TSV 1860 München: Kenan Kocak wirbt in 2. Liga für Vitor Pereira im Abstiegskampf

München - Die Bilanz von Vitor Pereira beim TSV 1860 kann getrost unter ausgeglichen eingeordnet werden. Fünf Siege, zwei Unentschieden und fünf Niederlagen gab es unter dem portugiesischen Trainer in der 2. Liga bislang. Nach dem 1:1 (1:0) gegen den SV Sandhausen haben die Löwen fünf Spieltage vor Saisonende in der Rückrunde (17 Punkte) bereits einen Punkt mehr als in der Hinserie insgesamt (16). Und dennoch wird, wenn auch verhalten, bei den Giesingern erste Kritik am 48-Jährigen laut.
Vitor Pereira verzockte sich
Pereira hatte sich beim Remis gegen die Kurpfälzer verzockt, vielmehr verwechselt. In der 71. Minute nahm er, in Führung liegend, mit Ivica Olic den einzigen Stoßstürmer runter, wechselte taktisch von einem 3-4-3 auf ein defensiveres 3-5-2. Die Intention dahinter: Der Löwen-Coach wollte dem Spiel seiner Mannschaft wieder mehr Struktur geben.
#Pereira: Ich bin weder mit dem Punkt noch mit dem Spiel zufrieden. #tsv1860 #m60svs pic.twitter.com/Tu5Jzn6igp
— TSV 1860 München (@TSV1860) 16. April 2017
Doch Sandhausen reagierte clever, schob die Sechzger durch konsequentes Gegenpressing und schnelles Umschaltspiel immer tiefer hinten rein. Der erwünschte Effekt, die an der Mittellinie parkenden Stefan Aigner und Amilton per Konter in Szene zu setzen, verpuffte. Kurz darauf fiel der Ausgleich. Die Umstellung sorgte auf den Rängen für reichlich Diskussionsstoff. Misstöne gegen Pereira waren zu vernehmen.
Kenan Kocak nimmt Löwen-Coach in Schutz
Dem sprang nach dem Spiel ausgerechnet der gegnerische Trainer zur Seite. "Das Problem bei Traditionsvereinen ist, dass sie meinen, man schlägt jeden Gegner im Vorbeigehen. Ich kenne das, kann die Erwartungshaltung der Leute hier verstehen", sagte Sandhausen-Coach Kenan Kocak im Gespräch mit der AZ. "Ein bisschen mehr Respekt dem Trainer gegenüber sollte schon vorhanden sein."
Das Löwen-Umfeld solle Pereira mehr Zeit geben. Er habe die Mannschaft schließlich erst während der Runde übernommen, meinte der 36-jährige Türke, der Pereira bereits während der Pressekonferenz gelobt hatte. "Er muss sich erst an die Liga gewöhnen, an die Sprache und die Mentalität. Deswegen verdient er mehr Respekt und Zeit. Dann kann er erfolgreich arbeiten.“
Erfolgreich arbeitet Pereira derzeit nicht. Aus den vergangenen drei Spielen gab es nur zwei Punkte, das schwache 0:3 bei Erzgebirge Aue inklusive. Und so ist der TSV 1860 mit nunmehr 33 Punkten als Tabellen-12. in einer hochspannenden 2. Liga wieder mitten im Abstiegskampf angekommen.
TSV 1860 mitten im Abstiegskampf
Nur ein Punkt beträgt vor dem Montagsspiel zwischen Arminia Bielefeld und dem VfB Stuttgart (20.15 Uhr) der Vorsprung auf Relegationsrang 16, die Ostwestfalen könnten bei einem Sieg mindestens gleichziehen - und die Situation für die Giesinger weiter verschärfen. Da tut der Beistand eines Kollegen Pereira allemal gut. Der Sechzig-Coach muss langsam aber sicher konstanter liefern, sonst droht ein bitterböses Erwachen aus der anfänglichen Euphorie rund um seine Verpflichtung.
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