TSV 1860 erneut nur Remis: Der Löwen-Grant
München - Ärger, Enttäuschung, Frust, Wut. Blickte man in die Gesichter der Löwen, standen ihnen ihre Emotionen sehr deutlich ins Gesicht geschrieben. Es war der nächste Anlauf, endlich diesen verfluchten Befreiungsschlag zu landen - doch es sollte auch diesmal nicht gelingen!
Torhüter Hiller ist "angepisst"
Deshalb zog sich der Löwen-Grant nach dem mageren 1:1 im Heimspiel gegen Aufsteiger Viktoria 1889 Berlin durch sämtliche Mannschaftsteile. "Ich bin vollkommen angepisst", fing Marco Hiller an, bevor er das Geschehene zu verarbeiten versuchte: Lange verlebte der 1860-Torhüter einen ruhigen Nachmittag.
Er sah motivierte Vorderleute, die einen überzeugenden Auftakt hinlegten - aber das Dauer-Thema der Chancenverwertung eben auch diesmal nicht ad acta legen konnten. Es kam, wie es kommen musste und zuletzt immer wieder kam: Rückschlag.
Berlins Tobias Gunte war es, der eine Gäste-Ecke in Hillers Kasten wuchtete (60.): "Es ist ärgerlich", so Hiller über seinen Gemütszustand. "Das geht aber jedem Spieler so, weil wir die Chancen haben, sie aber einfach nicht machen", meinte der Schlussmann.
Diesmal lag es nicht an der Einstellung
Spielmacher Richard Neudecker fand es "scheiße", denn: "Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht, ein paar Minuten verschlafen, in denen wir ein Gegentor nach einem Standard kriegen." An der Einstellung, die beim 0:2 gegen den FSV Zwickau zuletzt nicht gestimmt hatte, habe es diesmal nicht gelegen: "Wir wollten den Fans zeigen, dass wir ein Team sind, dass wir kämpfen können - und es nicht an der Mentalität fehlt." Über weite Strecken des Spiels gelang dies auch, wobei sich Aufsteiger Berlin - nach zuletzt zwei Pleiten auf Stabilität bedacht - offensiv meist harmlos zeigte.
Mölders ist über seine Joker-Rolle unglücklich
Torjäger Sascha Mölders, der zum zweiten Mal in Folge die für den Alpha-Löwen verhasste Bezeichnung "Joker" trug, schaffte nach einem Pfostenschuss von Stefan Lex wenigstens noch den Ausgleich (77.). Kein Grund für Freudentänze des 36-Jährigen, der sich genervt zeigte: "Ich bin jetzt fünfeinhalb Jahre hier und habe fast alles miterlebt. Wer mich kennt, der weiß, dass ich ungern auf der Bank sitze. Genauso wie alle anderen Spieler auch. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen."
Auf die Frage, wie die Kommunikation mit Michael Köllner verlaufe, schickte er aber noch eine grantige Botschaft hinterher: "Ihr braucht jetzt nicht versuchen, hier irgendein Feuer zu legen. Darauf gehe ich gar nicht ein."
Auch der Chefcoach zeigte sich angesäuert
Der Chefcoach selbst zeigte sich schon in der Schlussphase angesäuert, pfefferte kurz vor Abpfiff wutentbrannt eine Wasserflasche weg. Die Aussicht auf das schon siebte Remis im elften Spiel ließ auch den Oberpfälzer nicht kalt. "Das stellt mich und unsere Mannschaft natürlich nicht zufrieden", meinte der 51-Jährige: "Wir haben uns für heute mehr vorgenommen und dachten, dass wir heute drei Punkte holen."
Erst zwei Siege für die Löwen
Falsch gedacht - mal wieder. Bislang haben die Löwen weiter nur erst zwei Siege eingefahren (und genauso viele Pleiten). Ein großer Unterschied im Vergleich zu mancher der vorherigen Partien: Nach dem 1:1 lieferte Sechzig ein weiß-blaues Powerplay und schnürte die Viktoria in die eigene Hälfte.
Immerhin keine Niederlage
Man hätte glatt glauben können: Diesmal packen sie es, die Sechzger. Von daher hatte Köllner auch ein Lob für seine Elf parat: "Sie hat sich gegen die Niederlage gestemmt, am Ende hätte es auch ein Sieg werden können."
Wäre da nur nicht die Erkenntnis nach Schlusspfiff, dass Sechzig auch im sechsten Spiel keinen Dreier einfahren konnte: "Für die Zuschauer war es sicher packend, für uns sind es am Ende aber einfach zwei Punkte zu wenig." Es dürfte daher noch dauern, bis er verraucht, der Löwen-Grant.