TSV 1860: Möhlmanns blaues Déja-vu
Nur 14 Punkte nach 20 Spieltagen – ein Verein schaffte da noch den Klassenerhalt: Ingolstadt. Der damalige Trainer? Möhlmann!
München - 20 Spiele, nur desaströse 14 Punkte. So lautet die traurige Bilanz des TSV 1860 nach der verpassten Chance gegen den 1. FC Nürnberg, die ersten Zähler nach der Winterpause einzufahren. 20 Spiele, 14 Punkte – so lautete zum selben Zeitpunkt auch die Bilanz des FC Ingolstadt, des einzigen Klubs, der es seit der Einführung der eingleisigen Zweiten Liga (1981) schaffte, in dieser Situation den Hals noch aus der Abstiegs-Schlinge zu ziehen. In der Saison 2010/11 schaffte der jetzige Bundesligist mit einer sensationellen Aufholjagd das Wunder.
Der damalige Trainer? Benno Möhlmann! „Das war, neben meinem ersten Jahr bei Greuther Fürth, als wir auch den Nichtabstieg geschafft haben, der zweitgrößte Erfolg meiner Karriere“, erinnert sich der jetzige Löwen-Coach. Es waren tolle Zeiten damals, als er mit den Schanzern am Ende über den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt jubelte. „Nur der Aufstieg mit Arminia Bielefeld in die Bundesliga ist vielleicht noch höher einzuschätzen“, korrigierte Möhlmann seine persönliche Best-of-Parade. Ein Aufstieg, zwei Nichtabstiege.
Lesen Sie hier: Sukalo muss weiter pausieren - "Noch keine Prognose"
Jetzt ist der 61-jährige Rekordtrainer der Zweiten Liga als Löwen-Retter gefragt und soll es hier genauso machen – Bennos blaues Déjà-Vu. Er selbst glaube fest an das Gelingen seiner Mission: „Ich weiß, dass es möglich ist. Ich habe es ja schonmal erlebt.“ Erst Ingolstadt, jetzt Sechzig? Die Voraussetzungen gleichen sich, und zwar nicht nur wegen des identischen Punktekontos: Sowohl bei den Schanzern, als auch bei den Löwen übernahm Möhlmann das Ruder erst kurz vor der Winterpause. Beim FCI musste ein junger und unerfahrener Trainer – Michael Wiesinger – nach dem elften Spieltag gehen, bei Sechzig musste Torsten Fröhling, ein dreiviertel Jahr zuvor noch U21-Trainer, nach der zehnten Runde die Sachen packen.
Bei beiden Teams hatte Möhlmann anfangs Probleme. „Wir sind auch nicht sofort in den totalen Fluss gekommen, sondern hatten erst nach der Winterpause eine starke Serie. So haben wir den Rückstand doch noch aufgeholt“, erklärt er. Und meint sensationelle zehn Begegnungen ohne Niederlage (fünf Siege, fünf Remis), mit denen er Ingolstadt am Kragen packte und ab dem 24. Spieltag Stück für Stück aus dem Tabellenkeller zog. Unter Wiesinger hatte der FCI nur vier mickrige Zähler geholt, unter Möhlmann insgesamt satte 33. Am Ende rangierten die Schanzer auf Platz 14 – und hatten den Klassenerhalt schon vorzeitig geschafft.
Lesen Sie hier: Auch Duisburg patzt: Löwen bleiben Vorletzter
Wie hat Möhlmann das nur gemacht? Der 61-Jährige rechnet vor: „Ich habe das ähnlich gemacht, wie wir das hier angehen: Wir haben auch Spieler geholt, um die Mannschaft auf verschiedenen Positionen zu verstärken und verbessern.“ Abwehr-Routinier Marino Biliskov und Stürmer Edson Buddle. „Biliskov war in dieser Situation Gold wert. Auf dem Platz, wo der Trainer doch ein Stück weg ist, hat er sich die Spieler gepackt, damit sie das Richtige machen.“ Biliskov ging voran, Buddle belebte die Offensive (drei Treffer), entscheidend war aber auch ein Anderer: „Stefan Leitl war auch schon abgeschoben, den habe ich reaktiviert.“ Er dankte es Möhlmann mit 13 Toren.
Dafür, dass das Möhlmann-Déjà-Vu tatsächlich eintitt, gebe es kein Rezept. „Wir sind gefordert, eine gute Gemeinschaft zu werden, trotzdem bist du auf individuelle Qualitäten angewiesen. Mit Goran Sukalo (siehe Artikel rechts, d. Red) fehlt uns zwar noch einer, der mit Biliskov vergleichbar ist, aber wir haben auch ein paar anderen Typen in der Mannschaft. Und ein Sascha Mölders, vielleicht auch ein Maxi Beister, sie müssen das Ding vorne auch mal reinhauen – wie auch Rubin Okotie. Dann können – und werden – wir es packen. Es gibt keine zwingende Wahrscheinlichkeit, aber es gibt eine große.“ Wie es geht, hat er ja schon bewiesen. Matthias Eicher