TSV 1860: Reisinger hofft bei AZ-Talk nach Grünwalder-Umbau auf bis zu 24.000 Zuschauer
München - Der TSV 1860 und sein Stadionproblem – es bleibt ein leidiges Thema. Am Mittwochabend nahm Präsident Robert Reisinger im Rahmen der Diskussionsreihe "Das rote Sofa – Themen, die München bewegen" der AZ auf einen eigens für ihn organisierten blauen Sessel Platz und äußerte sich ausführlich zu der Thematik.
Wie die von der Stadt beauftragte Machbarkeitsstudie ergeben hat, kann das Grünwalder Stadion auf eine Maximalkapazität von 18.105 Zuschauern ausgebaut werden. Mehr geht aus planungsrechtlichen Gründen nicht, da sonst der Bestandsschutz gefährdet werden könnte, argumentiert die Stadt. Doch reicht ein Stadion mit knapp 18.000 Zuschauern überhaupt für die Löwen?
TSV 1860: Reisinger hofft auf Stadion mit bis zu 24.000 Zuschauern
"Nein, deswegen haben wir ja auch die Diskussion mit der Stadt", stellt Reisinger klar: "Wir sagen: In der zweiten oder dritten Liga, wo wir uns jetzt planungstechnisch bewegen, brauchen wir ein Stadion mit einer Kapazität zwischen 21.000 und 24.000 Zuschauern."
Entscheidend seien in erster Linie aber die wirtschaftlichen Gegebenheiten. Man könne "mit 18.000 Zuschauern Geld verdienen, wenn wir eine Facillity haben, mit der wir die Leute ordentlich bewirten können, ohne dass sie 1.860 Meter zum Stadion laufen müssen", meinte der gebürtige Münchner mit Blick auf die VIP-Ticketinhaber, die mangels Logen im Grünwalder Stadion vor und nach dem Spiel in der Sechzger Alm auf dem Trainingsgelände untergebracht werden.
Dennoch wäre es dem Löwen-Präsidenten natürlich lieber, wenn mehr Leute ins Stadion kommen könnten. "Daher spreche ich mich auch für eine Zuschauerzahl von 21.000 bis 24.000 aus. Damit sind wir save, dann haben wir eine Auslastung von 99 Prozent. Und zwar nicht nur bei Highlight-Spielen, wenn das Wetter schön ist und ein guter Gegner kommt", meint Reisinger.
Stadt will langfristiges Bekenntnis des TSV 1860 zum Grünwalder Stadion
Ein wichtiger Knackpunkt beim Thema Grünwalder-Ausbau: Die Stadt will, dass sich Sechzig langfristig zur Giesinger Traditionsspielstätte bekennt. Ein solches Bekenntnis wollte der Verein bislang allerdings nicht abgeben – schließlich wäre das Sechzgerstadion auch im Falle einer Kapazitätserweiterung nicht Bundesliga-tauglich. Sollte man also tatsächlich irgendwann mal wieder an der Tür zum Oberhaus klopfen, wäre dies ein Problem.
Reisinger will ein langfristiges Bekenntnis zum Grünwalder Stadion aber nicht ausschließen, denn dieses würde einem Stadionneubau in ferner Zukunft nicht entgegenstehen. "Wenn wir wissen, was die finanziellen Konditionen sind, dann könnte ich mir das schon vorstellen", sagt der Oberlöwe und verweist auf die Allianz Arena. Bei deren Bau habe es von der Planung bis zum Einweihungsspiel sechs Jahre gedauert, da der politische Wille dahinter gewesen sei.
Reisinger hält "Utopien für einen Stadionneubau für nicht angemessen"
Reisinger: "Wenn der politische Wille nicht dahinter ist, reden wir von einem Zeitraum von sechs bis acht Jahren. Heißt: Wenn wir uns heute verpflichten würden, für zehn Jahre im Grünwalder zu bleiben, dann ist ja auch ein Neubau immer noch denkbar. In der Zwischenzeit müssen wir ja irgendwo Fußball spielen. Wir können ja nicht damit aufhören, bis ein neues Stadion steht. Das ist also durchaus denkbar."
Über einen Stadionneubau will der 59-Jährige derzeit aber ohnehin nicht groß sprechen. "Als Drittligist, der nach unten schauen muss, weil es sportlich mal wieder nicht so gut läuft, halte ich Utopien für einen Stadionneubau für nicht angemessen", meinte Reisinger: "Wir sind damals als Bundesligist in die Allianz Arena gegangen und heute diskutieren wir als Drittligist, der auf Platz acht steht, über ein Bundesligastadion in der Peripherie. Das ist für mich fern jeder Realität und entzieht mir auch jede Diskussionsgrundlage."
Reisinger: "Ich bin nicht so orthodox und sage: 'Giasing und sonst gar nix!'"
Aktuell gebe es ohnehin keinen alternativen Standort für ein neues Stadion und Reisinger würde eh am liebsten im Herzen Giesings bleiben. Sollte ein Umzug in ein neues Stadion irgendwann wieder Thema werden, müsse man sich aber natürlich trotzdem damit beschäftigen und vor allem die Fans mit ins Boot holen.
"Ich bin nicht so orthodox und sage: 'Giasing und sonst gar nix!' Es muss wirtschaftlich für die KGaA ein tragfähiges Konzept sein", so Reisinger: "Wir müssen die Fans mitnehmen und es ihnen erklären. Ich denke, jeder vernünftige Fan wird das auch verstehen können, wenn es aus wirtschaftlichen Gründen am Standort Giesing nicht geht."