TSV 1860 mit dritter Pleite in Folge: Doppelter Stich tief ins Löwenherz
München - Der Wunsch nach Ruhe bleibt beim TSV 1860 eine unerfüllte Sehnsucht. Ohnehin strapaziert durch die anhaltenden Dissonanzen im Präsidium, werden bei den Löwen nun auch die sportlichen Sorgen größer.
Drei Niederlagen am Stück und wiederkehrende Fehlermuster ließen Trainer Maurizio Jacobacci desillusioniert zurück. Das Durchleiden der 90 Minuten beim völlig unnötigen 1:2 gegen den FC Erzgebirge Aue war dem Italo-Schweizer wie auch die Enttäuschung tief ins Gesicht geschrieben.
Lobende Worte trotz Niederlage: "Der TSV 1860 hat das richtig gut gemacht"
"Wir sind sehr gestraft worden", sagte Jacobacci betrübt, zumal die Blauen das bittere Resultat mit seinen Folgen nun durch die Ligaunterbrechung schleppen und erst am 16. September beim brisanten Wiedersehen mit Ex-Coach Michael Köllner und dem FC Ingolstadt korrigieren können.
"Die Enttäuschung ist groß. Wir waren in den letzten Minuten passiver, hatten unnötige Ballverluste und haben den Gegner stark gemacht", schilderte Mittelfeldmann Marlon Frey zutreffend. So war der dritte Saisontreffer von Joel Zwarts (53.) letztlich nichts wert.

Es gab ein Lob vom Gegner (Aue-Trainer Dotchev: "1860 hat das richtig gut gemacht"), aber keine Punkte. Und der Mannschaft gelang es auch nicht, mit einem überzeugenden Ergebnis ein sportliches Gegengewicht zum vereinspolitisch mal wieder desaströsen Erscheinungsbild zu erzeugen. Das Wochenende war also wie ein doppelter Stich ins Löwenherz.
Einmal, weil ausgerechnet Ex-Sechzig-Torjäger Marcel Bär mit dem 1:1 für Aue (85.) die bittere Wende im Spiel einleitete und zum anderen, weil Präsident Robert Reisinger mit einem explosiven "Bild"-Interview das e.V.-Fass womöglich zum Überlaufen brachte.
TSV 1860: Präsident Robert Reisinger schießt gegen Gegenschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer
Der Sechzig-Boss kanzelte – ohne den Namen konkret selbst zu nennen – Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer ab, er verbreitete ein Raunen, das nach verschwörerischen Vorgängen gegen ihn klingt im Zuge der Sportchef-Suche und der Transferaktivitäten. Kurzum: Reisinger zeigte sich persönlich gekränkt von den Ereignissen der letzten Wochen und Monate.
Etwa seien Gespräche zur Findung eines Sportdirektors "gezielt verschleppt" worden, sagte er, "um die Kaderplanung in eigener Regie durchführen zu können. Ein neuer sportlicher Leiter hatte dabei nur gestört." Er räumte mindestens ein, dass die aktuelle Situation im Präsidium eine interne Aufarbeitung nötig macht. Und: Über einen Rücktritt habe er nie auch nur nachgedacht.
Marlon Frey will Präsidiums-Krach beim TSV 1860 nicht an sich heranlassen
Die Dringlichkeit der Aufarbeitung haben die Äußerungen Reisingers sicherlich noch verstärkt. Ob das tatsächlich noch bis Mitte September warten kann? Direkten Einfluss auf die Mannschaft hat die Thematik eher nicht, heißt es, der Konzentration aufs Wesentliche ist es aber gewiss auch alle andere als zuträglich.
"Das lassen wir nicht an uns ran – so gut es geht", bemerkte Frey, der in seinen ersten Löwen-Wochen bereits feststellt, wie turbulent das Leben auf Giesings Höhen sein kann. "Wir wollen unseren Weg gehen als Mannschaft", setzte er hinzu, "da sind Nebengeräusche eigentlich egal."
"Werden wir auch wieder Siege einfahren": Trainer Maurizio Jacobacci bleibt positiv
Und die Mannschaft um ihren Coach Jacobacci hat wahrlich genug Aufgaben auf ihrer Liste stehen. Mangelnde Effizienz im Angriff, Unkonzentriertheiten im Ballvortrag in entscheidenden Momenten, defensive Schwächen kosten trotz der sonst positiven Anzeichen die entscheidende Währung: die Punkte.
Nach dem 1:0 stand Sechzig zwischenzeitlich auf Tabellenrang zwei, nach der Schlussphase auf Platz elf. Jacobacci findet: "Wenn wir weiterhin stark an uns arbeiten, dann werden wir auch wieder Siege einfahren." An sich arbeiten muss bei 1860 aber nicht nur das Team.