TSV 1860: Stadionpläne gescheitert - OB Reiter meldet sich zu Wort

München - Ein eigener Löwen-Käfig. Eine eigene Heimat. Es ist der große Wunsch, nein – der große Traum all jener, die es mit dem TSV 1860 halten und den Löwen im Herzen tragen: nach dem Grünwalder Stadion endlich wieder ein eigenes Zuhause.
"Mit euch Löwen, werden wir ein neues Stadion bauen, das den Namen, die Identität und Tradition des TSV 1860 trägt", hatte Investor Hasan Ismaik diesen Traum im Januar 2016 mit einem Versprechen zusätzlich befeuert. Doch dieser Traum hat gestern einen herben Dämpfer erlitten – und OB Dieter Reiter den Oberlöwen bloßgestellt.
"Liebe Löwen, leider habe ich heute keine erfreuliche Nachricht für Euch", schrieb Ismaik auf Facebook. Was folgte, war eine Abfuhr der Stadt München bezüglich des anvisierten Standortes eines neuen Stadions: "Soeben hat mich eine E-Mail erreicht, in der Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schreibt, dass aufgrund 'existierender Nutzungskonflikte' keine eigene Löwen-Heimat auf dem Messegelände Riem möglich sei."
Reiter veröffentlicht Briefwechsel
Die Message: 1860 würde gerne in der Stadt bauen, nur lässt man sie nicht. Doch diesen Schwarzen Peter schob der OB gleich zurück an Ismaik, er veröffentlichte kurz darauf einen Briefwechsel zwischen dem Jordanier und der Stadt. "Der aktuell vorgesehene Baugrund in Riem" sei laut Ismaik für die Pläne der Löwen zu klein, heißt es da.
Eine Spielstätte für mindestens 50 000 Fans wollte Ismaik, "das in allen Spielklassen ausreichende Kapazität bietet" – auch in der Bundesliga. Damit nicht genug: Um auch "in Europa konkurrenzfähig zu werden und zu bleiben, müssen wir neue, innovative Wege gehen." Der Plan: ein Trainingszentrum inklusive Nachwuchsakademie. Doch daraus wird nun – erstmal – nichts.

Brisantes Dokument: Diesen Brief schrieb Ismaik an Reiter – und sagt darin selbst das Riem-Gelände als Standort ab.
Zurück ins Olympiastadion?
Ein solches Vorhaben wäre auf dem Riemer Messegelände nicht umsetzbar gewesen, so entschied sich Ismaik aktiv gegen den Standort. Und nun? Auch darauf lieferte Ismaik per Facebook eine Antwort: eine Standortsuche andernorts. "Sollte aber einen Alternativstandort in Erwägung ziehen, hat uns die Landeshauptstadt München ihre planerische Unterstützung zugesichert."
Er bedanke sich bei Reiter "für seine Bemühungen rund um den TSV 1860" und hoffe, "dass er uns in Zukunft helfend unter die Arme greift". Beispielsweise bei der Prüfung einer sehr geschichtsträchtigen Spielstätte: "Eine der Alternativen wird nach dieser Absage für uns wohl auch wieder das Olympiastadion sein", so Ismaik, der weiß: "Dies muss allerdings erst in einer Machbarkeitsstudie geprüft werden, ob diese Variante eine Lösung für unsere Stadionwünsche sein kann."
Auch laut Münchens Sport-Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) scheiterte das Projekt an den Kapazitäts-Vorstellungen Ismaiks. "Die Löwen wollten jetzt doch ein größeres Stadion", sagte Strobl der AZ. Man sei immer von 35 000 Zuschauern Kapazität ausgegangen.
Aufwendige Umbauten
Was für das Olympiastadion spricht? "Es hat die Kapazität, die Herr Ismaik sich vorstellt", sagte Strobl. Sie zweifelt trotzdem am "Oly". "Die Frage ist, ob es den Anforderungen an ein Fußballstadion noch entspricht", sagte sie: "Es wären Investitionen nötig, wir haben zum Beispiel keine Rasenheizung mehr."
An aufwendige Umbauten wie einst von den Bayern und Sechzig angedacht, glaubt sie nicht mehr. "Das sehe ich nicht", sagte sie. Bis 2025 ist 1860 an den FC Bayern als Besitzer der teuren Heimspielstätte Allianz Arena gebunden. An einem hält Ismaik auf der Suche nach einem Ausweg fest: an der Zusicherung einer neuen Heimat. "Ich verspreche Euch, dass ich alles in meiner Kraft stehende tun werde, damit unser Verein endlich ein eigenes Zuhause bekommt." Nur wann?
Lesen Sie dazu auch die AZ-Meinung: Löwen im Olympiastadion? Eine Zwischenlösung