TSV 1860 in Aubstadt: Reise in die Regionalliga-Vergangenheit
München - Spanferkel beim TSV Buchbach. Ein völlig abgelegenes, hinter Maisfeldern verstecktes Stadion beim SV Schalding-Heining. Die irre Meisterfeier beim SV Pipinsried, Platzsturm inklusive.
Aubstadts Trainer Kleinhenz: "Es treffen zwei Welten aufeinander"
Bei den Löwen werden bei der Auswärtsfahrt ins beschauliche Örtchen Aubstadt (Samstag, 14 Uhr, live im BR und im AZ-Liveticker) garantiert einige Erinnerungen wach: Erinnerungen an die Regionalliga-Tingeltouren in der Saison 2017/2018. Zu Orten, an denen, um im Bild des Buchbacher Fußballschmauses zu bleiben, keine Sau hinter der nächsten Kurve noch einen Fußballplatz vermuten würde. Sechzisgs Zeitreise!
"Es treffen zwei Welten aufeinander: Der große Traditionsverein 1860 München, der deutsche Fußballgeschichte geschrieben hat", sagte Trainer Victor Kleinhenz im Vorfeld des ungleichen Duells über den Meister des Jahres 1966: "Auf der anderen Seite der kleine TSV Aubstadt mit seiner zweiten Regionalliga-Saison, aber einer sehr überschaubaren Vergangenheit."
Vereinspräsident Köhler: "Die Chancen stehen 50:50 - mindestens"
Und einem sehr überschaubaren Örtchen: 750 Einwohner hausen hier, nun kommen satte 3.000 Zuschauer, weshalb der halbe Ort gesperrt, zur Einbahnstraße oder Parkplätzen umfunktioniert wird. Liebe Löwen, willkommen auf dem Dorf.

Wer glaubt, die "Macht vom Grabfeld", wie sich der Klub aus der Region Rhön-Grabfeld nennt, würde vor Ehrfurcht erstarren, sieht sich getäuscht. "Die Chancen stehen 50:50 - mindestens", stellte Vereinspräsident Herbert Köhler vollmundig klar und schob noch hinterher: "Ich schätze, dass wir ins Finale einziehen werden!" Starke Worte, Herr Präsident.
Als Trainer Kleinhenz noch die Linien aufgestreut hat
Diese kommen allerdings nicht von ungefähr - schließlich hat der Tabellen-Siebte der Regionalliga Bayern im Viertelfinale Türkgücü ausgeschaltet (3:1).
Um die Kräfteverhältnisse zu demonstrieren, erzählt Coach Kleinhenz, selbst gerade mal 30 Jahre alt, einen Schwank aus seinem jugendlichen Trainer-Dasein. "Als Michael Köllner mit dem 1. FC Nürnberg in die Bundesliga aufgestiegen ist, hab' ich als Spielertrainer in der Bezirksliga irgendwo kurz vor dem Anpfiff noch die Linien aufgestreut."
Klar, dass im ganzen Ort Ausnahmezustand herrscht, wenn die Sechzger kommen. Kleinhenz scherzt: "Ich habe vorhin draußen vor dem Sportheim eine junge Dame getroffen. Die hat gesagt: 'Wenn es richtig gut läuft für uns, gewinnen wir 3:0. Wenn es richtig scheiße läuft, gewinnen wir 3:1.'"
1860-Coach Köllner: "Sie haben eine junge, hungrige Mannschaft"
Übrigens: Auf die Frage, welchen Löwen er sich aussuchen würde, hätte er die Wahl, meinte er: "Nachdem ich Köln-Fan bin und er von dort kommt, würde ich Stephan Salger nehmen."
Was wohl Sechzigs Chefcoach dazu sagen würde? Tags zuvor zeigte sich Köllner zwar selbstbewusst, stöhnte aber über zehn Ausfälle (etwa das Corona-Trio Quirin Moll, Semi Belkahia und Dennis Dressel) und warnte vor dem "schweren Gegner vor der Brust", den 1860 keinesfalls unterschätzen dürfe: "Sie haben eine junge, hungrige Mannschaft und mit ihrem Tempo ein gutes Umschaltspiel." Könnte heiß hergehen für Salger und Co.
Trotz der verschiedenen Welten: Eine Gemeinsamkeit hat die AZ im Aubstadt-Sechzig-Check ausgemacht: Wo beim Viertligisten Vizepräsident Michael Bachmann höchstselbst hinter dem Bratwurst-Grill steht, hat Sechzigs stellvertretender Präsi Hans Sitzberger schon oft selbst Hand angelegt, um die Tribünen des Grünwalder Stadions von Eis zu befreien. Respekt fürs Anpacken. Ob sich in der kleinen, unscheinbaren NGN-Arena ein Klassenunterschied zeigt?