TSV 1860 München: Schindler: Grünwalder Stadion? "Unbeschreiblich! Authentisch"

Ex-Löwe Christopher Schindler spricht in der AZ über das Märchen von Huddersfield Town, seine härtesten Gegner in der Premier League und seine Verbundenheit mit dem TSV 1860.
von  Matthias Eicher
Wechselte 2016 vom TSV 1860 zu Huddersfield Town: Christopher Schindler.
Wechselte 2016 vom TSV 1860 zu Huddersfield Town: Christopher Schindler. © imago/ZUMA Press

München - Die Relegation 2014/15 mit dem TSV 1860 wird Christopher Schindler nie vergessen. Die Momente in der Allianz Arena, die Emotionen.

Diese lebt der gebürtige Münchner heute für das Überraschungsteam in der Premier League, Huddersfield Town. Wie sehr hängt er noch an den Löwen? Was sagt er zum Hype um das Grünwalder Stadion? Und um die Euphorie um seine Person in Huddersfield. Die AZ hat mit dem 27-Jährigen gesprochen.

AZ: Herr Schindler, Sie zählen mit Huddersfield Town zu den ganz großen Überraschungen der Premier League. Wie zufrieden sind Sie mit Platz elf bei derzeit sechs Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz?
CHRISTOPHER SCHINDLER: Wir wussten, dass wir einige Rückschläge hinnehmen müssen, weil wir der krasse Außenseiter der Premier League sind. Für uns ist es wichtig, diese Rückschläge schnell aus den Köpfen zu bekommen und im nächsten Spiel wieder voll da zu sein. Insofern bin ich mit der Saison bis jetzt sehr zufrieden.

Schindler: Bei 1860-Relegation mehr Druck verspührt

Sie haben nach Ihrem Abschied vom TSV 1860 mit Ihrer Familie das Abenteuer gewagt, sind ausgewandert und gleich in der ersten Saison aufgestiegen. War es aus persönlicher Sicht das erfolgreichste Jahr Ihrer Karriere?
Das letzte Jahr war für mich von der körperlichen Belastung her das schwerste, das ich bis jetzt hatte. Ein prägender Teil dieses Märchens in Huddersfield gewesen zu sein, ist fantastisch. Zweifelsohne mein bisher größter Erfolg.

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Wie präsent sind diese Momente noch, als Sie im Elfmeterschießen der Aufstiegs-Relegation gegen Reading als letzter Schütze zum Elfmeterpunkt marschiert sind, und Huddersfield ins Glück geschossen haben?
Im Moment denke ich nicht mehr so viel an den Elfmeter. Das war ein unglaubliches Erlebnis. An das Gefühl der Erleichterung, als der Ball im Netz lag, kann ich mich noch sehr gut erinnern. Aber jetzt haben wir wieder neue Herausforderungen vor der Brust. Ich glaube, dass ich nur vor dem Relegationsheimspiel gegen Holstein Kiel mehr Druck verspürt habe.

In den Fanshops sind Shirts mit dem Aufdruck: "Schindler, der Meister" zu finden. Wie gehen Sie mit der Verehrung der Anhänger um?
Man muss den englischen Fußball ein wenig kennen, um solche Slogans einordnen zu können. Der Fußball ist dort ein gutes Stück relevanter im Leben der Menschen als in Deutschland. Deshalb Freude sich englische Fans manchmal etwas intensiver, sie leiden aber auch umso mehr.

Schindler: TSV 1860 hat mich geprägt

Stichwort leiden: Sie sagten kürzlich in einem Interview, Sie hätten sich gar nicht richtig über den Aufstieg Freude können, weil am selben Tag Ihr Ex-Klub TSV 1860 abgestiegen ist. Können Sie Ihre Gefühlslage beschreiben?
Ich denke, das ist gut nachvollziehbar: Einerseits war für mich natürlich unser Mannschaftserfolg unfassbar schön, andererseits lag zeitgleich der Klub, in dem ich den Großteil meiner Karriere verbracht hatte, am Boden.

Wie sehr hängen Sie noch an Sechzig mit all den Höhen, Tiefen und dem ganzen Trubel?
Hängen? Nein. Die Löwen sind ein wichtiger Teil meiner Fußball-Geschichte, auf den ich stolz bin, der mich geprägt hat. Aber es war für mich auch wichtig, den nächsten Schritt zu gehen.

Nun geht‘s gegen die großen englischen Klubs wie Manchester United, ManCity, Chelsea und Arsenal. Was ist es für ein Gefühl, sich mit den einigen der besten Spieler der Welt messen zu können?
Sich mit einigen der besten Spieler der Welt messen zu dürfen, ist ein tolles Gefühl. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich an meinen Aufgaben wachse. Daher hoffe ich, dass ich mich persönlich in diesem Jahr weiterentwickeln kann. Mein Ziel ist es, mich in der Premier League zu etablieren und an diesen Herausforderungen zu wachsen.

"Kaltschnäuzigkeit von Harry Kane beeindruckend"

Welches der Duelle mit den Top 6 war Ihr Highlight? Der 2:1-Sieg gegen Manchester United?
Der Sieg war sicherlich das Highlight. Für den ganzen Verein und Fans war es gigantisch. Aber ehrlich gesagt genieße ich jedes einzelne Spiel auf höchstem Niveau.

Ihr bisher unbequemster Gegenspieler?
Besonders beeindruckend war Eden Hazard. Gegen ihn war es schwer, überhaupt in einen Zweikampf zu kommen, weil er sehr viel mit einem Kontakt spielt. Die Kaltschnäuzigkeit von Harry Kane war auch sehr beeindruckend.

Kämpfer, Meister, Retter - das ist Daniel Bierofka

Was sagen Sie zum Aufschwung unter Daniel Bierofka und dem entstandenen Hype um Sechzig im Grünwalder Stadion?
Da bin ich hier zu weit weg. Ich informiere mich über das, was bei den Löwen passiert, aber verfolge die Details nicht wirklich. Das Grünwalder Stadion kenne ich noch aus U23-Zeiten. Ein tolles Stadion. Mit einer unbeschreiblichen, authentischen Atmosphäre. Bierofka kenne und schätze ich als Mitspieler und Freund, natürlich drücke ich ihm und der Mannschaft die Daumen.

Was wünschen Sie Sechzig und Huddersfield im nächsten Jahr?
Den Löwen den Aufstieg. Uns den Klassenerhalt.

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Der 27-jährige gebürtige Münchner Christopher Schindler spielte seit 1999 bei den Löwen und war vor seinem Wechsel zu Huddersfield Town 2016/17 Kapitän der Profis. Mit den Engländern stieg er in der vergangenen Saison in die Premier League auf.

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