TSV 1860 München: Bierofka trifft gegen FC Pipinsierd auf seinen Lehrling
München - Fußball ist immer auch Poker und Täuschung. Wie spielt der Kontrahent? Was lässt sich der gegnerische Coach einfallen? Trainer versuchen, einander die Arbeit so schwer wie möglich zu machen.
Knifflig wird es aber, wenn dein Gegenüber dich bestens kennt. Daniel Bierofka steht vor dem Heimspiel des TSV 1860 gegen den FC Pipinsried am Freitag (19 Uhr, im AZ-Liveticker) vor genau dieser Herausforderung – der Coach des Aufsteigers war einst sein Spieler. Der Lehrmeister trifft auf seinen Lehrling. Fabian Hürzeler, so sein Name, spielte zwischen 2014 und 2016 für die Löwen, davon eineinhalb Jahre unter Bierofka.
Bierofka: "Sehr gutes Verhältnis"
"Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis. Ich wollte auch, dass er bei mir weiterspielt. Er hat seine Zukunft aber im Trainergeschäft gesehen", erinnert sich Bierofka. Wie Bierofka Fußballspielen lässt, worauf er wert legt – Hürzeler kommt bestens präpariert nach Giesing. Auch, weil Bierofka Zuspruch spendete.
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"Er hatte am Anfang Probleme, weswegen wir öfters SMS-Kontakt hatten. Ich habe ihm gesagt: Am Anfang ist alles schwer, gerade als junger Trainer", so der Löwen-Coach, über seinen einstigen Schützling, erst 24 Jahre jung, der auf viel Skepsis stieß. "Ich habe ihm gesagt, dass das bei mir genauso war. Er hat es dann durchgezogen", erzählt Bierofka.
Hürzeler ist gegen den TSV 1860 gesperrt
Eigentlich würde Hürzeler gegen die Löwen auf dem Platz stehen, doch nach seiner fünften Gelben Karte muss der Spielertrainer versuchen, von der Seitenlinie aus Antworten zu finden. Das passt seinem Chef überhaupt nicht. "Er muss sich schon auch mal selber an die Brust klopfen. Er will immer weiter nach oben. Aber auf dem Spielfeld ist er immer der Erste, der eine Gelbe Karte bekommt", sagt Klub-Chef Konrad Höß im Gespräch mit der AZ. "Der Hürzeler kann sich nicht beherrschen."
Höß gilt als der Vater des Pipinsrieder Fußballmärchens. Vor 50 Jahren gründete der 76-Jährige den Verein, führte diesen stetig nach oben und stellte dem Klub schließlich ein Stadion für 2 500 Zuschauer hin. Pipinsried hat, wohl gemerkt, nur ein paar hundert Einwohner. Umso ausgeprägter ist der Stolz, umso größer das Unverständnis von Höß darüber, dass sein Spielertrainer ausgerechnet bei Sechzig zuschauen muss.
Bierofka zeigt Verständnis
"Gegen Schalding hat er die Gelbe Karte wegen Reklamierens bekommen. Jetzt könnte er gegen seinen ehemaligen Trainer Bierofka spielen, da muss man doch vorsichtiger sein", sagt Höß. "Das ist doch Wahnsinn."
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Bierofka dagegen bringt Hürzeler viel Verständnis entgegen. "Als junger Trainer wirst du anders beäugt als ein Coach, der was vorzuweisen hat. Ich hatte auch keinen leichten Start", sagt der Löwen-Trainer über Hürzeler und vergleicht: "Du musst dich einfach durchbeißen. Ich habe es getan, er hat es getan."
TSV 1860 ohne Wein
Der Sechzig-Coach wäre indes nicht er selbst, würde er nicht auch vor diesem Gegner eindringlich warnen. "Er weiß ein bisschen was von mir, aber ich habe mich ja auch weiterentwickelt", meint Bierofka. "Er wird neben mir stehen, wir werden eng beieinander sein." Pipinsried sei aber ohnehin eine fußballerisch starke Mannschaft, gefährlich im Umschaltspiel, "personell der beste Aufsteiger", sagt er und verweist auf den Sieg in Unterzahl gegen den FC Bayern II.
Bierofka, der in dieser Partie auf den gelbgesperrten Daniel Wein verzichten muss, steht derweil vor einer anderen Herausforderung: Wie er seinen einstigen Lehrling täuscht.
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