TSV 1860: Stefan Lex bei Sechzig zwischen Frust und Lust
München - Die Auswärtsfahrt der Sechzger an die Bremer Brücke hätte eine Geschichte voller Löwen-Lust werden können. Ja mei, hätte, hätte...
Im Duell des TSV 1860 beim VfL Osnabrück lief erst die 6. Spielminute, da lief bei den Löwen alles wie am Schnürchen. Sascha Mölders verlängerte einen Abschlag von Torhüter Marco Hiller, auf Merveille Biankadi, dessen mustergültiger Traumpass flog genau in den Lauf von Stefan Lex, der derzeit schärfsten Speerspitze der Sechzger. Einziger Makel dieser Präzision, dieser Überzeugung, die es über 90 Minuten gebraucht hätte: Lex verballerte die hundertprozentige Chance zur Führung.
Verpasstes 2:0: Stefan Lex gibt sich selbstkritisch
In der 24. Minute sah es ähnlich aus und der Ball ging sogar rein: Da traf Lex, nachdem Biankadi per Hacke in den Lauf von Seitenlinien-Sprinter Yannick Deichmann spielte, Sascha Mölders an der Flanke des Rechtsverteidigers vorbeirannte - und Lex vor dem Tor eiskalt blieb: Der Stürmer traf ins Schwarze und schoss Sechzig in Front.
Zwei Aktionen, sinnbildlich für Sechzigs Problem im Auswärtsspiel beim Tabellen-Zweiten: Lex' nächster Streich, er sollte nicht reichen, denn die Giesinger gerieten, obwohl sie die Weichen früh Richtung Auswärts-Dreier stellte, auf die völlig schiefe Bahn. Führung verspielt, 1:3 verloren, jähes Ende der Aufholjagd. Purer Löwen-Frust.
Torschütze Lex zeigte sich daher hinterher eben nicht hocherfreut, vielmehr selbstkritisch. "Ich muss die Mannschaft schon früher in Führung schießen", ärgerte er sich über seine vergebene "Riesenchance". Eine Zwei-Tore-Führung hätte den anfangs so forsch auftretenden Sechzgern womöglich eine noch breitere Brust geformt. Diese wäre gegen eines der stärksten Teams der Liga auch nötig gewesen.
TSV 1860: Stefan Lex derzeit so torgefährlich wie schon lange nicht mehr
Dabei liefert Lex selbst derzeit mehr als zuverlässig: Der Erdinger hat nun schon sein viertes Tor in den vergangenen drei Spielen erzielt. Los ging es mit der Lex-Show bekanntlich schon bei seinem Ex-Klub TSV Buchbach im Totopokal-Viertelfinale, wo der gebürtige Erdinger beim 3:2 ein Tor und einen Assist beigesteuert hatte. Beim 1:0-Triumph gegen den FC Schalke 04 in der zweiten Runde des DFB-Pokals avancierte er zum Matchwinner, beim satten 6:0 gegen den SC Freiburg II schnürte er einen Doppelpack. Läuft bei Lex, der auch in Osnabrück netzte.
Insgesamt müssen sich die Sechzger vorwerfen lassen, das Spiel aus der Hand gegeben zu haben. "Wir wussten, dass es mit das schwerste Auswärtsspiel in dieser Saison ist. Wir wollten dagegenhalten. Leider ist uns das nur 30 Minuten gelungen", meinte Lex. Eine halbe Stunde hui, 60 Minuten pfui. Auch für den Torschützen "zu wenig, um etwas mitzunehmen."
Der schnelle Torjäger konnte sich selbst nicht so recht erklären, woran der weiß-blaue Abbau gelegen habe: "Wir haben kaum mehr einen Zweikampf, einen Ball gewonnen. Ab dem 2:1 hat uns der letzte Punch gefehlt." Nicht nur beim zweiten Gegentreffer, auch bei seiner dicken Chance zur Führung.
1860-Trainer Michael Köllner von Löwen-Einbruch enttäuscht
Für Cheftrainer Michael Köllner war es ebenfalls "enttäuschend, dass wir nach so einer guten Phase am Anfang, in der wir uns viele Möglichkeiten herausspielen konnten, auf dem Platz nicht mehr richtig unterwegs waren." In der nun anstehenden Länderspielpause will er "gut arbeiten und den Fokus auf Duisburg richten, um das nächste Spiel gewinnen zu können."
Von einer Aufholjagd dürfte er, wie Lex und alle anderen Sechzger, vorerst nichts mehr wissen wollen: "Wohin die Reise geht, werden wir in den nächsten Wochen sehen."
Wichtig wäre dafür, dass sich Sechzigs restliche Angreifer ein Beispiel an Lex nehmen und nicht umgekehrt. Zumindest an dessen Trefferquote, nicht an der mageren Chancenverwertung in der Vergangenheit und in der sechsten Minute. Nicht, dass die Löwen-Lust wieder dem Frust weichen muss.
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