TSV 1860: Knipser oder Brecher – wer wird Löwen-Stürmer Nummer 1?
München - Das Ding ist schwer - und schwer zu gewinnen", sagte er mit der Torjägerkanone in der Hand und verspürte ein "atemberaubendes Gefühl", denn Marcel Bär, Torjäger des TSV 1860, wusste, dass er in seiner ersten Saison bei den Löwen etwas Großes vollbracht hatte.
Bär ist noch nicht in Hochform
Er wusste aber auch: "Die Trophäe hat keinen Wert und nächstes Jahr gibt es wieder einen neuen Torschützenkönig." Damals ahnte der 30-Jährige vermutlich noch nicht, dass er im Saisonauftakt der Folgesaison fehlen könnte. Bär, in der Spielzeit 2021/22 mit 21 Saisontoren der treffsicherste Stürmer der Dritten Liga, ist bisher längst noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte.
Corona warf Bär zurück
Der gebürtige Gifhorner hat aufgrund seiner Corona-Erkrankung zu Beginn der Vorbereitung "unglaublich viel Substanz verloren", wie er im Trainingslager sagte. In der zurückliegenden Halbserie ist Bär zur Höchstform aufgelaufen, nun hechelt er den Kollegen, die ihre Vorbereitung und das Trainingslager voll durchziehen konnten, noch etwas hinterher.
Probleme mit dem Knie
Prompt wurde der Ex-Braunschweiger bei Sechzigs Generalprobe gegen Newcastle United (0:3) erst zu Beginn der zweiten Hälfte eingewechselt - und schon vor Spielende wieder aus. "Das war mit Cello so besprochen", erklärte Trainer Michael Köllner hinterher über den Mann, der kürzlich auch noch über eine Kniereizung klagte: "Ich habe ihm gesagt: 'Du spielst keine Dreiviertel-Stunde.' Und dann war's besser, aus der Halbzeit heraus zu kommen und nicht von Beginn an."
Fynn Lakenmacher - eine wuchtige Alternative
Ein Schicksal, das Bär bald auch in den Pflichtspielen drohen könnte, denn: Mit Neuzugang Fynn Lakenmacher steht eine wuchtige Alternative parat. "Cello hat bestimmt auch gesehen, dass Fynn ein richtig gutes Spiel gemacht hat", meinte Köllner über den neuen, physisch starken Angreifer vom TSV Havelse: "Wie er für die Mannschaft gearbeitet und sich da vorne gegen die Qualität richtig gut durchgesetzt hat, das hat uns gefehlt."
Köllner hat die Wahl zwischen zwei Spielertypen
Während Bär als sehr dynamischer, schneller und vielseitiger Spieler gilt, kommt Lakenmacher über seine überragende Physis als Sturmtank. Köllner hat in seinem favorisierten 4-1-4-1-System also nicht nur die Wahl zwischen zwei Spielern, er muss sich auch für einen Spielertypen entscheiden:
Köllner weiß natürlich, was er an Bär hat. 21 Treffer sprechen für sich. Zudem hat der Angreifer nach dem Aus von 1860-Idol Sascha Mölders im Zusammenspiel mit Kapitän Stefan Lex geglänzt, gerade auch im Konterspiel.
Und über Lakenmacher sagt Köllner nicht zu Unrecht: "Er muss noch torgefährlicher werden." Etwa so wie gegen den Linzer ASK, als der 22-Jährige überlegt und präzise per Flachschuss von der Strafraumgrenze ins Tor traf. Und nicht wie gegen Newcastle, als er freistehend einen Kopfball daneben setzte.
Auch zwei Stürmer wären möglich
Nun könnte Köllner auch mit zwei Stürmern an vorderster Front agieren lassen, im 3-5-2-System. Dies sei für den Oberpfälzer aber nur Plan B. Für Rückstände und gegen Teams, gegen die sich ein System mit zwei Angreifern eben anbietet. Was nun den Auftakt bei Dynamo Dresden am 23. Juli (14 Uhr) anbelangt, genauso wie den DFB-Pokalkracher gegen den BVB (29. Juli), ist es für Bär ein Wettlauf mit der Zeit. Stand jetzt würde Köllner wohl Lakenmacher bringen.
Das Rennen ist eröffnet
Der TSV-Trainer meinte aber, um die Spannung bei allen seinen Schützlingen hochzuhalten: "Wir haben es in der ersten Halbzeit zwar gut gemacht, aber ich gehe davon aus, dass der eine oder andere die kommende Woche nochmals richtig Gas gibt und sich so zeigt, dass er am Samstag in Dresden auf dem Platz steht." Ob es im Sturm wohl Lakenmacher oder Bär sein wird?