TSV 1860 München: Löwen können jeden Tag Danke für Adriano Grimaldi sagen

München - Der 27-Jährige von Preußen Münster ist ein Freund von Löwen-Stürmer Adriano Grimaldi. Am Samstag treffen die beiden Teams aufeinander.
AZ: Herr Rühle, Ihr Torjubel beim 1:0 gegen Meppen kam uns und wohl vielen Löwen-Fans irgendwie bekannt vor…
TOBIAS RÜHLE: Das glaube ich gerne! Ich habe mir vor zwei Wochen überlegt: Wenn ich ein Tor schieße, imitiere ich den Jubel von Adi (Adriano Grimaldi, d. Red.).
Ein passender Zeitpunkt für Ihr erstes Saisontor beim 2:1 in Meppen – und eine Woche vor dem Duell mit Grimaldi und den Löwen.
Das war natürlich absoluter Zufall, dass es in Meppen endlich geklappt hat. Perfektes Timing!
Rühle und Grimaldi hatten anfangs viele Meinungsverschiedenheiten
Können Sie mal den Hintergrund der Aktion erklären? Grimaldi sagte kürzlich, dass Sie ihn nach seinen Toren kritisiert hätten.
Das war so: Adi hat bei uns in den letzten zwei Jahren echt viele Tore geschossen (30 in zwei Spielzeiten, d. Red.). Danach war er aber immer vollkommen überfordert (lacht). Ich habe ihn ein bisschen provoziert und öfter gesagt "Du haust die Bälle dauernd rein, aber hast keinen Jubel!?" Jetzt hat er endlich einen. Er hat mir nach unserem Spiel eine SMS geschrieben und wusste gleich, was los war.
Grimaldi hat sich, auch durch seine Präsenz auf dem Platz, bei 1860 schon in kurzer Zeit einen gewissen Status erarbeitet. Was zeichnet ihn aus?
Er ist ein unglaublicher Typ, einer mit Ecken und Kanten. Das Traurige ist ja: Zwischen Adi und mir hat sich erst am Ende eine richtige Freundschaft entwickelt. Am Anfang hatten wir öfter Meinungsverschiedenheiten.

Wie meinen Sie das?
Im Training gab es öfter mal Diskussionen. Wenn Adi eine Meinung hat, dann ist es – sagen wir mal so – ziemlich schwer, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Ich hab das irgendwann aufgegeben und seitdem verstehen wir uns sehr gut. Schade, dass er weggegangen ist, aber das war von Vereinsseite nicht mehr machbar. Sein Gehalt aus meiner eigenen Tasche zu zahlen ginge ein bisschen über die Freundschaft hinaus. (lacht)
Tobias Rühle gibt sich vor dem Spiel siegessicher
Wie beurteilen Sie Ihren Ex-Kollegen auf dem Platz?
Er ist ein Top-Stürmer, er stellt was dar auf dem Platz – für jede Mannschaft ein absoluter Hauptgewinn. 1860 muss sich jeden Tag auf die Schulter klopfen und Danke sagen, dass sie ihn bekommen haben. Er war auch bei uns eine große Bereicherung, fehlt uns als Typ und als Stürmer.
Aus sportlicher Sicht scheinen Sie seinen Abgang als Tabellen-Zweiter bestens verkraftet zu haben. Was ist drin in dieser Saison?
Der Aufstieg wäre eine Riesen-Sache, aber jetzt daran zu denken, wäre verrückt. Man sieht etwa an Würzburg, wie schnell es gehen kann: Wenn du zwei Spiel verlierst, rutschst du sofort ab. Mit ein bisschen Glück und wenig Verletzungen können wir lange oben mitspielen.
Am Samstag heißt es Rühle und Münster gegen Grimaldi und 1860. Wer darf jubeln?
Die Sechzger sagen zwar, sie wollen nicht absteigen, aber ich glaube: Die haben ganz andere Ziele. Ich schaue Adi ja immer zu und weiß: Sie haben eine Top-Mannschaft. Ich würde ihm sogar ein Tor gönnen – wenn wir Sechzig schlagen, kann er jubeln, so viel er will.