TSV 1860: Kiralys Elfer-Killer-Geheimnis

Hier erklärt Elfmeter-Held Gabor Kiraly, wie er die Löwen in Heidenheim vor dem Pokal-Aus bewahrt hat – und welche Technik sich sein Sohn abschaut
München - Nicht auszudenken, wenn sie als Verlierer und nach einer Pokal-Blamage gekommen wären zum Fan-Fest am Trainingsgelände an der Grünwalder Straße. Einen Plan B gab es nämlich nicht. Gleich zu Beginn des Fan-Festa am Trainingsgelände an der Grünwalder Straße sah das Protokoll am Sonntag die triumphale Vorstellung der Spieler vor. Stadionsprecher Stefan Schneider bat bei strahlendem Sonnenschein und unter dem Jubel der rund 3500 Fans jeden Spieler einzeln aus dem Bus auf die Bühne.
Den meisten Applaus bekam gleich der erste Spieler, der Mann mit der Rückennummer 1: Gabor Kiraly, der Elfmeterkönig von Heidenheim. Zwei Elfmeter hatte Kiraly am Freitag beim Drittligisten gehalten, an zwei weiteren war er dran gewesen. „Gut, dass wir hinten den verrückten Ungarn hatten”, sagte 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer, der die nicht einkalkulierten Mehreinnahmen von rund 300.000 Euro nun nicht zum Löcher stopfen verwenden will, sondern schon einmal ansparen möchte für die kommende Saison. Außerdem sollen auch die Spieler profitieren von den Pokalerfolgen.
Schäfer, der neben Kiraly explizit Benny Lauth lobte (verwandelte seinen Elfmeter sicher, nachdem er in der Verlängerung eine Großchance versiebt hatte): „Wir haben uns dieses Jahr eine – wie wir finden – sehr großzügige Prämienregelung für den Pokal überlegt. Die Spieler erhalten für jede Runde, die sie weiterkommen, einen guten Bonus von der Summe, die sie dem Klub einspielen.” Wie hoch die ist? Schäfer: „Gut. Mehr sag ich nicht.” Bedanken können sich die Spieler nun vor allem bei Kiraly, den Schäfer, als er später auf die Bühne stieg, noch liebevoll so nannte: „Unsere ungarische Krake”.
Auch Präsident Gerhard Mayrhofer war voll des Lobes für den 37-Jährigen. „Gabor ist sehr souverän, einfach die Ruhe selbst. Komischerweise hab’ ich mir überhaupt keine Sorgen gemacht, dass wir im Elfmeterschießen rausfliegen könnten”, sagte er. Die Löwen haben ja Kiraly, den personifizierten Elfmeterkiller. Schon am Freitag hatte Mittelfeldspieler Yannick Stark offenbart: „Ich hab’ damit gerechnet, dass Gabor mindestens zwei Elfer hält”.
Tatsächlich ist Kiraly richtig stark, wenn es ins Elfmeterschießen geht. Im DFB-Pokal gewann er von vier Elfmeterschießen drei, hielt dabei insgesamt sieben Elfer. Dennoch sagte Kiraly am Sonntag: „Schön, wenn die Jungs und der Präsident so viel Vetrauen in mich haben, aber ich wusste vorher nicht, wie viele ich halten – oder ob ich überhaupt einen halten würde.”
Er hätte sich vielmehr an der Stärke seiner Kameraden hochgezogen. „Die Jungs haben mit einer unheimlichen Ruhe und Souveränität jeden Elfmeter verwandelt. Ich war beim ersten dran, beim zweiten bin ich in die falsche Ecke geflgen, beim dritten war ich wieder fast dran. Als ich dann merkte, dass die Jungs einfach weiter trafen, musste ich auch mal liefern.” Und dann wehrte er eben die letzten zwei ab.
So, wie er es oft macht. Übrigens immer auf die selbe Art. Wo andere Keeper nämlich vor den Elfmetern zappeln, die Arme kreisen und nervös auf und ab hüpfen, bleibt Kiraly immer ruhig stehen. „Ich verschränke die Arme hinter dem Rücken, stehe gerade und warte so lange wie möglich ab”, sagt Kiraly, „alles andere würde mich nur nervös machen. Außerdem habe ich so mehr Zeit, mich für eine Ecke zu entscheiden, kann den Schützen ausgucken. Und manchmal bleibe ich auch einfach nur stehen.” Es ist Kiralys Elfmeterkiller-Geheimnis. Schon als Kind hielt der ungarische Nationalkeeper seine Elfmeter auf diese Art. „Auch mein Sohn macht es schon so”, sagt Kiraly.