TSV 1860 München: Jan Mauersberger im AZ-Interview
Der 32 Jahre alte Münchner Jan Mauersberger spielt seit 2016 für den TSV 1860 München. Hier spricht er im AZ-Interview.
AZ: Herr Mauersberger, im dritten Regionalliga-Spiel setzte es schon die erste Provinz-Pleite für den TSV 1860 – und ganz Buchbach ist aus dem Häuschen.
JAN MAUERSBERGER: Gegen 1860 ist für jeden Gegner das Spiel des Jahres. Es war klar, dass wir nicht ohne Niederlage durchmarschieren, jetzt ist es eben passiert. So etwas wie in Buchbach wird uns aber in jedem Auswärtsspiel erwarten. Wenn wir schlecht spielen, gibt’s auf die Mütze. Wenn wir gewinnen, ist es normal. Wir müssen lernen, damit umzugehen.
Woran lag es, dass sich die Löwen keine einzige echte Torchance erarbeiten konnten?
Wir konnten uns nicht wirklich durchsetzen. Die anderen Teams haben auch Qualität, wir dürfen niemanden unterschätzen. Wir haben mit Rosenheim (Samstag, 14. Uhr, d. Red.) schon den nächsten Gegner vor der Brust. Vorteil der Englischen Wochen: Wir können es sofort reparieren.
Was sagen Sie zu den Schmähgesängen der gegnerischen Spieler, über die sich Trainer Daniel Bierofka echauffierte?
Wir haben es beim Auslaufen nicht mitbekommen. Schon verwunderlich, weil es in Buchbach ja so viele Sechzgerfans gibt. Man sollte das aber nicht zu hoch hängen. Für uns gilt: Nicht lamentieren, weitermachen!
Bierofka wirkte schon zuletzt gestresst, ablesbar an seiner Antwort auf Robert Reisingers Ansage, man müsse schnellstmöglich zurück in den Profifußball. Liegt’s am Aufstiegsdruck?
Aus sportlicher wie kaufmännischer Sicht ist es sicher wünschenswert, schnell wieder nach oben zu kommen. Es hilft aber nicht, so ein junges Team dauernd unter Druck zu setzen. Daher haben wir kein Saisonziel definiert. Der Aufstieg wird erst in der Relegation entschieden. Das ist Kopfsache, Glück, man braucht die nötige Coolness. Was man natürlich dazu sagen muss…
Ja?
Das Konstrukt in der Regionalliga ist bescheiden. Ich weiß nicht, warum man nicht vier Absteiger aus der Dritten Liga benennen kann und vier Aufsteiger hat. Es ist verdammt schwer, das überhaupt zu schaffen.
Sie sind 32, haben zwei Jahre Vertrag. In welcher Liga beendet Jan Mauersberger seine Karriere?
Erste Liga werde ich leider nicht mehr schaffen. Lapidar habe ich mal gesagt: Ich würde gerne einmal den Aufstieg aus der Regionalliga erleben. Aber alles Schritt für Schritt.
Die nächste Etappe gegen Rosenheim findet wieder im Grünwalder Stadion statt. Wie lief die Heimkehr letzte Woche gegen Wacker Burghausen für den Torschützen zum 1:1?
Ich habe mich nur gefreut und gar nicht daran gedacht. Die Stimmung war sensationell. Wir wurden von den Fans bei der Christl (Estermann, Wirtin des Löwen-Stüberls, d. Red.), schon mit Sprechchören begleitet. Auch die Almhütte am Vereinsgelände passt: Das ist urig, das ist bodenständig. Das macht uns Sechzger doch aus! Ein Heimspiel ist für alle Seiten ein Erlebnistag. Ich bin auch begeistert, weil es ehrliche Jungs sind, die einfach nur Bock zu kicken haben. Ehrlicher Fußball.
Und ein ausverkauftes Grünwalder.
Es macht natürlich mehr Spaß, vor ausverkauftem Haus im Grünwalder zu spielen, als in einer Arena, die nur zur Hälfte, zu einem Drittel oder Viertel gefüllt ist. Die Rückkehr zu den Wurzeln ist toll für die Fans. Jeder weiß aber, dass es – leider – keine perspektivische Dauerlösung sein kann. Unser Job ist jetzt einfach, dafür zu sorgen, dass die Begeisterung und der Run auf die Karten so weitergehen. Das tut dem ganzen Verein gut und ist Balsam für die geschundene Löwen-Seele. Wir haben acht oder zehn Münchner, fünf oder sechs bayerische Jungs und ein paar Exoten aus Heidelberg und einen aus Österreich (lacht). Das kann der Weg für die nächsten Jahre sein.
Lesen Sie hier: Die Löwen in Fesseln - Details zum Kooperationsvertrag