TSV 1860 München: Daniel Wein spricht im AZ-Interview über seine Löwen

München - Die AZ hat mit Daniel Wein gesprochen: Der 23-jährige Mittelfeldspieler wechselte zu dieser Saison vom SV Wehen-Wiesbaden zum TSV 1860. Gegen Greuther Fürth II avancierte er mit seinem Tor zum Matchwinner.
AZ: Herr Wein, schon einen ausgegeben nach Ihrem Siegtreffer am Freitag gegen Greuther Fürth II?
DANIEL WEIN: Noch nicht, vielleicht wenn wir auf die Wiesn gehen (nächsten Dienstag, d. Red.) – wobei wir danach am Wochenende gegen Schweinfurt spielen. Da müssen wir topfit sein, die sind unser größter Konkurrent um die Meisterschaft. Also, wie ich schon nach dem Spiel gesagt habe: besser Alkoholfreies!
Wie groß ist die Freude über Saisontreffer Nummer eins?
Fühlt sich immer noch gut an und war was Besonderes, denn in drei Jahren bei Wehen Wiesbaden hab’ ich nicht ein Tor geschossen. Die letzten Tage habe ich mich sehr gefreut, aber jetzt geht der Blick nach Unterföhring zum nächsten Gegner.
Nach dem Spiel gab es Ärger über den harten Spielstil der Kleeblätter: Felix Weber fällt mehrere Wochen aus, auch Nico Karger und Aaron Berzel bekamen es zu spüren.
Sie hatten ein paar üble Fouls drin, ich habe auch etwas abbekommen. Aber das ist Fußball, ich unterstelle keinem Absicht. Sie wollten uns damit den Schneid abkaufen.
Wir haben Sie zuletzt im Training vermisst. Gestern standen Sie wieder auf dem Platz. Sind Sie angeschlagen?
Nichts Schlimmes. Ich habe ein bisschen Probleme mit der Wade, trainierte daher nur im Kraftraum. Ich denke, dass es bis Samstag gehen wird.
Trainer Daniel Bierofka kritisierte die Schiedsrichter für mangelhaften Schutz vor überhartem Einsteigen.
Wenn der Gegner so hart reingeht wie Fürth, könnten die Schiris schon öfter pfeifen. An meinem Spiel als Sechser ändert sich dadurch nichts: Ich gehe immer voll in die Zweikämpfe. Davor habe ich keine Angst.
Sie sagten kürzlich, dass Sie "Männerfußball" von Ex-Bayernstar Mehmet Scholl lernten.
Stimmt. Er war ja beim FC Bayern II mein erster Trainer im Herrenbereich und hat großen Wert auf Wettkampfhärte gelegt. Von ihm habe ich einiges mitgenommen.
Das sollten Sie an der Grünwalder Straße besser nicht zu laut sagen...
Ich weiß schon, dass die Löwen-Fans so etwas nicht gerne hören. Aber Bayern gehört zu meiner Geschichte, ich war dort neun Jahre lang. Vom aktuellen Kader habe ich mit keinem zusammengespielt, das waren früher Spieler wie Emre Can, Alessandro Schöpf oder Pierre-Emile Højbjerg, die jetzt alle weg sind. Und, was viele nicht wissen: Ich hab’ als Kind schon bei den Löwen gekickt – und meine gute Ausbildung hier begonnen. (lacht)
Danach spielten Sie unter Ex-Löwencoach Torsten Fröhling bei Wehen Wiesbaden. Was brachte er Ihnen bei?
Neben dem Platz genauso Profi zu sein: zusätzliches Krafttraining, Ausdehnen, eine professionelle Einstellung. Das hat er mir extrem eingetrichtert.
Und Bierofka bei Sechzig?
Ich bin ihm erstmal dankbar für die Rückkehr. Meine Eltern sind beide tiefblau, der Kontakt ist zwischen ihnen und Freunden der Familie Bierofka zustande gekommen. Ich bin Münchner, 1860 ist für mich ein Glücksfall. Ich will mithelfen, mit den Löwen den Weg zurückzugehen – und am liebsten mit Sechzig so hoch wie möglich spielen. Und Biero ist sportlich wie menschlich ein überragender Typ, ein Top-Motivator. Sein Verdienst ist, dass wir fitter sind als die meisten Gegner. Aber mein größter Kritiker ist mein Vater.
Tatsächlich?
Ja, er kennt sich gut aus im Fußball. Olympiastadion, Allianz Arena oder Grünwalder: Früher war er als Fan dabei, jetzt als Vater eines Spielers. Er hat sich riesig gefreut, dass ich wieder bei Sechzig bin. Aber er hat mich auch im letzten Spiel kritisiert und meinte, dass es trotz des Tores nicht mein bestes war. Er sagt, ich muss meine Aggressivität hochhalten, auf dem Platz noch präsenter sein.
Damit wären wir bei Sechzigs verletztem Aggressiv-Leader Timo Gebhart. Woran liegt’s, dass Sie ihn gut ersetzen und was fehlt Wein noch zum Gebhart?
Wir hören beide Deutsch-Rap, vielleicht liegt’s daran (lacht). Ich hör’ zum Beispiel manchmal vor dem Spiel "Alles wird gut" von Bushido, das motiviert mich. Aber Timo ist mit allen Wassern gewaschen, den kriegt man nur im Kollektiv ersetzt. Bisher lief’s gut. Wollen wir hoffen, dass es so weitergeht – bisher kann man nicht viel meckern.