tatsächlich als einen der langen Kerls für die weiten, hohen Bälle in den hektischen Schlussminuten ganz vorne platziert – mit Erfolg. Bitter für Boenisch: Zweikampfstark, passsicher, abgeklärt – der Pole hatte bis dahin kaum Fehler gemacht, dann aber den entscheidenden.

Gutes Vertrauensverhältnis

Wiederholt beorderte Pereira ihn während des Spiels für Instruktionen an die Seitenlinie, es zeigte das Vertrauensverhältnis, das die beiden pflegen - eigentlich. So lässt sich auch die kurzfristige Schutzmaßnahme des 48-Jährigen für den Mann erklären, der reihenweise die von ihm gewünschten Risikopässe in die Spitze spielt.

Dabei hatten die Löwen beim Führungstreffer selbst Glück, als das Schiedsrichtergespann eine Abseitsstellung nicht erkannte. TV-Bilder belegten, dass im Moment des Abspiels mit Benjamin Pavard nur noch ein Gegenspieler zwischen Torschütze Romuald Lacazette und dem Tor stand. Regel 11 der DFB-Regularien besagt: "Ein Spieler befindet sich in einer Abseitsstellung, wenn er mit irgendeinem Teil des Kopfs, des Rumpfs oder der Füße der gegnerischen Torlinie näher ist als der Ball und der vorletzte Gegenspieler."

"Nicht für den Aufwand belohnt"

Auch Investor Hasan Ismaik, der das Spiel auf der Tribüne neben den neuen Löwen-Geschäftsführer Ian Ayre verfolgt hatte, meldete sich zu Wort. "Auch nach einer kurzen Nacht im Hotel kann ich meine Enttäuschung nicht verbergen. Nicht, weil ich mit der Leistung der Mannschaft nicht zufrieden gewesen wäre, sondern weil sie sich nicht für ihren hohen Aufwand belohnt hat. Wenn man ein Tor in der 92. Minute kassiert, fühlt sich das wie ein Tiefschlag in die Magengrube an", wurde der jordanische Geldgeber auf seinem Facebook-Kanal zitiert.

Ein Sonderlob gab es für den Trainer: "Vitor Pereira steckt mit seiner Akribie und Leidenschaft nicht nur seine Spieler an, sondern auch die Fans", hieß es in dem Beitrag weiter. Boenisch und sein Trainer schienen sich in ihren Emotionen wahrlich regelrecht hochzuschaukeln. Was in den Sekunden nach dem Schlusspfiff passierte, soll dem Vernehmen nach vereinsintern und in Ruhe geklärt werden. Damit es auch in Zukunft zügellos zugehen kann bei entfesselten Löwen.

Lesen Sie hier: Einzelkritik: Die Noten der Löwen-Spieler

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