TSV 1860 München: Der Kooperationsvertrag bleibt - 1:0 für Hasan Ismaik

Das Präsidium und der Verwaltungsrat der Löwen entscheiden sich dagegen, den Kooperationsvertrag mit dem Investor zu kündigen. Was das bedeutet, wie es nun weitergeht: Die Fragen und Antworten zum TSV 1860 München.
von  Patrick Mayer
Hat (im Moment) nichts zu befürchten: Der umstrittene 1860-Investor Hasan Ismaik.
Hat (im Moment) nichts zu befürchten: Der umstrittene 1860-Investor Hasan Ismaik. © sampics/Augenklick

München - Punktsieg für Hasan Ismaik: Verwaltungsrat und Präsidium des TSV 1860 haben sich gegen eine Kündigung des Kooperationsvertrages mit dem Investor ausgesprochen. Diese Entscheidung ist eine Watschn für alle, die den jordanischen Geschäftsmann lieber heute als morgen loswerden wollen. Letztlich sorgte die Furcht vor den drohenden Konsequenzen für die polarisierende Entscheidung.

"Wir waren uns einig, dass wir jetzt keine Kündigung aussprechen. Im juristischen Gutachten wurde uns im Rahmen der Sanierung geraten, das, was von Seiten Ismaiks passiert ist (angebliche Hauptpflichtverletzung, d. Red.), nicht zu rügen", erklärt Verwaltungsratschef Dr. Markus Drees im Gespräch mit der AZ.

Es bleibt hitzig: Am Sonntag war Verwaltungsrat Saki Stimoniaris zurückgetreten. Die Debatte um den gescheiterten Antrag von Vereinsmitglied Ulla Hoppen zeigt die innere Zerrissenheit. Hoppen hatte bei der Hauptversammlung am 23. Juli die Zustimmung der Mitglieder bekommen, dass Verwaltungsrat und Präsidium eine Kündigung prüfen.

Was die Entscheidung nun bedeutet und wie es jetzt mit Ismaik weitergeht – die AZ hat die Antworten.

Die Gründe gegen die Kündigung

Warum waren Verwaltungsrat und Präsidium gegen eine Kündigung? "Die Nachteile wären zu groß, etwa die Freiheit Ismaiks, seine Anteile beliebig zu verkaufen, und dass man ungewollt gegen 50+1 verstoßen könnte", erklärt Drees. Verwaltungsrat und Präsidium befürchteten, dass der Jordanier einen Teil seiner Darlehen unmittelbar auf fällig stellen könnte. Das würde auf einen Schlag die Zahlungsunfähigkeit der KGaA bedeuten.

"Als der Antrag eingereicht wurde, war die Sanierung noch auf wackeligen Beinen", sagt Drees. "Frau Hoppen konnte ja nicht wissen, was danach passiert." Ferner soll die sportliche Konsolidierung nicht gefährdet werden. "Wir müssen schauen, dass wir mit der KGaA weiter oben mitspielen ohne Darlehen von Ismaik", meint Drees.

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Was bedeutet die Entscheidung für die Löwen? Die Drucksituation bleibt dieselbe: Ismaik ist durch das Geld, das Sechzig ihm schuldet – kolportiert 70 Millionen Euro – viel mächtiger, als es manche in Giesing wahrhaben wollen. Die handelnden Personen haben nun immerhin den Ernstfall durchgespielt – also welche Konsequenzen drohen, sollte der Kooperationsvertrag für nichtig erklärt werden.

"Der Vertrag ist allgemein auf 50+1 ausgelegt, weil man die Genehmigungen der DFL dafür gebraucht hat", erzählt Drees, "die DFL wäre gegebenenfalls ins Boot zu holen." Weiter stünde im Vertrag, dass Ismaik beim Wegfall der 50+1-Regel mehr als 50 Prozent der Anteile der Geschäftsführungs-GmbH erwerben würde und somit die Hoheit für die Bestellung des Geschäftsführers erhielte. Das alles sollte verhindert werden.

Teile des Verwaltungsrats lehnen den Investor ab

Wie ist der Stimoniaris-Rücktritt einzuordnen? "Es steht alles in der Rücktrittserklärung", meinte MAN-Betreibsratschef Stimoniaris am Montag auf Nachfrage. "Das muss reichen." Der leidenschaftliche Löwen-Fan klang niedergeschlagen. Stimoniaris galt nicht zwangsläufig als Ismaik-Befürworter, aber als Gegner der Lagerbildung.

Dass mehrere Kollegen im Verwaltungsrat den Investor ablehnen, ist kein Geheimnis. "Laut Philosophie sollte ein Verwaltungsrat verschiedene Strömungen abbilden. Deswegen wäre es ja gut, wenn verschiedene Stimmen verschiedene Meinungen zum Investor haben und am Schluss findet man einen guten Mittelweg", sagte Gremiumschef Drees. Doch Stimoniaris gab wohl auf.

Wie geht es mit Ismaik weiter? "Unser Präsident hatte ja noch auf der Mitgliederversammlung gesagt, dass er Bauchschmerzen hat", erklärte Löwen-Vize Hans Sitzberger der AZ. Mehr wollte das Präsidiumsmitglied nicht sagen.
Fakt ist: Der Verein arbeitet weiter auf eine Trennung vom Mehrheitseigner hin.

"Natürlich diskutieren wir diese Möglichkeit. Es stimmt, aber wir denken nicht nur daran. Wie das Gutachten schon besagt, müssen wir die Verträge berücksichtigen und nach dieser Prämisse handeln", sagte Drees. "Dass so mancher von uns eine Geschichte hat, die ihm gegenüber (Ismaik d. Red.) nicht positiv verlief, ist auch klar."

Hier finden Sie den AZ-Kommentar zum Thema und hier gibt's mehr News zu den Löwen

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