TSV 1860 München feiert gegen Club-Reserve einen Geister-Glut-Sieg
München - Blaue Löwen-Trikots leuchteten aus einigen Fenstern an der Grünwalder Straße. "TSV, TSV", hallte das Löwen-"Echo" vor den Toren des Sechzgerstadions ins Innere der Spielstätte, die leer bleiben musste - und in der zur Halbzeit der gespenstische Hit "Ghostbusters" lief.
Es herrschte Geisterstimmung auf Giesings Höhen. Und auf dem Rasen entbrannte eine Hitzeschlacht – die Sechzig am Ende mit 5:3 gewann. Der TSV 1860 musste am vorgezogenen sechsten Spieltag der Regionalliga wegen der Ausschreitungen im Relegationsrückspiel gegen Jahn Regensburg um 14 Uhr bei irren 35 Grad gegen den 1. FC Nürnberg II auflaufen.
Geisterspiel zur vorgezogenen Stunde! Trotz Zuschauer-Ausschluss und Tropen-Temperaturen wurde es ein weiß-blaues Schützenfest: Sascha Mölders (13.), Timo Gebhart (49., Foulelfmeter) Felix Weber (53.), und Nico Karger (89.) trafen für die Sechzger, die sich zudem über ein Last-Minute-Eigentor durch Robin Heußer (89.) freuen konnten. Jonas Hofmann (16.), Philipp Hercher (56.) und Ex-Löwe Alexander Fuchs (63.) glichen zwischendurch nur aus.
"Normal hast du schon Gänsehaut, wenn du aus dem Bus vor dem Stadion aussteigst. Heute ist die Gänsehaut daheim geblieben", erklärte ein wenig begeisterter Timo Gebhart über das Torfestival vor leeren Rängen. "Es war für uns heute ein brutales Spiel bei den Temperaturen", sagte Daniel Bierofka hinterher und hatte ein "Kompliment an beide Mannschaften, dass sie alles in die Waagschale geschmissen haben".
Trotz des Sieges war der 38-jährige 1860-Trainer mit der Gesamtsituation etwas unzufrieden: "Ich bin eher sauer, wenn ich ehrlich bin. Wenn du 3:1 führst, darf man nicht mehr so viel zulassen. Das war einfach nicht gut. Ich erwarte einfach, dass wir so ein Spiel zu Ende spielen."
Frau Mölders ins Stadion "geschmuggelt"
An seiner Kritik am Geisterspiel hielt er fest und erklärte: "Dieses Spiel hätte Zuschauer verdient gehabt."
Weil’s am Ende laut Mölders "gut" war, dass Sechzig wie beim 2:0 gegen Rosenheim spät "nochmal zuschlagen konnte", sagte der Torjäger: "Wollen wir nicht jammern: Wir haben von fünf Spielen vier gewonnen."
Die ebenfalls anwesende Ivonne Mölders, die ihr Ehemann quasi mit ins Stadion "geschmuggelt" hatte (Mölders: "Fragen kostet nix und der Verein hat’s erlaubt"), sagte über den zweiten Saisontreffer des Löwen-Torjägers und die vielen vergebenen Chancen: "Das hat er gut gemacht, aber die müssen eigentlich schon mit drei Toren führen."
Bierofka musste unter den Augen von Vizepräsident Hans Sitzberger, Geschäftsführer Markus Fauser und dessen Vorgänger Anthony Power auf Daniel Wein verzichten, der von Aaron Berzel ersetzt wurde. Dieser lief diesmal anstelle von "Brezel" sogar mit dem richtigen Namen auf dem Trikot auf.
Kontrastprogramm folgt
Kurios: Im Rahmen des Kontingents (30 Personen pro Verein) hatten es unter anderen auch die Allesfahrer Franz Hell, Roman Wöll und Fritz Fehling ins Stadion geschafft. "A bisserl fad - und so leise", sagte Wöll zu den ungewohnt leeren Rängen. Auf dem Rasen ging’s flott los, mit zunehmender Spieldauer mussten Löwen wie Clubberer der Wahnsinnshitze deutlich Tribut zollen.
Die vielen Tore waren eher Unkonzentriertheiten geschuldet, wie Weber erklärte: "Heute sind viele Tore gefallen, aber das war wetterbedingt. Da ist die Konzentration nicht so hoch", so der Innenverteidiger, der sich erstmals als Kapitän der ersten Elf in die Torschützenliste eintragen konnte.
Trotz Ärger um das Giesinger Geisterspiel, das schweißtreibende Duell und das lange Zittern: Sechzig ist mit zwölf Punkten und vorübergehender Tabellenführung im Soll. Und muss schon am Samstag beim SV Schalding-Heining antreten. "Mund abputzen und weiter", so Bierofka, der um das anstehende Kontrastprogramm weiß: "In Schalding wird wieder Volksfeststimmung sein."