TSV 1860 München: Transfermarkt schlauchte Bierofka

Zum ersten Mal erlebt Daniel Bierofka den Transfermarkt als Chefcoach einer Profimannschaft. Hinterher erzählt der Trainer des TSV 1860, wie sehr ihm die vergangenen Wochen zugesetzt haben - erfrischend offen und ehrlich.
von  Patrick Mayer
Seit der Saison 2017/18 Cheftrainer des TSV 1860: Daniel Bierofka.
Seit der Saison 2017/18 Cheftrainer des TSV 1860: Daniel Bierofka. © Augenklick

München - 31. August, 18 Uhr, durchschnaufen. Daniel Bierofka hatte sie hinter sich, seine erste Transferphase als Verantwortlicher im Profifußball. Die Erleichterung darüber war dem Löwen-Coach vor dem Heimspiel gegen den FC Ingolstadt II (19 Uhr, im AZ-Liveticker) anzusehen. Sechzig transferierte Kilian Jakob (FC Augsburg) und Lino Tempelmann (SC Freiburg) nach langem Hin und Her auf den letzten Drücker in die Bundesliga, strich dafür geschätzt einen mittleren sechsstelligen Betrag ein.

Bierofka ist mehr als Trainer

Geld, dass die Giesinger nach dem Absturz in die Regionalliga Bayern gut gebrauchen können. Das weiß auch Bierofka, und dennoch: "Ich bin jetzt schon ganz froh, dass es endlich vorbei ist. Es war doch relativ stressig." Der 38-Jährige ist schließlich mehr als reiner Trainer. Und das ist, wie so vieles bei Sechzig in diesen Tagen, einmalig im deutschen Profifußball. Der Coach war Scout, beteiligte sich an Gesprächen, zeigte Verständnis für Youngster, die in die Bundesliga wollen und verteidigte zeitgleich die Marke 1860.

Biero arbeite rund um die Uhr, erzählen sie sich an der Grünwalder Straße. Da tut es gut, wenn eine Baustelle wegfällt – eine eigenwillige obendrein. "Wir haben ja keine Instanz dazwischen. Ich bin in Vielem involviert", erklärte Bierofka, um dann auf die hohe Belastung hinzuweisen. Der ehemalige Bundesligaprofi tat dies nicht das erste Mal, mobilisiert derzeit offenbar Reserven, um allem gerecht zu werden.

Bierofka: "Es war sehr, sehr viel"

"Ich habe aufgehört zu zählen. Es waren verdammt viele Spiele, plus Transfers, plus Training, es war sehr, sehr viel", schilderte er ehrlich und offen. So, wie es seine Ansprechpartner von ihm kennen. Keine Plattitüde, keine Phrasen, immer klare Kante. "Es war meine erste richtige Transferphase als Trainer. Bei der U21 haben wir sowieso immer die Spieler von der U19 übernommen und situativ ergänzt" erzählte er weiter. "Jetzt war es interessant und anstrengend zugleich. Es hat mich als Trainer weitergebracht."Wurde als Spieler mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister 2007: Daniel Bierofka (li.). Credit: dpa

Und noch etwas zeigt sich in diesen Tagen: Das Duo Bierofka und Markus Fauser funktioniert, erweitert um Finanzdirektor Michael Scharold, der bislang im Hintergrund agiert. "Wir haben einiges richtiggemacht, wenn man den Kader sieht. Wir haben Spieler gehalten, bei denen man dachte, das ist nicht möglich. Wir konnten auch Spieler holen, die für einen Regionalligisten nicht alltäglich sind", sagte der Sechzig-Coach stolz - und mahnte umgehend in Richtung Umfeld: "Trotzdem besteht das Gros immer noch aus der U21. Wir haben gegen Seligenporten mit einer Mannschaft gespielt, die im Schnitt 23 Jahre alt war. Wir wären noch als U23 durchgegangen."

1860-Coach vertraut auf Fauser

Auch das war nicht der erste Fingerzeig. Das Vertrauen, das der Trainer derweil in seinen Boss setzt, spiegelte sich in einer Aussage wider: "Ich würde mich freuen, wenn wir es hinbekommen. Aber ich habe schon einmal erwähnt: Wenn die Möglichkeiten nicht da sind, muss ich mich beugen", meinte er mit Blick auf eine mögliche Verpflichtung des vertragslosen Ex-Zweitligaspielers Daniel Adlung.

"Wir sind im Austausch. Das hängt natürlich auch am Finanziellen, ob Herr Fauser und Herr Scharold das stemmen können", erklärte er. Beruhigend: Adlung kann als vertragsloser Spieler zu jedem Zeitpunkt einen neuen Kontrakt unterschreiben. Vorerst ist Bierofka erleichtert, dass er den Transferwahnsinn hinter sich hat.

Lesen Sie auch: Regionalliga-Revolution? Der TSV 1860 wäre betroffen

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.