TSV 1860: Pokalprofi Lex will nun in der Liga nachlegen
München - Eines der Bilder dieses hochspannenden Pokal-Fights entstand erst ein gutes Stück nach dem Schlusspfiff: Stefan Lex, 31, stand vor dem VIP-Bereich des Grünwalder Stadions mit der Auswechslungs-Anzeigetafel in seinen Händen. Er hielt sie, mit einem schiefen Grinsen im Gesicht, in die Höhe. Darauf standen die vier Lettern: 1-8-6-0.
Der Angriffs-Wirbelwind des TSV 1860 hat ja schon als kleiner Bub in Sechzger-Bettwäsche geschlafen. Jetzt darf er sich auf die weiß-blaue Fahne schreiben: Siegtor-Schütze gegen Schalke 04. "Im Pokal treffe ich fast immer", sagte Lex lachend über seinen Geniestreich im Zweitrunden-Duell (5.), der sehr zur Freude der Löwen bis zum Abpfiff Bestand hatte.
"Es wäre Zeit, dass es auch in der Liga mal wieder soweit ist"
Der schnelle Angreifer ergänzte, im Hinblick auf die anstehenden Drittliga-Aufgaben: "Es wäre Zeit, dass es auch in der Liga mal wieder soweit ist." Der gebürtige Erdinger und das Toreschießen, das ist so eine Sache. Während es in der Liga seit Februar 2021 nicht mehr klappte, hat Lex in den beiden Totopokal-Duellen gegen Wacker Burghausen und den TSV Buchbach jeweils getroffen. Nun hat es auch (endlich wieder) auf der großen Bühne geklappt. Lex, der Pokalprofi!
Lob gab es dementsprechend von allen Seiten. Selbst Investor Hasan Ismaik frohlockte: "Normalerweise erwähne ich einzelne Spieler nicht. Heute mache ich jedoch eine Ausnahme: Stefan Lex, unser Torschütze, hat heute alle überragt." Torhüter Marco Hiller sagte anerkennend über die Lex-Leistung: "Super! Jeder der Lex kennt, der weiß: Er arbeitet jeden Tag hart. Er hat sich das verdient, die ganze Mannschaft freut sich für ihn."
Marius Willsch, Spezl und Schafkopf-Partner des Oberbayern, scherzte über sein Comeback nach seiner langwierigen Schambeinentzündung, bei dem er ausgerechnet für Matchwinner Lex gegen seinen Lieblingsverein Schalke eingetauscht wurde: "Er ist nur wegen mir rausgegangen, damit ich zum Einsatz komme - zumindest hat er das gesagt. Aber er hat ein super Spiel gemacht."
Dabei wissen alle Beteiligten: Lex hatte eine monatelange Durststrecke zu bewältigen. Kaum verwunderlich, dass vom früheren Bundesligaspieler einiges abgefallen ist in dieser heißen Pokal-Nacht. "Das war ein gutes Gefühl, es war Erleichterung und sehr schön", meinte Lex nach Spielschluss und gab Einblick in seine Gedankenwelt über die Anfangsphase nach Maß: "Trotzdem habe ich mir gedacht: Jetzt ist aber noch ganz schön lange zu spielen." Mit seinem Lattentreffer (22.) und dem provozierten Platzverweis (48.) hatte der enorm engagierte Stürmer zudem noch weitere erwähnenswerte Szenen zu verbuchen.
Köllner bescheinigt Lex positive Entwicklung
Typisch für Lex ist aber, sich nicht für große Auftritte zu rühmen. Vielmehr kritisierte er sich selbst für seine dicke Chance Mitte der zweiten Hälfte, als er im Pokalknaller aus spitzem Winkel nur das Außennetz traf: "Da hätte er nochmal reinfallen sollen."
Cheftrainer Michael Köllner führte die Glanzleistung seines Offensivmannes auf dessen positive Entwicklung zurück. "Stefan Lex zeigt in den letzten paar Wochen aufsteigende Form", meinte Köllner und bezeichnete seinen Stürmer ganz unabhängig von seiner Trefferquote als "wichtig für uns mit seinem Tempo und seiner Art, Fußball zu spielen."
Dennoch schickte auch Köllner einen ähnlichen Wunsch wie Lex selbst hinterher: "Seit Wochen geht es bergauf. Ich hoffe, dass es noch nicht das Ende war mit seiner Bergauf-Entwicklung."
Nächster potenzieller Termin für ein Feier-Foto: Samstag, 14 Uhr, selber Ort, dann gegen Freiburg II.