TSV 1860 München: Wie schlimm steht es wirklich um Timo Gebhart?
München - Noch 58 Tage. Solange ist es noch bis zum Derby des TSV 1860 beim FC Bayern II. Knapp acht Wochen also – oder zwei Monate. Man könnte diese Zeitspanne rund um die Löwen getrost mit "Der Gebhart-Countdown" betiteln.
Denn: In Giesing dominiert derzeit neben der späten, aber dafür umso intensiveren Erkenntnis, dass die Amateure des FC Bayern einem die Meisterschaft in der Regionalliga Bayern bis zum Schluss streitig machen dürften, die bange Frage, wann, ja wann Leader Timo Gebhart endlich zurückkehrt.
Eine hartnäckige Achillessehnenentzündung setzt den Spielmacher weiter außer Gefecht. Besagten "Gebhart-Countdown" könnte man wiederum beliebig um 25 Tage ausweiten. Und zwar bis zum 24. Mai, jenem Tag also, sollte Sechzig Meister werden, an dem die hochdramatische Relegation um den Aufstieg in die Dritte Liga beginnt. (Lesen Sie dazu: Felix Weber kann nicht mit der Mannschaft trainieren)
Was sagt der Experte zur Gebhart-Verletzung?
Wird aus dem Gebhart-Countdown etwa ein Gebhart-Schock? Kann der 30-Jährige in dieser Saison gar nicht mehr spielen? Wie wahrscheinlich ist dieses Horror-Szenario für Coach Daniel Bierofka?
Die jüngste Spritzentherapie habe beim Memminger laut Sportlichem Leiter Günther Gorenzel leichte Fortschritte erzielt. Die AZ sprach mit einem Experten.
Eine Spritzentherapie? "Um Gottes Willen!", sagt Sportmediziner Dr. Willi Heepe. "Ja, die Jungs kosten Geld, müssen schnell wieder an die Front. Da geht es grundsätzlich nicht immer seriös zu. Aber: Das dauert, das braucht Zeit."
Heepe ist ein renommierter Fachmann für Sportverletzungen – und deren Therapie. Der Arzt arbeitet etwa seit Jahren mit dem Laufmagazin Runners World zusammen, schreibt Ratgeber zur Verletzungsprävention. Eine Achillessehnenverletzung sei "nicht untypisch" für Profisportler, die gerade aus einer anderen Verletzung kämen und ein Aufbautraining absolvierten.
Mit Kuchen und Banner: 1860-Fans feiern Daniel Bierofka
Gebhart-Verletzung: Auch der Körpertyp spielt eine Rolle
Zur Erinnerung: Gebhart fiel seit Anfang September wegen eines Muskelbündelrisses und eines Sehnenanrisses im Oberschenkel aus. "Die Achillessehne muss überbelastet worden sein, bei irgendeiner Übung", erklärt Heepe: "Man muss fragen: Was haben die mit ihm gemacht? Und wo ist da was falsch gelaufen? In den meisten dieser Fälle haben wir eine Fehlbelastung vorliegen."
Anders formuliert: War die Behandlung überhaupt richtig? Eine Behandlung mit Spritzen bewertet der Experte als höchst riskant. "Das Problem ist, dass die Achillessehne von wenig Gewebe umgeben ist. Das ist die Sehne, die bei Entzündungen am längsten braucht, bis sie wieder stabil ist", erzählt der Sportmediziner. Sei eine Achillessehne entzündet, wäre sie ohnehin schon gereizt und überfordert, ergo eine Behandlung umso schwieriger.
Doch wo lag der Fehler? Das könne aus der Ferne nicht seriös beantwortet werden, sagt Heepe, erklärt aber: Schon eine einzelne Überforderung bei einer einzigen Einheit könne den Unterschied machen, etwa durch eine suboptimale Polsterung im Laufschuh.
Der medizinischen Abteilung der Löwen dürfe nicht gleich ein Vorwurf gemacht werden. Auch der Körpertyp spiele eine Rolle. "Die schlanken Dauerläufer haben weniger Probleme. Wenn ich jetzt als kräftiger Athlet, der ein Muskelpaket zu tragen hat, 90 Kilo auf die Achillessehne klatsche, ist das etwas anderes, wie wenn ich 50 Kilo habe. Da spielt jedes Pfund eine Rolle."
Spielertypen wie der robuste Gebhart seien "der Klassiker. Er hat ein gutes Muskelkorsett. Da ist mit Sicherheit die Sehne beim Wiederaufbau überlastet worden, möglicherweise einseitig", sagt Heepe. Und eine Prognose? Von Fall zu Fall verschieden, sagt er, nur so viel: "Das kann Monate dauern!"
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