TSV 1860: Interview mit BFV-Präsident Rainer Koch über Aufstieg und Löwen

BFV-Präsident Rainer Koch spricht in der AZ über den TSV 1860, die Aufstiegsdebatte der Regionalliga und erklärt: "Der DFB wird voraussichtlich noch in diesem Jahr eine finale Entscheidung treffen."
Matthias Eicher |
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Auf Meisterschaftskurs in der Regionalliga: Die Löwen in ihrer Heimat, dem Grünwalder Stadion. BFV-Präsident Rainer Koch (kl. Bild) spricht im AZ-Interview über eine Aufsteigsreform.
Rauchensteiner/Augenklick Auf Meisterschaftskurs in der Regionalliga: Die Löwen in ihrer Heimat, dem Grünwalder Stadion. BFV-Präsident Rainer Koch (kl. Bild) spricht im AZ-Interview über eine Aufsteigsreform.

Der 58-jährige Jurist Rainer Koch ist Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes und zusätzlich Vizepräsident des DFB. Im AZ-Interview spricht er über eine Aufstiegsreform in der Regionalliga und den TSV 1860.

AZ: Herr Koch, der TSV 1860 hat am Wochenende Aufsteiger SV Pipinsried mit 3:0 geschlagen, einmal mehr vor ausverkauftem Haus. Inwieweit zeigt sich derzeit, dass die Löwen eine Bereicherung für die Regionalliga Bayern sind?
RAINER KOCH: Der TSV 1860 München ist einer der traditionsreichsten bayerischen Fußballvereine. Er macht diese Saison sowohl sportlich als auch durch die wunderbare Atmosphäre in den Stadien und das vorbildliche Verhalten seiner zahlreichen Fans bislang zu einer ganz besonderen Saison der Regionalliga Bayern.

Würden Sie sich angesichts zwölf Punkten Vorsprung mehr Spannung im Meisterschaftskampf wünschen?
Spannung an der Tabellenspitze bis zum letzten Spieltag ist natürlich immer besonders schön. Es überrascht mich allerdings nicht wirklich, dass eine unter Vollprofibedingungen arbeitende Mannschaft, die nicht sportlich in die Regionalliga abgestiegen, sondern allein aus wirtschaftlichen Gründen freiwillig in die Regionalliga eingetreten ist, diese Liga nun sportlich dominiert.

Trainer Daniel Bierofka hat nach der neuen "Wendelsteiner Vorlage", einer Erklärung der bayerischen Vereine aus der Regionalliga und der Dritten Liga über eine Aufstiegsreform, kürzlich erklärt, dass der direkte Aufstieg des Regionalliga-Meisters nur fair wäre. Können Sie diese Einschätzung nachvollziehen?
Fair ist, die Interessen aller Regionalliga-Vereine gleichmäßig zu berücksichtigen. Den Satz "Der Meister muss aufsteigen!" unterschreibt zunächst einmal jeder, auch ich. Allerdings gibt es noch weitere Sätze, die man unterschreiben muss beziehungsweise sollte, zum Beispiel: "Die 4. Liga muss für alle Vereine wirtschaftlich machbar sein", "Eine 4. Liga muss regional sein", deshalb sind Entfernungen von Bautzen nach Memmingen viel zu weit. Und: "Auch Amateurspitzenvereine, für die die 3. Liga nicht mehr machbar ist, müssen die 4. Liga erreichen können, denn die 4. Liga ist und bleibt eine regionale Liga."

Die Forderung nach fünf Aufsteigern aus den fünf Regionalligen ist Ihnen somit zu einfach gedacht.
Wer alle diese Sätze unterschreibt, der wird sich auf einen Kompromiss einlassen und akzeptieren müssen, dass die Menschen, Vereine und Mannschaften in Deutschland nicht gleichmäßig über unser Land verteilt sind. 50 Prozent der Vereine und Mannschaften spielen im Gebiet der Regionalligen West und Südwest. Das müssen alle in den Regionalligen Nord, Nordost und Bayern anerkennen und deshalb müssen auch 50 Prozent der zukünftig nach meiner Vorstellung vier Aufstiegsplätze auch dorthin gehen. Andererseits ist es kaum vorstellbar und verantwortbar, aus den Regionalligen Nord, Nordost und Bayern zwei Ligen zu machen.

Warum?
Zum einen, weil dann die in der Mitte zwischen Nord und Bayern liegende Regionalliga Nordost aufgeteilt werden müsste und von der Fußballlandkarte verschwinden würde – für mich ist das undenkbar. Zum anderen, weil wir dann unter Hinzunahme der Vereine aus Sachsen und Thüringen Entfernungen von teilweise über 600 Kilometer zwischen den Spielorten bekommen würden.

Ist bei Ihnen bereits ein alternativer Vorschlag von Markus Fauser zur Aufstiegsreform eingegangen? Sechzigs Geschäftsführer hatte kürzlich angekündigt, einen solchen einreichen zu wollen.
Ich stehe mit Herrn Fauser in ständigem, sehr engem Kontakt. Wir sind uns nach wie vor völlig einig. Der TSV 1860 und auch Herr Fauser persönlich stehen unverändert zur gemeinsamen Erklärung aller bayerischen Regionalliga- und Drittligavereine. Wer sich den vorgenannten Punkten anschließt, wird verstehen, warum alle Vereine der Regionalliga Bayern und damit auch der TSV 1860 München vorgeschlagen haben, die Regionalligen Nord, Nordost und Bayern zu erhalten und damit in Kauf zu nehmen, dass jedes Jahr nur zwei der drei Meister aus diesen Ligen aufsteigen können.

Bis zu welchem Zeitpunkt ist bezüglich der Reform mit einer Entscheidungsfindung zu rechnen?
Der DFB wird voraussichtlich noch in diesem Jahr eine finale Entscheidung treffen.

Lesen Sie hier: Ismaik bricht sein Schweigen

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