TSV 1860 München: Wie schlimm ist der Ausfall von Victor Andrade?

München - Noch ein Verletzter im Löwen-Lazarett? Nein, glaubte Kosta Runjaic. „Ich denke, dass es nicht so schlimm ist. Victor steht schon wieder auf zwei Beinen und isst Spaghetti mit Bolognese.“ Das hatte der Trainer des TSV 1860 nach dem Elfmeterkrimi in Würzburg über seinen pfeilschnellen Flügelspieler Victor Andrade erklärt. Der kam zur Pause als Joker, humpelte aber schon in der 67. Minute nach einem Schlag von Gegenspieler David Pisot wieder vom Feld – Knieverletzung. Zum großen Löwen-Pech ist diese nun doch schlimmer. Viel schlimmer.
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Der Brasilianer hatte sich am Mittwoch einer MRT-Untersuchung unterzogen und erhielt eine der bittersten Diagnosen für einen Fußball-Profi überhaupt: Kreuzbandriss! Das niederschmetternde Resultat von Andrades Arztbesuch bei Löwen-Doc Willi Widenmayer teilten die Löwen etwas verspätet am Donnerstagmorgen per Pressemitteilung mit. Der 21-Jährige fällt nun rund ein halbes Jahr aus.
Andrade selbst traf es am härtesten
„Natürlich ist das ein Schock für uns. Ganz besonders leid tut es uns für Victor, der zurzeit richtig gut drauf war und sich zuletzt immer stärker präsentierte“, sagte Geschäftsführer Thomas Eichin, „wir wünschen ihm alles erdenklich Gute und eine schnelle Genesung.“ Runjaic wusste, dass es den Spieler selbst am Härtesten getroffen hatte: „Es war für ihn ein großer Schock. Da waren auch Tränen im Spiel. Und wer Victor kennengelernt hat, der weiß: Er ist ein guter Typ, der immer scherzt.“ Der Trainer sprach von einer „untypischen Verletzung“, weshalb man erst lediglich mit einer Knieprellung gerechnet habe.
Dann folgte die traurige Erkenntnis – und die Ungewissheit, ob Andrade jemals wieder ein Spiel für 1860 absolvieren wird, denn: Der Vertrag der Leihgabe von Benfica Lissabon endet nach der laufenden Spielzeit. Nur bei optimalen Heilungsverlauf ist Andrade vor Saisonschluss Ende Mai zurück. Und danach? Eine Kaufoption der Löwen soll nach AZ-Informationen nur im Falle des Aufstiegs gelten (was nicht gerade zu den kommunizierten Plänen passt, diesen erst in den kommenden, ein, zwei Jahren anzupacken).
OP in München oder Portugal?
Laut Runjaic müsse man erst einmal sehen, ob der Spieler in München oder in Portugal, wo sein Kontrakt bei Lissabon bis 2020 läuft, operiert werde. Erstmal gelte es, „dem Spieler das Gefühl zu geben, dass er uns weiterhin wichtig ist und was das Beste für ihn ist.“ Andrades Vater sei in der Stadt, mit ihm würden sich die Löwen nun besprechen, wie der Brasilianer seine Reha angehen werde – und vor allen Dingen wo. Ob Sechzig den jungen Angreifer noch länger an sich binden kann, bleibt abzuwarten.
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Im Hier und Jetzt trifft der Ausfall des Flügelflitzers den TSV jedenfalls hart, wie Runjaic erkennt: „Er hat sich herangekämpft und seinen Rhythmus gefunden. In seine letzten Einsatzminuten hat er mehr als angedeutet, wie gut seine Qualität ist.“ Der Außenbahnspieler ist einer der wenigen Löwen, die sich im Eins gegen Eins auf den Flügeln durchsetzen können. Durch seine Dribblings hatte er zuletzt, vor allem bei seinem Startelfdebüt in Stuttgart (1:2), große Lücken in die gegnerischen Abwehr-Reihen gerissen. Runjaic versucht daher, nach vorne zu blicken: „Wer weiß, wozu die Situation jetzt gut ist. Vielleicht ist es auch eine Chance für Victor, um noch stärker zurückzukommen.“ Bei welchem Verein, das ist allerdings noch völlig offen.