TSV 1860 München: Wahrgewordener Altstadt-Albtraum

1860 rennt bei Schlusslicht Bayreuth vergeblich an und verliert mit 0:1. "Ich bin maßlos enttäuscht", sagt Trainer Köllner, der das Unheil nicht verhindern kann - trotz Warnung und Vierfach-Wechsel.
Matthias Eicher
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Schlecht geträumt oder wirklich verloren? Die 1860-Profis um Abwehrchef Jesper Verlaat (M.) nach dem 0:1 in Bayreuth.
Schlecht geträumt oder wirklich verloren? Die 1860-Profis um Abwehrchef Jesper Verlaat (M.) nach dem 0:1 in Bayreuth. © sampics/Augenklick

Manchmal sieht man das Unheil schon kommen. "Bayreuth wird alles reinhauen, defensiv eng im Block stehen und über das Umschaltspiel gehen", sagte Michael Köllner vor Sechzigs Bayern-Derby in Bayreuth: "Es ist für die Altstadt ein Highlightspiel. Jeder wird sich strecken und 105 Prozent geben!"

Niederlage trotz Warnung

Das Problem des Löwen-Trainers: Trotz seiner eindringlichen Warnung kam es genau so, wie es anscheinend unausweichlich kommen musste: Die SpVgg Bayreuth haute alles rein, stand eng im Block, ging über das Umschaltspiel, gab 105 Prozent - und schlug 1860.

Köllner ist "maßlos enttäuscht"

"Wir sind maßlos enttäuscht", sagte Köllner nach dem überraschenden, aber irgendwie doch so typischen 0:1 des TSV 1860 am Samstag beim Drittliga-Schlusslicht. Diese David-gegen-Goliath-Konstellation, gepaart mit gleich fünf goliathmäßig motivierten Ex-Löwen um den einstigen 1860-Kapitän Felix Weber auf SpVgg-Seite, dazu ein kaltschnäuziger Konter und viel uninspiriertes Festrennen im Bayreuther Bollwerk - fertig war Sechzigs Albtraum in der Altstadt.

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Lange Mängelliste

Die weiß-blaue Mängelliste, die zu dieser Pleite geführt hat, ist lang. "In der ersten Halbzeit konnten wir unseren Plan nicht durchsetzen, uns sind viele Stockfehler unterlaufen. Das hat den Gegner gepusht", fing Münchens Abwehrchef Jesper Verlaat an, über das stockende, zu umständliche und zu fehlerbehaftete Spiel des TSV zu referieren.

Dem Niederländer stieß das (Gegen-)Tor des Tages besonders sauer auf: "Da spielen wir mehrmals auf Abseits. Dem 0:1 sind wir dann die ganze Zeit hinterher gerannt."

Leidenschaftliche Bayreuther

Mit zunehmender Spieldauer entfachte Sechzig zwar so etwas wie ein bisschen Druck - doch an den Verhältnissen änderte sich nicht viel: Bayreuther Recken, die leidenschaftlich kämpften und mit Mann, Maus und dem Ex-1860-Quintett verteidigten - und anrumpelnde Löwen, die weder vor, noch nach Köllners Vierfach-Wechsel die nötigen Mittel fanden. Das Verlaat-Fazit: "Es klappt nicht immer mit der Brechstange."

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Nagender Zweifel

Laut Köllner gesellte sich zum uninspirierten Giesinger Gastspiel nach und nach dieser nagende Zweifel hinzu. "Wenn die Themen nicht richtig laufen, dann denkst du nach, dann läuft das Spiel nicht mehr so flüssig", was der 52-Jährige "schade" fand. Kapitän Phillipp Steinhart meinte ratlos: "Es ist schwierig, zu erklären. Du kommst als Tabellenzweiter hin. Wir wissen, was wir können, müssen einfach kaltschnäuziger sein."

Wie kann man als Zweiter so schlecht spielen?

Damit spricht er vermutlich ganz vielen Leuten aus ihren Fan-Herzen: Wie kann man als Zweiter gegen diesen Gegner so schlecht ausschauen? Nun ja, genau das ist eben der Reiz des Fußballs: Es gewinnt nicht immer nur der Favorit. In dieem Fall zum Löwen-Leidwesen.

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Auswärts eine Klasse schlechter

Köllner verglich das ungleiche Duell mit einem Pokalspiel und Comebacker Marcel Bär bezeichnete es als "Rückschlag". Wie man es auch nennt, es bediente einmal mehr die Erkenntnis, dass 1860 auswärts (drei Siege, zwei Remis, zwei Pleiten) eine Klasse schlechter agiert als daheim (sieben Spiele, sechs Siege).

Viel Wut im Bauch

Wie gut, dass am Sonntag (14 Uhr) ein Heimspiel folgt. Ob es gut ist, dass mit Saarbrücken ein weiterer Aufstiegsaspirant kommt? Unterschätzungsgefahr dürfte nicht vorhanden sein. Coach Köllner wird von seiner Elf eine Trotzreaktion einfordern. Diese dürfte aber nur dann Unheil für die Saarländer bedeuten, wenn die Löwen mit viel Wut im Bauch antreten - und dies mit einer klaren Leistungssteigerung einhergeht.

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12 Kommentare
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  • Seniorlöwe am 31.10.2022 16:18 Uhr / Bewertung:

    Es hätte die Möglichkeit gegeben von der Bank zu reagieren. Aber Köllner lässt Skenderovic 90 Minuten über seine eigenen Beine stolpern und auf dem Platz umherirren. Dann nimmt er auch noch Deichmannn raus und bringt Kobylanski . Wichtig wäre es gewesen, rechtzeitig die Aussenpositionen, z.B. mit Boyamba, stark zu machen. Gegen einen tief stehenden Gegner muss man Aussen die 1 gg 1 Situationen gewinnen und die Bälle in den Rückraum spielen, sowie Boyamba das kann. Vielleicht hätte man sogar einen Innenverteidiger einwechseln und den schnellen, aggresiven und zweikampfstarken Morgalla nach vorne schieben sollen. Aber für so etwas reciht die Phanstasie des Trainers offensichtlich nicht aus. Ich habe mich bisher, was Köllner betrifft zurück gehalten, obwohl ich nicht immer seiner Meinung gewesen bin. Aber es war nicht die Mannschaft schuld. Köllner hat sich ganz klar vercoached. Aufstellung, Einwechslungen und Taktik
    waren falsch.

  • Der Waise 1 am 31.10.2022 12:50 Uhr / Bewertung:

    Bei den nächsten drei Spiele müssen jetzt neun Punkte her

    Ohne wenn und aber 😉

  • Kaiser Jannick am 31.10.2022 14:20 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der Waise 1

    Gegen SB, FR II und RWE?

    Bei den zuletzt gezeigten Leistungen und MKs Unfähigkeit, das von ihm ausgewählte Spielermaterial, das es drauf hätte, voranzubringen, zu verbessern?

    Nichts gegen Wöhrl, er hat sich Spielzeit verdient, aber was veranstaltet MK mit den hochveranlagten Boyamba und Tallig?

    Wie will er das längst vorher bekannte Phlegma aus Kobylanski heraustreiben und wenn er es nicht kann, wozu hat man den dann geholt?

    Wann lernt MK endlich mal, nicht ewig in den PKs Sinnloses zu schwadronieren, anstatt sich taktisch weiterzubilden und eigene Fehler einzugestehen?

    Das Vercoachen in Elversberg, gegen IN und in BT waren peinlich, die Gegner und deren Spielsystem völlig falsch analysiert und das eigene Team, man sehe sich nur mal unsere Bank vom BT-Spiel an, entsprechend falsch aufs Spielfeld geschickt.

    Kann ja mal, nicht dauernd, passieren, aber dann sieht doch jeder gute Trainer nach spätestens 15 Minuten, dass es so nicht geht, und stellt um.

    MK ist völlig überfordert.

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