Gabor Kiraly: König der Elfmeter
Heidenheim - Die Hände hinter dem durchgedrückten Rücken gefaltet, die Beine in der grauen Schlabberhose noch ein wenig weiter voneinander wegstehend als sonst, die Augen auf den elf Meter von ihm wegstehenden Gegner fixiert. Dann sprang Gabor Kiraly nach links ab, machte in der Luft einen Scherenschritt, wehrte auch diesen Ball mit dem Fuß ab – und wurde zum Helden des Abends.
Die Löwen können sich bei ihrem Keeper bedanken, dass sie nicht schon in der ersten Pokalrunde ausgeschieden sind. Gegen den wie erwartet starken Drittligisten Heidenheim mussten die Löwen nämlich nachsitzen und ins Elfmeterschießen, wo sich Kiraly mal wieder als König der Elfmeter präsentierte und 1860 durch zwei gehaltene Elfmeter die zweite Runde sicherte. Dass 1860 aber trotz der tropischen Temperaturen noch die Verlängerung und das Elfmeterschießen mitnehmen musste, hatten die Spieler sich selbst zuzuschreiben. Bis zur Nachspielzeit führten die Löwen durch das Tor von Moritz Stoppelkamp (50.) mit 1:0 und hatten genug Chancen gehabt, die Führung auszubauen.
Stattdessen kassierten sie in der Nachspielzeit den Ausgleich durch einen Gewaltschuss von Tim Göhlert. Da die Verlängerung trotz einer weiteren guten Chance von Benny Lauth keine weiteren Tore brachte, mussten die Löwen zittern. Und darauf hoffen, dass Kiraly sich unter der Woche die richtigen Informationen gemerkt hatte. Bereits am Mittwoch hatten sie Elfmeter trainiert, der Keeper hatte sich zudem Informationen über alle möglichen Schützen der Heidenheimer zusammentragen lassen.
Die Löwen-Spieler in der Einzelkritik
Es funktionierte: Die letzten zwei Elfmeter der Heidenheimer wehrte Kiraly ab, an zwei weiteren war er zuvor schon dran gewesen. Die Sechzger verwandelten ihre Strafstöße dagegen souverän. „Ich hab damit gerechnet, dass Gabor mindestens zwei Elfer hält“,sagte Yannick Stark hinterher. Tatsächlich ist Kiraly der Inbegriff des Elfmeterkillers. Im DFB-Pokal hat er nun schon sieben Elfmeter gehalten in vier Elfmeterschießen mit 1860 und Hertha BSC.
„Dieses Tor hier in Heidenheim hat für mich eine besondere Geschichte. 1998 habe ich hier mit Berlin mit einem Abschlag auf diesen Kasten das Tor des Monats erzielt. Und heute habe ich in diesem Tor zwei Elfmeter gehalten und wir sind weitergekommen“, sagte Kiraly.
„Das war ein Super Pokalfight, erstaunlicherweise ist es genau so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben, der Ausgleich war brutal ärgerlich, aber die Mannschaft hat hervorragend reagiert“, sagte Sportchef Florian Hinterberger, „Gabor ist immer dafür gut, dass er angeschossen wird.“ Das letzte war natürlich ein Witz. Trainer Alexander Schmidt hatte eine ganz eigene Theorie über den Ursprung der Fähigkeiten seines Elfmeterkillers:
„Gabor lebt beim Elfmeterschießen so in seiner eigenen Welt, er will nichts hören und mit niemanden reden, verschränkt die Hände hinterm Rücken. Viellelicht hat sich der ein oder andere gewundert, wie er so Elfmeter halten kann.“ Er kann. Und wie!